Stadt und Leute

Ausgabe Nr. 17 · 24. April 2002

 

Betriebe loben die gute Beratung

Projekt "Nachhaltiges Wirtschaften" stand im Mittelpunkt des Branchentreffens Umweltwirtschaft


Das Projekt "Nachhaltiges Wirtschaften für kleine und mittelständische Unternehmen in Heidelberg" stand im Mittelpunkt des Branchentreffens Umweltwirtschaft, zu dem Oberbürgermeisterin Beate Weber die Vertreterinnen und Vertreter solcher Betriebe und Einrichtungen im Spiegelsaal des Prinz Carl begrüßte, die sich durch umweltorientierte Dienstleistungen, Produkte oder Unternehmensführung auszeichnen.

Ermutigend nannte es die Oberbürgermeisterin, dass umweltbewusstes Handeln bei Wirtschaft und Industrie auf immer mehr Zustimmung stoße. Viele Betriebe legten Umweltprogramme auf, die oft weit über das vom Gesetz Geforderte hinausgehen, "weil Ökologie eben ökonomisch sinnvoll ist".

Heidelberg sei Standort namhafter Biotechnologie-Firmen, aber auch zahlreicher Unternehmen der Umwelttechnologie, Umweltinformatik und des Umweltconsultings. Um den Austausch der Firmen untereinander sowie mit Wissenschaft, Politik und Verwaltung zu gewährleisten, werde ein mit bereits vorhandenen Netzwerken eng verbundenes Umweltnetzwerk aufgebaut.

Der Ausbau des ehemaligen Heinsteinwerks zur "IT-Factory" biete interessierten Firmen die Möglichkeit, sich räumlich zu konzentrieren und im Rahmen des Technologieparks einen Umweltpark zu begründen. Die Nachbarschaft zur künftigen Bahnstadt eröffne hier besonders gute Entwicklungsmöglichkeiten.

Neue Wege im betrieblichen Umweltschutz beschritt die Stadt Heidelberg im vergangenen Jahr mit dem Modellprojekt "Nachhaltiges Wirtschaften für kleine und mittlere Unternehmen". Betriebe, die wegen ihrer Größe kein eigenständiges Umweltmanagement einrichten können, werden in Umweltfragen beratend unterstützt.

Dass der Schwerpunkt auf kleinen und mittelständischen Untenehmen liegt, begründete die Oberbürgermeisterin mit deren volkswirtschaftlicher Bedeutung: Ungefähr 3,2 Millionen Betriebe dieser Größe bieten Arbeitsplätze für 70 Prozent der Beschäftigten und Lehrstellen für 80 Prozent der Auszubildenden und erwirtschaften 57 Prozent der Bruttowertschöpfung.

Erste Ergebnisse des Projekts zeigten, dass in einzelnen Betrieben erhebliche Einsparmöglichkeiten steckten, erklärte Beate Weber und führte als Beispiele an: In einem Betrieb konnte das Restmüllaufkommen und die Entsorgungskosten von 30.000 Euro halbiert werden. In einem anderen Unternehmen wurde eine mögliche Stromersparnis von 28.000 kWh (3.700 Euro) jährlich errechnet, was eine Verringerung der CO2-Emmissionen um 17.400 Kilogramm bedeutet. In einem weiteren Fall wurde ein unterirdischer Wasserrohrbruch entdeckt, durch den täglich vier Kubikmeter Wasser (5.000 Euro pro Jahr) verloren gingen.

Für Erwin Jelinek, Inhaber des gleichnamigen Autohauses, bedeutete die Teilnahme an dem Projekt "Nachhaltiges Wirtschaften" praktizierte Wirtschaftsförderung. Er berichtete den Teilnehmer/innen des Branchentreffens von spürbaren Vorteilen: Zum einen sei man aufmerksamer gegenüber bisher nicht erkannter Gefahren geworden, zum andern könne sein Betrieb künftig rund 2.000 Euro jährlicher Entsorgungskosten sparen.

"Ich bin begeistert und dankbar", versicherte der Unternehmer, der die Oberbürgermeisterin lobte, weil sie das Projekt zur "Chefsache" machte. Jelinek abschließend: "Wer da nicht mit macht, macht einen Fehler." (br. )
   
 

Elf Ansprechpartner
Die elf Betriebe, die am Modellprojekt "Nachhaltiges Wirtschafen für kleine und mittelständische Unternehmen" teilnehmen, möchten ihre positiven Erfahrungen gerne weiter geben. Allen an dem Modellprojekt interessierten Unternehmen dienen deshalb folgende Firmen als Ansprechpartner:

  • Alfa Romeo Windisch
  • Autohaus Opel Dechent
  • Auto Kocher BMW
  • Auto Mai
  • Collins & Aikman Automotive Systems
  • Jelinek Automobile
  • Lang Holzbau
  • Linse Stuckateurbetrieb
  • Raschke Elektrotechnik
  • H & G Schulz Heizungsbau
  • Winterbauer Bedachungen

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Soll als Kulturhaus und soziokulturelles Zentrum erhalten bleiben: der Karlstorbahnhof. (Foto: Rothe)

Stadt hilft Karlstorbahnhof

Zur Zeit bereitet die Verwaltung ein Hilfsprogramm zur Unterstützung vor


Das Kulturhaus Karlstorbahnhof hat große finanzielle Probleme, weil der Landeszuschuss gesunken ist. Statt, wie bisher, rund 138.000 Euro erwartet der Karlstorbahnhof in diesem Jahr nur rund 97.000 Euro vom Land Baden-Württemberg.

Da auch im vergangenen Jahr der Zuschuss geringer ausfiel als zuvor, hat der Karlstorbahnhof e. V. 2001 mit einem Minus von rund 21.000 Euro abgeschlossen. Daraufhin hat die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft den Jahresabschluss 2001 des Trägervereins mit einem eingeschränkten Bestätigungsvermerk versehen. Er besagt, dass eigentlich ein Insolvenzverfahren eingeleitet werden müsste, weil "eine positive Fortbestehensprognose nicht vorgelegt werden konnte." Dies trotz der seit Einrichtung des Karlstorbahnhofs durch den Gemeinderat geleisteten erheblichen Zuschüsse durch die Stadt Heidelberg

Der Jahresabschluss der GmbH, die die Gaststätte betreibt und den Schuldendienst für die Lasten der Anfangsjahre zu leisten hat, blieb unbeanstandet. Dort besteht aber das Problem, dass sich für die Gaststätte auf der Basis der Restlaufzeit des Kooperationsvertrags von zwei Jahren kein Pächter finden lässt.

Aufgrund dieser prekären Lage hat die Stadtverwaltung dem Kulturausschuss einen Maßnahmenkatalog vorgelegt, mit dem der Fortbestand des anerkannten Kulturzentrums gesichert werden soll. Für den Gemeinderat wird eine Beschlussvorlage mit folgenden Positionen ausgearbeitet:

  1. Der Kooperationsvertrag mit dem Karlstorbahnhof wird vorzeitig mit Wirkung vom 1. Juli 2002 für weitere fünf Jahre verlängert, um die Verpachtung der Gaststätte möglich zu machen.

  2. Der neue Kooperationsvertrag sieht eine jährlich gestaffelte Zuschusserhöhung vor, die zwei Prozent der Personalkosten entspricht. Der Haushaltsplan des Karlstorbahnhofs für 2002 enthält einen Personalansatz von 360.000 Euro. Für 2002 wäre dies ein anteiliger Mittelmehrbedarf von 3.600 Euro.

  3. Da der Schuldendienst weiterhin aus dem Gaststättenbetrieb zu erwirtschaften ist, wird die umsatzbezogene Zusatzmiete an die Stadt bis 2005 ausgesetzt. 2006 ist dann erneut über die Zusatzmiete zu entscheiden.

  4. Zum Ausgleich der fehlenden Landesmittel wird ein Betrag von 20.000 Euro eingestellt. Das entspricht voraussichtlich knapp der Hälfte der Kürzungen durch das Land. Für den Fall, dass das Land 2004 seine Zuwendungen erhöht, wird eine Überprüfungsklausel in den Vertrag aufgenommen.

Außerdem wurde der Kulturausschuss darüber informiert, dass für den "Tunnelkult", eine Musikveranstaltung für Jugendliche, die der Karlstorbahnhof gemeinsam mit dem Kulturfenster organisiert, dieses Jahr rund 10.000 Euro zusätzlich notwendig sind. Zudem bräuchte der Karlstorbahnhof für zehn zusätzliche Veranstaltungen, die besonders auf Jugendliche zugeschnitten sind, noch einmal rund 20.000 Euro Zuschuss.

Insgesamt müssten damit noch für 2002 zusätzliche Mittel in Höhe von insgesamt 53.600 Euro zur Verfügung stehen. Noch nicht abschließend geklärt ist, woher diese Gelder aus dem städtischen Haushalt zu nehmen sind. Der Kulturausschuss begrüßte die Initiative der Verwaltung zur Unterstützung des Karlstorbahnhofs und will den Fortbestand des Soziokulturellen Zentrums mit eigenen Anträgen sichern; weiterhin wurde die Verwaltung gebeten, den "Tunnelkult" für dieses Jahr und für die Folgezeit zu sichern. Die Beschlussvorlage der Verwaltung wird voraussichtlich im Juni dem Gemeinderat zur Entscheidung vorgelegt.


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Prof. Dr. Heinrich Schipperges war Gast von Michael Buselmeier bei "Erlebte Geschichte - erzählt" (Foto: Rothe)

"Auf das Gleichgewicht kommt es an ..."

Prof. Dr. Heinrich Schipperges war zu Gast bei "Erlebte Geschichte - erzählt"


Im Gespräch mit Michael Buselmeier gab Prof. Dr. Heinrich Schipperges Kostproben aus der Fülle seines Wissens über die arabischen Wurzeln der abendländischen Medizin.

Dem ganzheitlich orientierten Mediziner Dr. Heinrich Schipperges ist es gelungen, in Forschung und Lehre sehr verschiedene geistige Strömungen zu verbinden: die klassische klinische Medizin, die Philosophie, die psychiatrisch orientierte Medizin und die Arabistik.

1918 in der Nähe von Düsseldorf geboren, wurde Schipperges 1937 gleich nach dem Abitur zum Wehrdienst eingezogen. Als er entlassen werden sollte, kam der Krieg, er blieb Soldat, wurde mehrfach schwer verwundet, las Hölderlin und Heidegger und verschwand heimlich aus dem Lazarett bei Stuttgart, um Heidegger in Tübingen zu hören. Das Kriegsende erlebte er im Gefangenenlager in Eger, Tschechien.

Von 52 Schülern aus der Abitur-Doppelklasse haben acht den Krieg überlebt, so erinnert er sich heute. Nach langem Ringen um einen Studienplatz konnte er 1946 endlich in Bonn das Studium der Medizin und Philosophie aufnehmen. Später wechselte er nach Zürich, wo er C. G. Jung und Thomas Mann hörte. Er promovierte über Hildegard von Bingen und schloss 1960 die Ausbildung als Facharzt für Neurologie und Psychiatrie ab.

Wieder in Bonn absolvierte er ein Studium der Arabistik und Islamwissenschaften und habilitierte sich 1959 mit einer Arbeit über die "Arabische Medizin im lateinischen Mittelalter", in der er die Wege rekonstruierte, auf denen die unterschiedlichen Wissenschaften über Spanien ins Abendland gelangten. "Die abendländischen Universitäten des 12. und 13. Jahrhunderts kann man sich ohne die islamischen Vorbilder nicht denken", so Schipperges. 1961 erhielt er den Ruf nach Heidelberg als Medizinhistoriker ans neu gegründete Institut für Geschichte der Medizin, das er bis zu seiner Emeritierung 1986 leitete.

Die fortschreitende Spezialisierung der Wissenschaften seit dem 19. Jahrhundert beobachtet er mit Skepsis, sieht aber heute wieder zusammenführende Tendenzen wie etwa bei der Anthropologischen Medizin. In diesem Zusammenhang erinnerte er an die ganzheitliche Ausrichtung der sogenannten Heidelberger Schule, geprägt von Weizecker, Siebeck und Krehl. "Wir sind pathologische Wesen", sagte Schipperges und zitierte Nietzsche: "Ich habe in meinem Leiden viel mehr gelernt als in allen philosophischen Systemen" oder Novalis: "Krankheiten sind Lehrjahre der Kunst zu leben", und offenbart so seine Haltung gegenüber dem Phänomen "Krankheit".

"Gleichgewicht" ist Schipperges ein Schlüsselbegriff. Das Gleichgewicht im Zusammenspiel von Theorie und Praxis ebenso wie im Wechsel zwischen Stress und Ruhe, von Wachen und Schlafen ... Sein überzeugendster Vergleich stammt aus dem Lebensraum der Beduinen, deren Erfahrung lehrt, dass Kamele im Gleichgewicht beladen sein müssen, will man sie sicher durch die Wüste bringen. Ein Bild, das vielleicht auch auf unseren Alltag übertragbar ist. (doh)

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Offene Denkmale

Stadt bittet um Mithilfe am Sonntag, 8. September


Am Sonntag, 8. September 2002, ist wieder "Tag des offenen Denkmals" - zum zehnten Mal in Heidelberg.

Der bundesweite Aktionstag steht in diesem Jahr unter dem Leitthema "Ein Denkmal steht selten allein: Straßen, Plätze und Ensembles". Sein Ziel ist es, einen Tag lang historische Gebäude und Anlagen, die sonst nur selten oder überhaupt nicht besichtigt werden können, für das interessierte Publikum zu öffnen.

Im vergangenen Jahr beteiligten sich in Heidelberg 14 Institutionen und Denkmäler an der Aktion. Bundesweit nahmen rund drei Millionen Besucher/innen die angebotenen Möglichkeiten zur Besichtigung und zur Teilnahme an fachkundigen Führungen wahr.

Damit der "Tag des offenen Denkmals" auch in diesem Jahr wieder ein Erfolg wird, bittet die Stadt Heidelberg Eigentümer und Betreiber von Denkmälern um aktive Unterstützung: Wer bereit ist, am Sonntag, 8. September, historische Gebäude oder Anlagen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, wird gebeten, sich bis 31. Mai beim Amt für Baurecht und Denkmalschutz der Stadt Heidelberg, Telefon 58-2569, Fax 58-2590, melden.

Unter der Internetadresse www.denkmalschutz.de besteht auch die Möglichkeit, sich bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in Bonn direkt über das Internet anzumelden.

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Stand: 23. April 2002