Kultur

Ausgabe Nr. 18 · 5. Mai 1999

Museum Haus Cajeth zeigt vom 7. Mai bis 4. Juni Bilder von Roma-Kindern

Die Farben der Roma-Kinder

Wer in diesen Tagen den Weg ins Museum Haus Cajeth findet, wird über die ausdrucksstarken und farbenprächtigen Zeichnungen der Roma-Kinder aus Jarovnice, einem kleinen Ort im Osten der Slovakei, erstaunt sein. Kinder, aufgewachsen in den Elendsvierteln der Roma am Rande der slovakischen Gesellschaft, geben mit ihren Werken den mündlich überlieferten Märchen und Geschichten ihrer Eltern und Großeltern lebendigen Ausdruck.

Die Arbeiten der Kinder, zu sehen in der Ausstellung "Die Farben der Roma-Kinder", sind Ergebnis des Zeichenunterrichts an ihrer Schule. Unter Anleitung ihres Lehrers Ján Sajko finden sie Ausdrucksmöglichkeiten für ihre rein mündlich gelebte Kultur, die keine schriftliche Überlieferung kennt. Sein Engagement für die Kinder ist von besonderer Bedeutung, da ihr Leben als Roma durch Ausgrenzung und Benachteiligung gekennzeichnet ist und sie isoliert von den Kindern der slovakischen Mehrheit unterrichtet werden. Ján Sajko, selbst Slovake, arbeitet bereits seit zehn Jahren mit den Roma-Kindern und hat ihre Fähigkeiten erkannt. Immer wieder sei er fasziniert von ihrer schöpferischen Kraft, berichtet er.

Die Arbeiten der Kinder haben bereits an zahlreichen internationalen Wettbewerben teilgenommen und viele Preise erhalten. Der Erlös komme ihrer Schule zugute, die vom slovakischen Bildungsministerium, wie Sajko erklärt, stiefmütterlich behandelt werde. "Die internationale Anerkennung erfüllt die Kinder mit Stolz", berichtet Ján Sajko. "Sie stärkt ihr Selbstwertgefühl als Roma und macht ihnen Mut für ihre Zukunft."

Initiator der Wanderausstellung, die in fünf weiteren Städten Deutschlands zu sehen sein wird, ist MitOst, ein Verein, der sich für Sprach- und Kulturaustausch mit mittel- und osteuropäischen Ländern einsetzt. MitOst, mit Sitz in Berlin, wurde von Stipendiaten der Robert-Bosch-Stiftung gegründet. Ihr Anliegen ist es, das Verständnis von Demokratie zu verbreiten, geistige Voraussetzungen für Toleranz zu schaffen und zu der Einsicht beizutragen, dass kulturelle Vielfalt für Nationalstaaten durchaus Reichtum bedeuten kann. Allein 65 Dozenten aus Deutschland sind an zahlreichen Universitäten Ost- und Mitteleuropas tätig, um das Prinzip der Demokratie, der freien und gleichenberechtigten Mitbestimmung aller Bevölkerungsgruppen, zu lehren. Ein weiteres Anliegen von MitOst ist, den Facettenreichtum der osteuropäischen Kulturen in Westeuropa vorzustellen, um dem Fremden das Bedrohliche zu nehmen und um über das Kennenlernen der unterschiedlichen Kulturen zu einer Verständigung zwischen Ost- und Westeuropa beizutragen.

Das Museum Haus Cajeth, dessen Dauerausstellung Primitive Kunst im 20. Jahrhundert zeigt, versteht die poetische Bilderwelt der Kinder als Botschaft über den Reichtum und die Vielfalt der Menschen an sich, die es zu bewahren gilt.

"Die Farben der Roma-Kinder" ist zu sehen bis zum 4. Juni im Museum Haus Cajeth, Haspelgasse 12, außer Donnerstag, Sonntag und Feiertags von 11 bis 17 Uhr. Die Austellung wird eröffnet am Freitag,
7. Mai, 19 Uhr. (doh)

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Stand: 4. Mai 1999