Stadt und Leute

Ausgabe Nr. 19 · 7. Mai 2003



Sie darf nicht mehr in bedächtigem Tempo den Königstuhl erklimmen: Die historische Bergbahn, die seit 1907 ihre Fahrgäste zuverlässig rauf und runter brachte. (Foto: Rothe)

Obere Bergbahn fährt nicht mehr

Die zuständige technische Aufsichtsbehörde versagte kurzfristig eine Betriebsverlängerung über den 30. April hinaus


Seit 1. Mai ist Heidelberg um eine Attraktion ärmer. Die obere Bergbahn von Molkenkur bis Königstuhl darf nicht mehr fahren, weil ihre Originalanlagen nicht mehr dem heutigen Stand der Technik entsprechen. So entschied die zuständige Genehmigungsbehörde, das Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau in Freiburg.

Die Ablehnung einer von der HSB beantragten Fristverlängerung der Betriebserlaubnis erfolgte sehr kurzfristig. Erst am 29. April habe er eine E- Mail mit der Mitteilung erhalten, dass der Betrieb nur noch bis 30. April genehmigt sei, sagte Dr. Manfred Vogt, Vorstandsvorsitzender der HSB. Vor diesem Datum sei ihm mündlich die Verlängerung des Betriebs bis 30. Juni 2003 zugesagt worden. Doch die von ihm angeforderte schriftliche Bestätigung dafür wurde nicht gegeben.

"Die Anlage der Bergbahn ist sicher, sie entspricht nur nicht mehr dem Stand der heutigen Technik", erklärte Dr. Vogt den Grund der Ablehnung. Seit 1907 fährt die Bahn im Originalzustand unfallfrei auf den Heidelberger Hausberg. Doch neue europäische Sicherheitsbestimmungen haben dazu geführt, dass die HSB für die obere und auch die untere Bergbahn strengere Auflagen für den Betrieb zu erfüllen hat. Zwar rüstete das städtische Unternehmen die Holzwagen mit Feuerlöscher, Löschdecken und Brandmelder aus, reduzierte die ohnehin geringe Fahrgeschwindigkeit und brachte Fluchtwegeschilder an. Doch diese zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen überzeugten die Genehmigungsbehörde nicht.

Da der HSB bekannt war, dass eine langfristige Betriebsgenehmigung nur erteilt wird, wenn der Sicherheitsstandard verbessert wird, hat man schon vor der Ablehnung eine europaweite Ausschreibung vorgenommen. Die alte Bahn und die historischen Anlagen sollen auf jeden Fall erhalten bleiben, aber auf den neusten technischen Stand gebracht werden. Das Ausschreibungsverfahren läuft noch bis 19. Mai.

Untere Bahn fährt weiter
Die untere Bergbahn, die den Kornmarkt mit Schloss und Molkenkur verbindet, erhielt die Betriebsgenehmigung bis 31. Oktober 2003. Danach wird auch sie eine Pause machen, damit bei ihr die Sicherheitsauflagen erfüllt werden können. Wenn sie voraussichtlich Anfang Mai 2004 wieder den Betrieb aufnimmt, wird sie schneller fahren, mehr Platz bieten - und sie wird, wie auch ihre Stationen, behindertengerecht ausgebaut sein. Außerdem plant die HSB eine Optimierung der Ein- und Ausstiegszonen und eine ansprechendere Gestaltung der Stationen am Kornmarkt und am Schloss. Um die zehn Millionen Euro kostet die Sanierung beider Bahnen, schätzt Dr. Manfred Vogt.

Bus-Ersatzverkehr
Die HSB hat einen Bus-Ersatzverkehr von der Molkenkur zum Königstuhl eingerichtet. Außerdem wies Dr. Vogt darauf hin, dass stündlich ein Bus ab Bismarckplatz auf den Berg fährt. Natürlich bieten die Busverbindungen nicht den Charme einer Bergbahn-Fahrt. Der HSB-Vorstand zeigte sich optimistisch, dass trotz einschneidender sicherheitstechnischer Eingriffe die historische Anlage der oberen Bergbahn erhalten bleibt. Die Heidelberger könnten also hoffen, bald wieder mit der alten Holzbahn auf den Königstuhl zu fahren. (neu)

  Zum Seitenanfang

 

Kleine Müllsünder im Visier

Seit vier Wochen läuft ein Streifendienst durch die City, der kleine Müllvergehen ahnden soll


Verena Hähle und Norbert Krambs gehören zu den Mitarbeiter/innen des Gemeindevollzugsdienstes, die einmal wöchentlich in der Hauptstraße, auf dem Bismarckplatz und vor dem Hauptbahnhof als Sonderstreife gegen Umweltsünder unterwegs sind.

Ihre Aufgabe: Sie sollen Personen, die Zigarettenkippen, Getränkeverpackungen, Essensreste, Flaschen und anderen Abfall einfach fallen oder stehen lassen, mit einem Bußgeld belegen. Eine Zigarette kostet mindestens 10 Euro, die Bananenschale 15 Euro, Flaschen 30 Euro. Wer die Hauptstraße als Toilette für seinen Hund missbraucht, zahlt 25 Euro. Die Beträge können von Fall zu Fall erhöht werden.

Allerdings haben die beiden Vollzugsbeamten in blauer Uniform bisher keinen Umweltsünder in flagranti erwischen können. Ihre Kollegen seien aber schon manchmal erfolgreich gewesen, sagen sie. Vielleicht, so vermuten sie, liege es an der Uniform. Als Ordnungshüter seien sie damit sehr gut erkennbar.

Norbert Dörner, Leiter der Abteilung Ordnungswidrigkeiten beim städtischen Rechtsamt, weist darauf hin, dass die Uniform notwendig sei, um dem Gemeindevollzugsdienst den nötigen Respekt zu verleihen. Ohne die offizielle Kleidung würden manche "Täter" die Befugnis der Beamten nicht anerkennen.

Die Stadt Heidelberg hat bereits in den 90er Jahren verschiedene Aktionen für eine saubere Stadt gestartet. "Gemeinsam gegen Schmutz und Schmierereien" hieß es 1997 - der Schwerpunkt lag dabei auf der Entfernung von Graffiti und wilden Plakaten an den Häuserfassaden in der Altstadt. Seit 1998 läuft die breit gefächerte Kampagne "saubere Stadt" mit vielen Aktionen wie: "Frühjahrsputz", Plakataktion rund ums Thema Sauberkeit, Einrichtung einer Telefon-Hotline (58-2938) gegen "Schmuddelecken". In diesem Frühjahr wurde die Kampagne um eine "Sonderstreife gegen Umweltsünder" erweitert. Rund zehn Prozent der Arbeitszeit des Gemeindevollzugsdienstes nimmt die Suche nach kleinen Müllsündern in Anspruch. Der Gemeinderat hatte den Beschluss gefasst, verstärkt gegen Müllsünder vorzugehen, damit es in der Innenstadt sauberer wird.

Bei einem gemeinsamen Kontrollgang mit der Presse ging den beiden Beamten kein Umweltsünder ins Netz. Dafür mussten sie mehrmals Radfahrer in der Hauptstraße anhalten, die dort fuhren, anstatt ihr Rad zu schieben. Doch weil gerade Semesterbeginn war, sahen Verena Hähle und Norbert Krambs von einem Bußgeld ab und wiesen nur darauf hin, dass in der Hauptstraße ein Radfahrverbot gelte, aber die Plöck in beide Richtungen befahren werden dürfe. (neu)

  Zum Seitenanfang

 

Girls' Day in Heidelberg

Berufsfindungstag für Mädchen im Industrie- und Gewerbegebiet Pfaffengrund am 8. Mai


Auf Initiative der Albert-Schweitzer-Schule, Haupt- und Werkrealschule, der HWE Heidelberger Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft mbH und des Gewerbenetzwerks Pfaffengrund, eines seit 1996 bestehenden Zusammenschlusses von Betrieben und Unternehmen im Industrie- und Gewerbegebiet Pfaffengrund, findet in diesem Jahr erstmals ein Girls' Day in Heidelbergs ältestem Industrie- und Gewerbegebiet statt.

Der Girls' Day ist ein weltweit durchgeführter Tag zur Berufsfindung für Frauen und Mädchen und wird in Deutschland nun im dritten Jahr durchgeführt. Die Gemeinschaftsaktion von Politik und Wirtschaft will mehr Schülerinnen der Klassen 5 bis 10 für technische Berufe interessieren.

In Deutschland fand der Girls' Day zunächst vorrangig im gymnasialen und universitären Bereich erste Resonanz. Mit Unterstützung der HWE und des Gewerbenetzwerks Pfaffengrund konnte die Albert-Schweitzer-Schule im Pfaffengrund mit den Firmen ABB Stotz Kontakt GmbH, TI Automotive (Heidelberg) GmbH und BorgWarner Transmission Systems GmbH diesen interessanten Ansatz auch auf die Berufsfindung im handwerklich-technischen Bereich umsetzen. Diese Aktion, die von der Stadt Heidelberg unterstützt wird, ist durch die Mitwirkung dieser drei Firmen möglich geworden. Innerhalb einer kurzen Vorbereitungszeit haben diese gemeinsam mit Lehrkräften der Albert-Schweitzer-Schule ein attraktives Programm für die 25 Schülerinnen der 5. bis 8. Klassen erarbeitet, die in den Betrieben am Vormittag des 8. Mai selbst praktische Arbeiten durchführen können. Den Abschluss bildet ein gemeinsames Pressegespräch mit allen Beteiligten, in dem die Schülerinnen von den Eindrücken des Vormittags berichten werden.

Girls' Day bei der Stadtverwaltung
Auch bei der Stadt Heidelberg gibt es einen Girls' Day. Mädchen der Landhausschule werden beim städtischen Amt für Abfallwirtschaft und Stadtreinigung die in den Werkstätten vertretenen Berufe kennen lernen: Schlosserwerkstatt, Heizung-, Lüftung- und Sanitärwerkstatt, Elektrowerkstatt, Schreinerei, Malerei und Kfz-Werkstatt. Ansprechpartner Ernst Jost: "Klar, dass sie sich auch selbst handwerklich betätigen können."

Aktionen für Jungen
Die Leiterinnen der Kitas Gaisbergstraße, Kanzleigasse, Vangerowstraße und Blumenstraße haben sich Projekte für die Jungs ausgedacht. Zum Beispiel hospitieren die Jungen der Landhausschule in der städtischen Kita Blumenstraße: Sie erhalten einen Einblick in das Berufsbild Erzieherin/Erzieher und können den Alltag an diesem Vormittag in den Gruppen selbst erleben.

Die Freiwilligen Börse Heidelberg ist zwar kein Unternehmen, startet aber am Girls' Day ein Projekt, bei dem junge Frauen nach entsprechenden Recherchen zum Thema Engagement und Freiwilligendienste eine Präsentation oder Internetseite gestalten. Außerdem lädt Lothar Binding, Mitglied der SPD-Bundestagsfraktion, eine Schülerin des Englischen Instituts zum Girls' Day nach Berlin ein. Sie kann einen ganzen Tag lang den Job eines Abgeordneten hautnah miterleben.

  Zum Seitenanfang

Bewegte Bilder aus Lateinamerika

Festival "Cine Latino" präsentiert Krimis, Spiel- und Dokumentarfilme vom 9. bis 19. Mai im Karlstorkino


Die verschiedenen Gesichter Lateinamerikas bringt das Filmfestival "Cine Latino" inzwischen zum dritten Mal auf die Leinwand des Karlstorkinos. Neben aktuellen Produktionen aus Brasilien, Kolumbien, Chile, Argentinien, Kuba und Mexiko ist in diesem Jahr auch ein Beitrag aus Uruguay zu sehen.

Im Mittelpunkt des diesjährigen Festivals steht das Filmland Brasilien. Zur Eröffnung am Freitag, 9. Mai, um 19.30 Uhr wird "O invasor - Der Eindringling" von Beto Brant gezeigt, ein spannender Krimi über drei Geschäftsmänner aus São Paulo und die Verstrickung von Gewalt und Freundschaft. Mit "Cidade de Deus - Stadt der Götter" von Fernando Meirelles läuft außerdem einer der aufsehenerregendsten brasilianischen Spielfilme des vergangenen Jahres als deutsche Premiere. Er erzählt die Entstehungsgeschichte eines Slums von Rio de Janeiro.

Passend dazu zeigt der Dokumentarfilm "A guerrera da luz - Kriegerin des Lichts" von Monika Treut die bewegende Arbeit der brasilianischen Menschenrechtlerin Yvonne Bezerra de Mello in den Favelas von Rio de Janeiro. Die Auswahl brasilianischer Filme wird abgerundet mit der Komödie "Eu, tu, elles - Ich, Du, Sie - Darlenes Männer" von Andrucha Waddington, der Familientragödie "Lavoura arcaica - Zur Linken des Vaters" von Luiz Fernando Carvalho und dem Film-Klassiker "Orfeu Negro" von Marcel Camus aus dem Jahre 1959.

Aus Kolumbien sind Jorge Alí Triana mit seinem schwarzhumorigen Film "Bolivar, soy yo - Bolivar, bin ich", über das Leben des lateinamerikanischen Freiheitskämpfers Simón Bolivar, sowie Marta Rodríguez, eine engagierte Dokumentarfilmerin, die den Alltag verschiedener kolumbianischer Gruppen früher und heute porträtiert, dabei.

Mit "Taxi para tres - Taxi für Drei" von Orlando Lübbert steht außerdem ein Publikumserfolg aus Chile auf dem Programm. Der beim Filmfestival in San Sebastián prämierte Streifen erzählt die Geschichte von einem Taxifahrer, den zwei Halunken in eine Sache verwickeln, die sein Leben und das seiner Familie verändert. - Das Leben von Straßenkindern in Lateinamerika thematisiert der mexikanische Beitrag "De la calle - Von der Straße" von Gerardo Tort.

Ein Höhepunkt im Programm ist der vielfach ausgezeichnete Dokumentarfilm "Balseros - Floßflüchtlinge" von Carlos Bosch. Im Sommer 1994 filmte er sieben Familien aus Kuba, die das Land auf selbstgebauten Flößen verlassen wollten. Sieben Jahre später gelang es dem Filmteam, die Flüchtlinge wieder aufzuspüren. Und schließlich präsentiert sich das Filmland Uruguay mit dem auf dem Sundance Festival ausgezeichneten Film "25 Watts" von Juan Pablo Rebella, über drei Jugendliche und ihren Alltag in Montevideo.

Cine Latino hat sich mittlerweile zu einem wichtigen Forum für lateinamerikanische Filmkultur in Deutschland entwickelt und findet zeitgleich in vier Städten - Heidelberg, Tübingen, Stuttgart und Frankfurt - statt. Die international prämierten Spiel- und Dokumentarfilme laufen fast alle im Original mit Untertiteln. Daneben gibt es ein Rahmenprogramm mit Konzerten, Lesungen und Diavorträgen. Ausführliche Informationen sind im Internet unter www.karlstorkino.de zu finden.

  Zum Seitenanfang
  Zur Inhaltsangabe STADTBLATT



Copyright © Stadt Heidelberg 1999, All Rights Reserved
Stand: 6. Mai 2003