Kultur

Ausgabe Nr. 19 · 10. Mai 2000



Rolf Schneider über seine Ausstellung im Kunstverein: "Ich mag, dass der Kunstfreund hier reinkommt und staunt." (Foto: Pfeifer)

Sehender Wanderer in der Welt

Neue Arbeiten von Rolf Schneider bis zum 28. Mai im Kunstverein


Rolf Schneider präsentiert derzeit seine neuesten Arbeiten in den Räumen des Heidelberger Kunstvereins. Sein Thema ist der Raum und die Wirkung von klaren geometrischen Formen im Raum. Quadrat, Dreieck, Kreis und Trapez sind die Elemente, mit denen er arbeitet und die er zum Leben erweckt.

In Heidelberg 1948 geboren und auch hier ansässig, versteht Rolf Schneider sich nicht als "Heidelberger Künstler". Er sucht den Austausch mit internationalen Künstlerinnen und Künstlern. Nach einem Stipendium am Cité Internationale des Arts in Paris, arbeitete er zeitweilig in Düsseldorf, Paris, Berlin und New York, wo er Freunde gefunden hat und Inspiration. Bei der Ausstellungseröffnung würdigte Oberbürgermeisterin Beate Weber sein künstlerisches Engagement: "Seine Aktivitäten zeigen, dass man nicht in New York oder Berlin leben muss, um sich auf der internationalen Kunstszene bewegen zu können."

Seine erste Ausstellung hatte Rolf Schneider vor genau 20 Jahren im Heidelberger Kunstverein. Im Rahmen der Reihe "Angebote zur Wahrnehmung" wurden damals noch kaum bekannte Künstler vorgestellt. Bekanntheit erlangte Schneider in Heidelberg durch seine Aktivitäten im "Raum 404" auf dem Gelände der ehemaligen Glockengießerei.

Metall, Glas, Gips und TippEx sind die heute von ihm verwendeten Materialien. Metallrahmen begrenzen den zweidimensionalen Raum, in dem Formen, Strukturen oder Satzaussagen isoliert und klar auf die Betrachter wirken. Und der dreidimensionale Raum ist der Rahmen für seine Skulpturen, etwa die für den Heidelberger Kunstverein konzipierten "Plejaden". Das Siebengestirn aus blauem und gelbem Glas hat Ähnlichkeit mit dahintreibenden Eisschollen. Auf dem Fußboden installiert, sind sie von der Galerie aus zu betrachten. Das Raumerlebnis ist für Schneider zentral. Ist doch bei seinen Installationen immer auch der Raum ein Teil der Arbeit und korrespondieren Raum und Objekt miteinander.

Die größte geistige Leistung in der Geschichte der Menschheit sieht Schröder in der Schaffung eines geometrischen Raumes und dem Heraustreten aus der Höhle. Diese Begeisterung für klare Strukturen und seine ausgeprägte Formensprache können die Betrachter in der Ausstellung nachempfinden.

Er bezeichnet sich selbst als "Sehender Wanderer in der Welt", der vorhandene Objekte, Formen oder Materialien entdeckt, aufgreift, und ihnen zu neuer Wirkung verhilft, ihnen aber keineswegs einen eindeutigen Sinn gibt. Alle seine Materialien könnten Geschichten über ihre Herkunft erzählen. "Für meine Objekte sind diese Geschichten jedoch unwichtig", erklärt Schneider, "wichtig ist nur, dass sie bereits da waren."

Betrachter und Betrachterinnen sind eingeladen, sich anregen zu lassen und die Arbeiten auf sich wirken zu lassen. Der Satz des Pythagoras, das Blau und die Sterne, die seltsame Farbigkeit der TippEx-Bilder, das Gestell mit den sieben Schöpfungstagen und die unterschiedlichen Fundstücke Schneiders sprechen die Fantasie der Betrachter an. Der Heidelberger Kunstverein ist dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet und mittwochs bis 20 Uhr. (doh)

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Stand: 9. Mai 2000