Thema der Woche

Ausgabe Nr. 15 · 14. April 1999



Repräsentanten der Städtepartnerschaft Heidelberg-Cambridge: Bürgermeister Dr. Jürgen Beß und Bürgermeister Peter Cowell. (Foto: Rothe)
Partnerschaftstreffen Heidelberg-Cambridge 1999

"Viele feste Freundschaften"

Es war ein gelungener Abend im Haus am Harbigweg des Stadtjugendrings. Das Essen war gut, das Programm unterhaltsam, die Reden nicht zu lang. Und er setzte den Schlußpunkt hinter eine Reihe erlebnisreicher Tage, von denen viele meinten, sie seien viel zu schnell vergangen: das Partnerschaftstreffen Heidelberg-Cambridge 1999.

Bis ins Jahr 1957 gehen die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Heidelberg und der englischen Universitätsstadt am River Cam zurück. 1965 wurde die Städtepartnerschaft mit dem Austausch der Urkunden fest besiegelt. Seit mehr als 15 Jahren unterstützen beide Städte die Partnerschaftsfestivals, die jährliche abwechselnd in Cambridge und Heidelberg stattfinden.

Es gab Zeiten, da beteiligten sich auf beiden Seiten jeweils mehr als 200 Personen an den Partnerschaftstreffen. Diesmal reiste die Delegation aus Cambridge gerade noch mit etwa 50 Mitgliedern an, die Unterkunft bei drei Partnergruppen (Turngau, Behindertengruppe Plankstadt und Freundeskreis Heidelberg-Cambridge) fanden.

Nicht die Quantität, die Qualität sei entscheidend, erklärte dazu Peter Cowell, derzeitiger Bürgermeister von Cambridge und langjähriger Vorsitzender der Partnerschafts-Association in seiner Heimatstadt. Und die Qualität sei sehr gut: "Es gibt viele feste Freundschaften auf beiden Seiten."

Rückgrat des Partnerschaftstreffens bildete in diesem Jahr das vom Verein Freundeskreis Heidelberg-Cambridge zusammengestellte Programm. Es führte Gäste und Gastgeber unter anderem ins Schwetzinger Schloß und die Altstadt von Ladenburg, ins Heidelberger Carl-Bosch-Museum und schließlich sogar nach Straßburg und ins Elsaß.

"Es war eine wundervolle Woche", versicherte Peter Cowell an dem vom Stadtjugendring gestalteten Abschlußabend, als vor allem die jungen Turnerinnen und Turner aus beiden Partnerstädten ihr Können zeigten. Seinem Dank an die Gasfreundschaft der Stadt Heidelberg schloß sich Bürgermeister Dr. Jürgen Beß an, der Dankesworte vor allem an die gastgebenden Familien richtete, "die diese Woche überhaupt erst möglich machten". (br.)
 

  Neues aus der englischen Partnerstadt
 

Autofreies Stadtzentrum

  Zwei traditionsreiche Universitätsstädte mit jeweils mehr als drei Millionen Besuchern jährlich: Heidelberg und Cambridge weisen eine Reihe von Gemeinsamkeiten auf. Darüber und über Wirtschaft, Wissenschaft und Stadtentwicklung in der englischen Partnerstadt, sprach das STADTBLATT mit Bürgermeister Peter Cowell (66) und David Craig (54), der in der Wohnungsverwaltung der Stadt Cambridge tätig ist.

Cambridge hat rund 114.000 Einwohner. Etwa 12.000 davon sind Studierende. Aber nicht nur deshalb ist im historischen Stadtzentrum der Radfahrverkehr besonders stark ausgeprägt. Sondern auch, weil Kraftfahrern die Zufahrt in die engen Straßen des Stadtkerns zwischen der Rundkirche im Norden und dem Marktplatz im Süden untersagt ist.

Diese "autofreie Zone" beeindruckt weniger durch ihre Ausdehnung als durch das außergewöhnlich strenge Reglement für Kraftfahrer: Von 10 bis 16 Uhr ist die Zufahrt absolut verboten; Ausnahmeregelungen gibt es nur für Taxis. In der übrigen Zeit dürfen Lieferfahrzeuge ins Zentrum einfahren, private Pkw jedoch nicht. Die Altstadtbewohner haben reservierte Parkmöglichkeiten außerhalb dieses Bereiches.

Im Autoverkehr sehen die Verantwortlichen dennoch das Hauptproblem für die Innenstadt von Cambridge, weil sehr viele Menschen ihre dort befindlichen Arbeitsplätze mit privaten Fahrzeugen ansteuern. Hinzu kommen die ungezählten Autos und Busse voller Touristen. Für alle zusammen reichen die vorhandenen Parkplätze kaum aus und ein leistungsfähiges Park-and-Ride-Angebot scheitert an den finanziellen Möglichkeiten.

Erfreulich hingegen: Cambridge hat eine unterdurchschnittliche Arbeitslosenquote von etwa drei Prozent. Peter Cowell und David Craig begründen das vor allem mit den "rapide expandierenden" Science-Parks in und um die Stadt und weisen auf eine besonders spektakuläre Neuansiedlung hin: Der amerikanische Software-Entwickler Microsoft will sich in Cambridge niederlassen und von dort aus europaweit operieren.

Ein attraktiver Standort also, sowohl für wissenschaftliche Unternehmen - vor allem aus dem Bereich der Biotechnologie - als auch für gut verdienende wissenschaftliche Angestellte. Allerdings nicht ohne gesellschaftspolitisches Risiko: Der Gruppe der finanziell privilegierten Mitarbeiter/innen der Science-Park-Firmen stehen die traditionell schlechter bezahlten Arbeitnehmer im Dienstleistungsbereich gegenüber. Das heißt zum Beispiel: Die einen können sich die besten Wohnungsangebote aussuchen, die anderen müssen nehmen, was übrig bleibt.

Zumal die kommunalen Wohnungsbauvorhaben an Grenzen stossen, nämlich an die eng gezogenen Stadtgrenzen. Geplant ist zum Beispiel der Neubau einer Wohnsiedlung mit dem Namen "Camborne", die einmal rund 1.000 Häusern umfassen soll. Sie entsteht zwangsläufig außerhalb des Stadtgebiets und kann deshalb als Beweis für die gute Zusammenarbeit zwischen City-Council und County-Council (Rat der Stadt und Rat des Kreises) gelten.

Aber auch in der Stadt tut sich noch einiges: Ein neues Hotel der internationalen Kette Holiday Inn bereichert das Übernachtungsangebot, und im nordwestlich der Innenstadt ist ein großer Freizeitpark geplant. Außerdem hat ein neues mathematisches Institut seine Arbeit aufgenommen.

Und die altehrwürdige Cambridge University hat Konkurrenz am eigenen Ort bekommen: Aus dem früheren Polytechnikum ist die Anglia Polytechnic University entstanden, die ein völlig eigenständiges Leben als zweite Universität in Cambridge führt. (br.)
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Stand: 13. April 1999