Thema der Woche

Ausgabe Nr. 18 · 30. April 2003



"Zeit zu lieben - Zeit zu sterben", von Fritz Kater steht am Sonntag, 11. Mai, um 20 Uhr auf dem Gastspielprogramm des Heidelberger Stückemarktes. Die Inszenierung von Armin Petras (Thalia Theater Hamburg) gehört "zu den herausragenden Theaterereignissen des Jahres 2002", urteilte die Jury des diesjährigen Berliner Theatertreffens. Noch vor Berlin ist das Stück über eine "typische DDR-Jugend" in Heidelberg zu sehen.

Aufbruch an Russlands Bühnen

Der 20. Heidelberger Stückemarkt kommt vom 2. bis 11. Mai - Diesjähriges Gastland ist Russland


Mit einem vielversprechenden Programm kann der Stückemarkt 2003 aufwarten. Zehn Tage lang präsentiert das Theater der Stadt ein spannendes Gastspielprogramm mit Ur- und Erstaufführungen aus Hannover, Düsseldorf und Hamburg sowie zwei aktuelle Produktionen aus Moskau und Heidelberg. Ganz im Zentrum stehen auch in diesem Jahr die Autorennächte, wenn in szenischen Lesungen bisher noch nicht aufgeführte Bühnenstücke vorstellt werden.

Der 20. Heidelberger Stückemarkt ist als Forum zeitgenössischen dramatischen Schaffens zu einer festen Institution der baden-württembergischen Theaterlandschaft geworden. Seit 2001 hat sich der Stückemarkt auf Initiative des Heidelberger Intendanten Günther Beelitz auch für die europäischen Nachbarländer geöffnet. Nach Frankreich und Italien ist in diesem Jahr Russland mit einer breiten Auswahl russischer Gegenwartsdramatik zu Gast.

Eröffnet wird der Stückemarkt mit der Uraufführung von Daniel Goetschs Stück "Ammen" am Freitag, 2. Mai, um 20 Uhr im Werkraumtheater. Der Schweizer Autor hatte bei der Autorenlesung im vergangenen Jahr den Stückemarkt-Preis gewonnen. Die Inszenierung an der Städtischen Bühne stammt von Jens Schmidl, der in Heidelberg bereits erfolgreich bei den "Comedian Harmonists" Regie geführt hat.

Gastland Russland
Die beiden folgenden Tage stehen ganz im Zeichen des diesjährigen Gastlandes Russland. In der ersten Autorennacht am Samstag, 3. Mai werden drei noch nicht aufgeführte Bühnenstücke von russischen Autoren in Lesungen im Werkraumtheater vorgestellt: "Valentinstag" von Ivan Viripaev, "Zurichov" von Maxim Kurotschkin und "Terrorismus" von dem Autoren-Duo Oleg und Vladimir Presnjakov.

"Mit Unterstützung unseres "Russland-Scouts" Georg Genoux konnten wir die neueste Entwicklung russischer Gegenwartsdramatik aufspüren", so Günther Beelitz. Der Heidelberger Intendant pflegt bereits seit 1974 enge Kontakte zum russischen Theater. Er möchte zeigen, wie sich die Theaterlandschaft seit dem Ende der Sowjetunion verändert hat. "Unser Ziel beim Stückemarkt muss sein, die Nahtstellen der Veränderung sichtbar zu machen", so Beelitz.

Georg Genoux stammt aus Hamburg, studierte Regie in Moskau und gehört zur künstlerischen Leitung vom "Zentrum Neues Drama: theater.doc" in Moskau. Über die Bedeutung des Theaters in Russland sagt er: "Das Interesse an Gegenwartsdramaturgie wächst enorm. Wir befinden uns am Anfang eines Booms." Premieren-Berichte haben einen festen Platz in den täglichen Nachrichtensendungen Russlands.

Podiumsdiskussion
Um den "Aufbruch nach der Perestroika - Theater im heutigen Russland" geht es auch in der Podiumsdiskussion am Sonntag, 4. Mai, um 17 Uhr im Foyer des Theaters. Hier wird Einblick in die Entwicklungen des russischen Theaters gegeben und über die Situation der Autoren und Theatermacher im heutigen Russland informiert.

Am selben Abend stehen gleich zwei Inszenierungen russischer Gegenwartsdramatik auf dem Programm. Um 19 Uhr ist das Theater Kasantsev-Center aus Moskau mit Michail Ugarovs "Oblom-Off" auf der Städtischen Bühne zu sehen. Und um 22 Uhr wird mit der Heidelberger Inszenierung von "Zeitnot II" von Ivan Ugarov und Georg Genoux die deutschsprachige Erstaufführung eines russischen Stücks über die Kriegsfolgen in Tschetschenien gezeigt.

Das zweite russische Gastspiel steht am Donnerstag, 8. Mai, um 20 Uhr auf dem Programm des Werkraumtheaters. Theater Pokrovka aus Moskau spielt "Fünf Abende" von Alexeij Volodin in russischer Sprache mit deutscher Übertitelung.

Deutsche Gastspiele
Im Rahmen des deutschen Gastspielprogramms werden vom 9. bis einschließlich 11. Mai vier aktuelle Inszenierungen aus der Bundesrepublik zu sehen sein. Den Anfang macht das Schauspiel Hannover mit David Gieselmanns Stück "Das Frühstück", gefolgt vom Düsseldorfer Schauspiel mit Elfriede Jelineks "Die Liebhaberinnen" und Jens Roselts "Dreier" (Schauspielhaus Hamburg) sowie Fritz Katers "Zeit zu lieben - Zeit zu sterben" (Thalia Theater Hamburg), das zum diesjährigen Berliner Theatertreffen eingeladen ist. Nach allen Vorstellungen besteht wieder Gelegenheit zum Gespräch mit den anwesenden Autoren, Schauspielern und Regisseuren.

Drei Spielstätten
Erstmals in diesem Jahr stehen drei Spielstätten für den Heidelberger Stückemarkt zur Verfügung: das Große Haus, Theaterstraße 4, das Werkraumtheater, Zwingerstraße 5 und die Probebühne 5, Eingang über den Theaterparkplatz Friedrichstraße 5. Als Treffpunkt für alle Theaterfreunde ist das Stückemarktzelt wieder auf dem Gelände des Theaters in der
Friedrichstraße 5 täglich von 16 bis 1.00 Uhr geöffnet. (doh)

Der Kartenvorverkauf...
... hat bereits begonnen. Karten für alle Gastspiele und Autorennächte gibt es bei Heidelberg Ticket unter Telefon 58-2000, per E-Mail unter heidelberg-ticket@heidelberg.de oder direkt an der Theaterkasse, Theaterstraße 4, Montag bis Freitag von 11 bis 19 Uhr und Samstag von 10 bis 15 Uhr.
 

Forum junger Autoren

Herzstück des Heidelberger Stückemarktes sind die Autorennächte im Werkraumtheater. Hier werden noch nicht aufgeführte Bühnenstücke dem Publikum in szenischen Lesungen mit dem Ensemble des Heidelberger Theaters vorgestellt. Anschließend sind die Zuhörerinnen und Zuhörer eingeladen für das ihrer Meinung nach beste Stück den "Heidelberger Publikums-Preis" zu vergeben. Sechs deutsche und drei russische Autorinnen und Autoren konkurrieren in diesem Jahr um den Publikums-Preis.


Erste Autorennacht Russland
Samstag, 3. Mai, ab 18 Uhr:
"Valentinstag" von Ivan Viripaev
Eine herzzerreißende und gleichzeitig urkomische Liebesgeschichte.
"Zurichov" von Maxim Kurotschkin
Zurichov trifft in der Hölle seinen verstorbenen Vater, der ihm einen überraschenden Vorschlag macht.
"Terrorismus", Oleg und Vladimir Presnjakov.
Das Stück untersucht verschiedene Terror-Szenarien im alltäglichen Leben.
 

Zweite Autorennacht

Montag, 5. Mai, 19.30 Uhr:
"Wermut" von Katharina Schlender
Ein kollektiver Mord wird aufgeklärt.
Montag, 5. Mai, 21.30 Uhr:
"Arabesken um Frosch" von Hakon Hirzenberger
Ein Theaterstück über verkaufte Freundschaft, beklemmend in seiner komischen Traurigkeit.
   

Dritte Autorennacht

Dienstag, 6. Mai, 19.30 Uhr:
"Viel Rauch und ein kleines Häufchen Asche" von Ralf-Günther Krolkiewicz
Der Autor würdigt in sprachgewaltigen Bildern die Opfer der Vertreibung aus den ehemals deutschen Ostgebieten.
Dienstag, 6. Mai, 21.30 Uhr:
"Evariste Galois" von Thilo Reffert
Ein rasantes Stück über den Todeskampf eines verkannten mathematischen Genies.
   

Vierte Autorennacht

Mittwoch, 7. Mai, 19.30 Uhr:
"Wir werden Wölfe sein" von Shenja Keil
Der Stoff ist der Edda entnommen. Die Verquickung von Krieg, Geschäften und Politik bestimmt den Mythos und ist von großer Aktualität.
Mittwoch, 7. Mai, 21.30 Uhr:
"Spinnen" von Sabine Wen-Ching Wang
Das Stück gibt ein Stimmungsbild aus der offenen Station einer Psychiatrischen Klinik.

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Stand: 29. April 2003