Kultur

Ausgabe Nr. 17 · 28. April 1999

Ausstellung in der Universitätsbibliothek

Goethes Farbenlehre

Sein ganzes Leben lang hat Goethe an der Farbenlehre festgehalten. Ganz im Gegensatz zu seinem dichterischen Werk ist das 1400 Seiten starke Werk aber wenig bekannt und geschätzt. Das Goethejahr ‘99 haben Dr. Letizia Mancino-Cremer und Prof. Christoph Cremer zum Anlaß genommen an Goethes wissenschaftliches "Lieblingskind" zu erinnern.

Gemeinsam mit der großen Jubiläumsausstellung "Goethe und Heidelberg" ist bis 28. August in der Universitätsbibliothek die Sonderausstellung "Zu Goethes Farbenlehre" zu sehen. Ausgangspunkt ist das Treffen Johann Wolfgang Goethes mit seinem Schwager Johann Georg Schlosser in Heidelberg im Sommer 1793. Goethe hatte Schlosser seine Ideen zur Farbenlehre vorgetragen und über seine Vorstellungen gesprochen, "wie eine Gesellschaft verschiedenartiger Männer zusammenarbeiten und jeder von seiner Seite mit eingreifen könnte, um so ein schwieriges und weitläufiges Unternehmen fördern zu helfen." Goethe fand bekanntlich nicht die gewünschte Unterstützung, und so begann er selbst das monumentale Werk. Die im Jahre 1810 erschienene Farbenlehre Goethes umfaßt etwa 1400 Seiten. Der erste Band enthält den didaktischen und den polemischen Teil. Der zweite befaßt sich mit der Geschichte der Farbenlehre. Ein Tafelband mit Erläuterungen ergänzt die zwei Bände.

In der Heidelberger Sonderausstellung wird Goethes Farbenlehre mit Hilfe von Büchern, Texten, Tafeln, optischen Geräten, Abbildungen und Gemälden erläutert. Die sechs Abteilungen des didaktischen Teils sind ausführlich präsentiert. Goethes Einstieg in die Optik nach der Zweiten Italienischen Reise (1790), seine Auseinandersetzungen mit Newtons Optik, seine Kontakte zum Physiker Lichtenberg, die Rezeption seiner Farbenlehre in der Welt der Wissenschaft und Kunst sind ebenfalls Thema der Ausstellung.

Übrigens: Goethe hielt an seiner Farbenlehre zeitlebens fest. 1829 notiert Eckermann: "Auf alles, was ich als Poet geleistet habe, pflegte er wiederholt zu sagen, bilde ich mir gar nichts ein. Es haben treffliche Dichter mit mir gelebt, es leben noch Trefflichere vor mir, und es werden ihrer nach mir seyn. Daß ich aber in meinem Jahrhundert in der schwierigen Wissenschaft der Farbenlehre der Einzige bin, der das Rechte weiß, darauf thue ich mir etwas zu gute, und ich habe daher ein Bewußtseyn der Superiorität über Viele."

"Goethes Farbenlehre" ist von montags bis samstags von 10 bis 19 Uhr in der Universitätsbibliothek, Plöck 107-109 zu sehen.

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Stand: 27. April 1999