Ausgabe Nr. 19 · 9. Mai 2001 |
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Kranzniederlegung auf dem Deportiertenfriedhof in Gurs zum Gedenken an die in das südfranzösische Lager verschleppten badischen Juden |
"Würde des Menschen ist unser höchstes Gut" |
Delegation badischer Städte besuchte KZ-Gedenkstätte in Südfrankreich "Die Würde des Menschen ist unser höchstes Gut!" So beendete Oberbürgermeisterin Beate Weber ihre Rede zum Gedenken an die ins südfranzösische Lager Gurs verschleppten badischen Juden. Sie bezeichnete Gurs als die "Vorhölle von Auschwitz". Die Stadt Heidelberg vertritt in diesem Jahr federführend die badischen Städte, die sich die Pflege der Gedenkstätte zur Aufgabe gemacht haben. Beate Weber leitete eine Delegation von Stadträtinnen und Stadträten aus Heidelberg sowie aus Mannheim, Emmendingen, Freiburg und Konstanz. Traditionell war auch der Oberrat der Israelitischen Religionsgemeinschaft in Baden unter Leitung seines Vorsitzenden Manfred Erlich vertreten. Aus Heidelberg nahmen an der Gedenkveranstaltung teil: Dr. Lazar Broitman und Ludmilla Berlin von der Jüdischen Kultusgemeinde sowie die Stadträtinnen Susanne Bock, Dr. Ursula Lorenz, Dr. Karin Werner-Jensen und die Stadträte Ernst Gund und Dr. Wolfgang Luckenbach. Die Oberbürgermeisterin rief die Menschen von heute zu Zivilcourage auf, die damit beginne, sich schlimme Witze über Juden, Polen, Türken oder andere zu verbitten. Zivilcourage heiße, für ein öffentliches Klima einzutreten, in dem sich auch Minderheiten, Fremde und Schwache sicher und aufgehoben fühlen. Dies sei eine dauernde Aufgabe und der Auftrag, die sich aus dem schrecklichen Geschehen in Gurs für die Gegenwart und die Zukunft ergäben. Im Oktober 1940 hatte die Gestapo alle Juden aus den badischen Städten dazu aufgefordert, binnen weniger Stunden an den Bahnhöfen zu sein oder sie mit LKW dorthin gebracht. Sie wurden dann nach Gurs deportiert. Nicht wenige traten von Südfrankreich ihren letzten Weg in die Vernichtungslager des Ostens an, vor allem nach Auschwitz. Ein Zeitungsartikel hatte im August 1957 auf den verwahrlosten Zustand des Deportiertenfriedhofs in dem Lager aufmerksam gemacht. Die Stadt Karlsruhe in ihrer Verantwortung als ehemalige "Gauhauptstadt" und der seinerzeitige Oberbürgermeister Günther Klotz ergriffen zusammen mit dem Oberrat der Israeliten die Initiative und sorgten dafür, dass eine Gedenkstätte errichtet und 1963 eingeweiht wurde. Seit der Einweihung reist in der Regel jedes Jahr eine Delegation der badischen Städte nach Gurs, um der Opfer zu gedenken. Jeweils am letzten Sonntag im April, am französischen "Tag der Deportierten", findet auf dem Deportiertenfriedhof eine Gedenkfeier statt, bei der die badischen Städte sowie der Oberrat der Israeliten Badens, der deutsche Generalkonsul in Bordeaux und die Gemeinde Gurs als äußeres Zeichen des Gedenkens Blumengebinde am Mahnmal niederlegen. Neben der Feier auf dem Friedhof standen in diesem Jahr ein Besuch einer Ausstellung europäischer Künstler "Gurs et ailleurs" (Gurs und anderswo), die mit Unterstützung der Heinrich-Mann-Stiftung auch in anderen Städten gezeigt und durch jeweils neue Kunstwerke dort ergänzt werden soll, auf dem Programm. Empfänge in den Rathäusern von Gurs und der Nachbarstadt Navarrenx ergänzten das Programm der badischen Gäste. Die Empfänge haben allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern sehr schnell deutlich gemacht, wie nah einerseits für die Bewohner der Region die Geschehnisse von damals noch sind. Zum anderen beherrschte aber die deutliche Sorge die intensiven Gespräche, dass mit zunehmendem Alter der Zeitzeugen das Interesse an dem Thema schnell abnehmen könnte, wenn nicht gegengehalten wird. Die deutsche Delegation einigte sich darauf, aktiv zu werden, durch Verstärkung der Dokumentation vor Ort, um auch Exkursionen durchführen zu können, und durch politischen Einfluss auf den Landtag und die Landesregierung, damit die Lehrpläne und Lehrbücher mit diesem Thema aktiver umgehen. Alle waren von der Unmenschlichkeit dieses besonderen Lagers tief bedrückt, das vor allem das Ziel hatte, mit unmenschlichen äußeren Bedingungen die Würde des Menschen zu vernichten und sie damit in den Tod zu treiben. Wer dort nicht starb, wurde dann in die Vernichtungslager, unter anderem nach Auschwitz, transportiert und umgebracht. |
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Warten gespannt auf die Preisverteilung: einige der jungen Preisträger/innen im Rathaus-Foyer. (Foto: Rothe) |
Preise jetzt, Ausstellung später |
48. Europäischer Wettbewerb: 38 Schülerinnen und Schüler wurden ausgezeichnet Um "Unsere Umwelt - eine Aufgabe für Europa mit Zukunft" ging es beim 48. Europäischen Wettbewerb, der jährlich unter den deutschen Schulen ausgeschrieben wird. 302 Heidelberger Schülerinnen und Schüler von acht Schulen beteiligten sich daran. 38 von ihnen wurden jetzt für ihre Arbeiten mit Preisen belohnt. Dazu hatte die Stadt Heidelberg die jungen Preisträger/innen mit ihren Lehrerinnen und Lehrern ins Rathaus-Foyer eingeladen, wo sie von Bürgermeister Dr. Jürgen Beß begrüßt wurden. Der musste zunächst einmal darauf hinweisen, dass die preisgekrönten Arbeiten nicht wie vorgesehen zur Preisverteilung ausgestellt werden konnten, weil sie nach der Bewertung durch die Preisgerichte von Bund und Land nicht rechtzeitig zurückgeschickt worden waren. Schon im vergangenen Jahr mussten aus diesem Grund Preisverleihung und Präsentation der Arbeiten zu unterschiedlichen Zeiten erfolgen. "Ein technisches Problem, das nicht bei der Stadt Heidelberg liegt", betonte Dr. Beß und versprach, dass die Arbeiten noch vor den Sommerferien - spätestens aber im August - im Foyer des Rathauses zu sehen sein werden. Das Thema Umwelt, erzählte der Bürgermeister seinen jungen Zuhörerinnen und Zuhörern, hat in der Stadt Heidelberg einen besonderen Stellenwert: Es gibt ein Umweltamt und regelmäßige Umweltberichte; 1996/97 war Heidelberg sogar die Umwelthauptstadt. Dr. Beß zitierte aus dem Stadtentwicklungsplan, in dem die Umwelt ebenfalls großes Gewicht hat. "Ihr habt euch mit einem Thema auseinander gesetzt", sagte er zu den Schülerinnen und Schülern, "mit dem sich Stadtverwaltung und Gemeinderat regelmäßig ausführlich befassen." In ganz Baden-Württemberg hatte der Europäische Wettbewerb in diesem Jahr rund 60.000 Teilnehmer/innen an 683 Schulen. Sie alle machten sich auf Grund der Aufgabenstellung über zwei wichtige Themenbereiche gleichzeitig Gedanken, stellte Margret Dotter, Vorsitzende des Heidelberger Kreisverbandes der Europa-Union, fest: über die Umwelt und über Europa. Die Stadträtin lobte den Wettbewerb als "hervorragende Möglichkeit, jungen Menschen den Europa-Gedanken - zu dem es keine Alternative gibt - zu vermitteln". Ortspreise (gestiftet von der Sparkasse Heidelberg) erhielten folgende Wettbewerbsteilnehmer/innen: Heinrich Lieder, Eugen Usselmann, Thomas Dziombek, Martin Gabor (Albert-Schweitzer-Schule), Victoria Groll-Fahr (Elisabeth-von-Thadden-Schule), Omar Rafie (Gregor-Mendel-Realschule), Sarah Motsch, Anna Rink, Julia Walter, Marc Lehninger, Marga Fendler (Englisches Institut), Felix Lull, Hüseyin Özcan, Petra Julia Koch, Svenja Engelhardt, Teresa Minarikova, Thomas Gantert (Helmholtz-Gymnasium), Natascha Danner (Landhausschule), Andreas Rössler, Saskia Ehrhard, Tobias Fessler (Stauffenbergschule), Lisa Brech (Wilckensschule). Mit Landespreisen (von der Bundes- und Landesjury) wurden bedacht: Bekir Aysan, Cihan Kara (Schweitzer-Schule), Dora Reber, Kara Hasenjäger (Thadden-Schule ), Daniel Patzsch (Mendel-Realschule), Marlene Dumm, Moritz Wellmann-Gilcher, Julie Charlotte Semb (EI), Helen Sander, Inken Bodamer, Natalia Dolgonossova, Susanne Reh (Helmholtz), Serpil Tilki (Landhausschule), Yvonne Gleber, Sarah Kleist (Stauffenberg), Dennis Russo (Wilckensschule). Auszeichnungen erhielten auch die Lehrkräfte, die den Wettbewerb an den Schulen begleiteten: Marlene Bohne-Becker (Schweitzer); Sylke Freiler (Thadden), Barbara Bechtel (Mendel), Werner Schaub (EI), Helga Schulz, Ute Giese (Helmholtz), Helga Scheck-Loritz, Karin Horter (Landhaus), Ina Platt, Inge Klein, F. Ludwig, Steffi Frey (Stauffenberg) und Isolde Damolin (Wilckens). br. |
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Initiative für mehr Zivilcourage |
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Appell der Polizei: Nicht weggucken, sondern helfen Was geht mich das an? Da kann ich nichts tun! Dafür sind andere zuständig! "Es sind immer die gleichen Einwände, mit denen sich Gaffer und Weggucker rechtfertigen und als Zeugen einer Straftat untätig bleiben", sagt die Polizei, die jetzt eine Initiative für mehr Zivilcourage startete. Gleichgültigkeit, Bequemlichkeit und Desinteresse am Nächsten häufen sich in unserer Gesellschaft, meint die Polizei, und erzeugen so ein Klima, das es Straftätern leichter macht, unbehelligt zu bleiben. Und sollte doch einmal jemand Betroffenheit spüren, scheitert dessen Absicht helfen zu wollen oftmals an der Unkenntnis, wie geholfen werden kann und an der Furcht vor möglichen Unannehmlichkeiten. Dazu die Polizei: Jeder ist von Gesetzes wegen verpflichtet, bei einer Straftat im Rahmen seiner Möglichkeiten einzugreifen. Jeder trägt Verantwortung für das friedliche Zusammenleben in unserer Gesellschaft. Deshalb ist jeder gefordert, gegebenenfalls als Helfer aktiv zu werden und sich als Zeuge zur Verfügung zu stellen. Sechs Regeln sollen dem Einzelnen helfen, mehr Zivilcourage zu entwickeln: 1. Ich helfe, ohne mich selbst in Gefahr zu bringen. 2. Ich fordere andere aktiv und direkt zur Mithilfe auf. 3. Ich beobachte genau, präge mir Täter-Merkmale ein. 4. Ich organisiere Hilfe über Notruf 110. 5. Ich kümmere mich um Opfer. 6. Ich stelle mich als Zeuge zur Verfügung. In 90 Prozent aller Fälle ist die Polizei auf die Zusammenarbeit mit Zeugen und Hinweisgebern angewiesen. Nur mit Hilfe von Zeugen ist es möglich, dem gemeinsamen Anliegen - in Sicherheit zu leben - näher zu kommen. Und: Jeder sollte daran denken, dass er selbst in die Situation geraten kann, in der man Helfer und Zeugen braucht. Weitere Informationen zur Polizei-Initiative für mehr Zivilcourage gibt es im Internet unter www.aktion-tu-was.de oder bei jeder Polizeidienststelle. |
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Spendenübergabe an AIDS und Kinder e.V. (von links): Jochen Ranzenberger, Elke Adler, Julia Ludwig und Jörg-Uwe Finz. (Foto: Rothe) |
Elf Blaue helfen AIDS und Kinder |
Spende der GGH-Belegschaft an den Heidelberger Verein mit großem Aufgabenkatalog
Ein sehr wichtiger Punkt ist auch die Öffentlichkeitsarbeit. Der Verein möchte
Nichtbetroffene über das Thema AIDS informieren, um so zu helfen, deren Ängste
und Probleme im Umgang mit Betroffenen abzubauen. Sehr gerne stehen die Mitarbeiter/innen
des Vereins auch für Vorträge und Gespräche in Kindergärten,
Horten, Schulen oder bei Jugendgruppen zur Verfügung. |
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Komplett-Service |
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Verkehrsverein baut Reiseplanung per Internet weiter aus Mit erheblichen Erweiterungen seines Internet-Auftritts (www.cvb-heidelberg.de) hat der Verkehrsverein Heidelberg jetzt seinen Service am Gast weiter perfektioniert. Ab sofort kann man sich unter der Rubrik "Gesamtüberblick Heidelberg" den Reiseplaner 2001 mit allen wichtigen Informationen als pdf-Datei herunterladen und komplett oder auszugsweise ausdrucken. Über Netz wird die dazu nötige Software kostenlos mitgeliefert. Neben der englischen Version "Guide for Planning Your Trip" stehen auch Fassungen in spanischer, italienischer, französischer und japanischer Sprache zur Verfügung. Teil des Reiseplaners ist eine aktuelle Hotelliste. Unter der Rubrik "Heidelberg buchen" können die Gäste in eine Suchmaske ihre Wünsche wie Preis, Lage und Ausstattung eingeben und erhalten unverzüglich eine Liste der entsprechenden Hotels. Vom gewünschten Hotel gelangt man direkt zum Buchungsformular, das ausgefüllt per e-mail an die Incoming-Abteilung des Verkehrsvereins gesendet werden kann. Wenn die vom Gast gewählte Unterkunft verfügbar ist, sendet die Incoming-Abteilung die Reservierungsbestätigung zurück. Andernfalls sorgen die Expertinnen und Experten des Verkehrsvereins für die Buchung in einem vergleichbaren Hotel. Darüber hinaus stehen sie selbstverständlich auch weiterhin für persönliche Beratungen zur Verfügung. Auch die Informationsschrift "Kongresse & Incentives" wurde vom Verkehrsverein jetzt komplett ins Internet gestellt. Als pdf-Datei kann man sie insgesamt oder in Auszügen herunterladen und ausdrucken. Die Rubrik "Kongresshaus Stadthalle Heidelberg" präsentiert Innen- und Außenansichten des Hauses aus allen Blickwinkeln und lädt zum virtuellen Spaziergang durch die Räume ein. |
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Ex Patria |
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Sieben Künstler aus sieben Ländern im Rathausfoyer Die Arbeitsgruppe "Älter werden in der neuen Heimat" veranstaltet gemeinsam mit der Künstlergruppe 79 eine Ausstellung im Rathausfoyer. Die Ausstellung "Ex Patria" mit Bildern, Fotographien und Installationen von Gagik Babajan (Armenien), Milan Chlumsky (Tschechische Republik), Dao Droste (Vietnam), Ron Otter (USA), Lynn Schoene (Großbritannien), Andrzej Urbanski (Polen) und Marisa Vola (Italien) ist bis zum 18. Mai zu sehen. Zentrales Thema dieser Ausstellung ist die Identifizierung ausländischer Künstler und Künstlerinnen mit/in der neuen Heimat. Entstanden ist die Idee zu dieser Ausstellung aus dem Bedürfnis heraus, die Arbeit für alte und ältere Migrantinnen und Migranten einmal aus einer anderen Perspektive zu präsentieren. Die Vernissage mit Kulturbürgermeister Dr. Jürgen Beß und Memet Kiliç, dem Vorsitzender des Ausländerrates, findet am kommenden Freitag, 11. Mai, um 15 Uhr statt. Dr. Milan Chlumsky von der Heidelberger Künstlergruppe 79 führt in die Ausstellung ein. Musikalisch umrahmt wird die Veranstaltung von dem chilenischen Liedermacher Patricio Padilla und der Geigerin Stephanie Hügler. |
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Zur Inhaltsangabe STADTBLATT | |
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