Thema der Woche

Ausgabe Nr. 17 · 26. April 2000



Im Heidelberger Klärwerk-Süd zeigen (v. l.) Jürgen Weber und Paul Volbehr die Abluft-Reinigungsanlage. (Foto: Rothe)

Die schwierige Suche nach den Geruchsquellen

Im Kompostwerk und im Klärwerk wird daran gearbeitet, Geruchsbelästigungen auszuschalten


In Wieblingen kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Geruchsbelästigungen. Im Verdacht, für die Ausdünstungen verantwortlich zu sein, stehen das Kompostwerk, die städtische Kanalisation, das Klärwerk des Abwasserzweckverbands Heidelberg (AZV) und die Landwirtschaft.

Die betroffenen Bürgerinnen und Bürger in Wieblingen haben bei dem letzten Gespräch mit den zuständigen städtischen Dezernenten und Vertretern der Ämter am 10. April zwar festgestellt, dass die Häufigkeit der Geruchsbelästigungen in der jüngsten Vergangenheit nachgelassen habe: Dennoch würden weiterhin von Zeit zu Zeit Geruchsschwaden die Wieblinger Nasen belasten. Anfang März, so war zu hören, sei die bisher letzte Ausdünstung zu riechen gewesen.

Erster Bürgermeister Prof. Dr. Joachim B. Schultis und Bürgermeister Thomas Schaller legten bei dem Treffen am 10. April großen Wert darauf, dass die Stadt Heidelberg alles tue, um die Geruchsquellen auszuschalten. Allerdings gleiche die Suche nach den Ursachen dem Suchen einer Stecknadel im Heuhaufen. Außerdem betonten Vertreter von Stadt und AZV, dass Gutachter festgestellt hätten, dass sich die Anlagen in einem ordnungsgemäßen Zustand befänden und die gesetzlichen Vorschriften beachtet wurden: Die Häufigkeit der Geruchsbelästigungen liege im Rahmen dessen, was der Gesetzgeber als Auflage für den Anlagenbetrieb genehmigt hätte. Doch Stadt und AZV sind bestrebt mehr zu tun, als vorgeschrieben, um die Beeinträchtigung zu verringern.

Am Beispiel der letzten Geruchsbelästigung im März, für die Wieblinger Bürger das Kompostwerk verantwortlich machten, lässt sich die schwierige Suche nach der "Quelle" belegen: "Nach menschlichem Ermessen kann diese Geruchsbelästigung nicht aus dem Kompostwerk kommen, da zum genannten Zeitpunkt kein Mensch dort arbeitete, also auch kein Kompost verladen wurde oder Tore aufstanden, durch die Geruch nach außen gelangte", sagte Hans Zimmermann, Leiter des Amts für Abfallwirtschaft und Stadtreinigung. Der Mitarbeiter, der die Beschwerde überprüfte, konnte auf dem Gelände keine Geruchsquelle identifizieren.

Die Verantwortlichen im Kompost- und Klärwerk stehen ständig in Kontakt, um die Geruchsbildung und -ausbreitung zu bekämpfen. In einer Besprechung am 8. Dezember 1999 wurde beschlossen, im Laufe des Jahres 2000 zahlreiche Messungen und Berechnungen durch neutrale Stellen durchzuführen, um die wahren Quellen der Belästigung endgültig eingrenzen und abstellen zu können. Allerdings "können Klärwerk und Kompostwerk keine Nullemissionen erzeugen", betonte Jürgen Weber, der technische Leiter des Abwasserzweckverbandes Heidelberg.
   
 

"Muffel-Hotline"

  Unter der Telefonnummer 06221/848624 wurde eine Hotline geschaltet. Das Amt für Abfallwirtschaft und Stadtreinigung bittet in jedem Fall anzurufen, wenn wieder Gerüche in Wieblingen auftauchen, um die Quellen zu finden. Möglichst genaue Angaben (wo und wann tritt der Geruch auf, Ort, Art des Geruchs, ungefähre Herkunft) helfen den Mitarbeitern, geeignete Abhilfe zu schaffen.

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Kompostwerk und Klärwerk bekämpfen Geruch

Zahlreiche Maßnahmen sollen "Muffeln" verhindern


Das Amt für Abfallwirtschaft und Stadtreinigung ñ das Kompostwerk gehört in seinen Verantwortungsbereich ñ hat seit November 1999 folgende Maßnahmen zur Geruchsreduzierung durchgeführt:

Im Kompostwerk:
- In der Rottehalle, wo die Bioabfälle zu hochwertigem Kompost "veredelt" werden, wurde die Höhe der Aufhäufung der so genannten Mieten verringert. Das bringt eine bessere Durchlüftung und beschleunigt den Reifungsprozess. Es verringert aber auch die jährliche Verarbeitungsmenge um rund 25 Prozent.

- Der Anteil von Strukturmaterial wurde erhöht. Auch dies verbessert den Reifungsprozess.

- Kompost mit Rottegrad unter IV wird nicht mehr offen gelagert, sondern in Großraumbehälter gefüllt, mit Planen abgedeckt und spätestens nach zwei Tagen abtransportiert.

- Noch in diesem Jahr wird die Feinaufbereitungshalle erweitert. Dadurch entsteht eine Schleusenfunktion zur Rottehalle, so dass beim betriebsnotwendigen Öffnen des Tores zur Rottehalle Gerüche nicht mehr in die Umgebung emittiert werden.

- Abluftleitungen wurden ausgetauscht und die Überwachung des Biofilters verbessert.

- Das Sickerwasser wird schon seit Mitte 1999 mit Wasserstoffperoxid behandelt, um die davon ausgehenden Geruchsbelästigungen auszuschalten. Zudem wird das Sickerwasser ab Mai 2000 über die Sommermonate nicht mehr in das Kanalsystem abgeleitet, sondern aufgefangen und in Behältern abgefahren. Für 2002 ist eine direkte Sickerwasserleitung zum Klärwerk vorgesehen.

- Der TÜV erhält den Auftrag, langfristig die Ursachen der Geruchsbelästigung in Wieblingen zu finden. In diesem Zusammenhang führt der TÜV "Geruchsbegehungen" durch.

- Beim Regierungspräsidium wurde zudem eine Genehmigung beantragt, Frischkompost auf der Deponie Feilheck zwischenzulagern.

Das Problem im Kompostwerk besteht zurzeit darin, dass die vom Hersteller garantierte Rottequalität des Komposts noch nicht erreicht wurde. Kompost mit einem geringeren Rottegrad als IV riecht noch. Deswegen befindet man sich auch in einer rechtlichen Auseinandersetzung mit dem Hersteller. Während des dafür notwendigen Beweissicherungsverfahrens darf an der Kompostanlage nichts Wesentliches verändert werden. Fehlende Reife des Komposts bedeutet andererseits jedoch nicht mangelnde Qualität. Für verschiedene Anwendungszwecke ist Frischkompost sogar besser geeignet als Fertigkompost.

Im Klärwerk:
Da auch das Klärwerk des Abwasserzweckverbands Heidelberg (AZV) als mögliche Geruchsquelle in Betracht kommt, wurde ein Gutachter beauftragt, die Möglichkeit von Geruchsemissionen zu prüfen:

- Der Gutachter ermittelte ein "mittleres" Geruchspotenzial für den Standort des Klärwerks Süd.

- Die im Klärwerk vorgenommenen Maßnahmen zur Geruchsreduzierung entsprechen dem Stand der Technik.

- Geruchsemissionen im Bereich des Klärwerks führen nicht zwangsläufig zu Geruchsbelästigungen in den benachbarten Wohngebieten.

Um sämtliche möglichen Geruchsquellen zu erfassen, lässt der AZV in Abstimmung mit der Stadt und dem Kompostwerk für dieses Jahr ein Messprogramm laufen, das alle potenziellen Emissionsquellen im Kompost- und Klärwerk bei unterschiedlichen Betriebsbedingungen erfassen soll. Ziel ist es, Ergebnisse und Aussagen darüber zu erhalten, welche Emissionen tatsächlich entstehen. Zudem will man herausfinden, welche Optimierungen über den Stand der Technik hinaus noch möglich sind.

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Zur Inhaltsangabe STADTBLATT



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Stand: 25. April 2000