Thema der Woche

Ausgabe Nr. 15 · 10. April 2002



Mitarbeiter der Heidelberger Dienste reinigen im Auftrag der Stadt in der warmen Jahreszeit täglich die Neckarwiese. (Foto: Rothe)

Im Einsatz für eine saubere Stadt

Wie die Stadt Heidelberg tagtäglich für Sauberkeit auf Straßen, Plätzen, Gehwegen und Grünflächen sorgt


Das "Frankfurter Modell" beschäftigt zurzeit die deutschen Medien. Die hessische Großstadt versucht gerade das Wegwerfen von Kleinmüll (Littering) und wilde Müllablagerungen verstärkt mit Geldbußen zwischen 20 und 150 Euro zu ahnden.

Das für die Sauberkeit in Heidelberg zuständige Amt für Abfallwirtschaft und Stadtreinigung hat der Oberbürgermeisterin die Aktivitäten zusammengestellt, mit denen die Stadt sauber gehalten wird. Darin wird festgehalten, dass "unabhängig von der Verantwortung der Stadtverwaltung (...), den Bewohnerinnen und Bewohnern, sowie den Besucherinnen und Besuchern eine "saubere und gepflegte" Stadt anzubieten, auch die Bürgerinnen und Bürger angehalten sind, Verantwortung für die Sauberkeit in "ihrer" Stadt zu übernehmen." Im Gegensatz zu Frankfurt werden die Menschen in Heidelberg eher über Lob und weniger über Tadel oder Strafen zu Verhaltensänderungen angeregt. "Meines Erachtens ist unsere Vorgehensweise genauso gut oder sogar besser", bemerkte die Oberbürgermeisterin dazu.

Im Laufe der Jahre haben sich bei der Stadtpflege Schwerpunkte mit verschiedenen einzelnen Maßnahmen ergeben:

Wilde Müllablagerungen/Littering

  • Einrichtung einer "Hotline": Unter der Telefonnummer 58-2938 kann jeder Schmutzecken an die Stadtverwaltung melden.
  • Regelmäßig finden Frühjahrs- und Herbstputzaktionen statt, an denen sich einzelne Personen, Gruppen, Schulklassen, Vereine und Institutionen beteiligen und die die Stadt unterstützt. Bei starken Verschmutzungen rund um Sportanlagen werden die jeweiligen Vereine vom Sport- und Bäderamt zu Säuberungsaktionen aufgefordert.
  • Die Anzahl der Papier- und Abfallkörbe im Innenstadtbereich wurde erhöht. Die Körbe in den Außenbereichen dagegen wurden behutsam reduziert. Papierkörbe in der Fußgängerzone werden mehrmals täglich geleert, um Überfüllungen zu vermeiden.
  • Zur raschen Beseitigung wilder Müllablagerungen und sonstiger Verunreinigungen steht ein Arbeitsteam bei den Heidelberger Diensten bereit. Dieses reinigt regelmäßig und bei Bedarf Stellen im Stadtgebiet, die ständig verunreinigt werden oder die dem Amt als verunreinigt gemeldet werden. Durch die regelmäßige Reinigung haben sich die Müllmengen in den meisten Stadtteilen verringert.
  • Es werden regelmäßige Kontrollen durch den Umweltkontrolleur in den Stadtgebieten durchgeführt. Private Grundstückseigentümer, bei denen Verschmutzungen beispielsweise der Gehwege festgestellt werden, werden verstärkt zur Reinigung aufgefordert.
  • Durchgangsstraßen und Zubringerstraßen, die in die Zentren der Stadt führen, und die Straßen im Kernbereich der Altstadt werden von der Stadt gereinigt.
  • Die Stadtverwaltung prüft, ob es rechtlich möglich ist, Betriebe in der City, die Verpackungen an Kunden abgeben, die diese in oder sogar neben die städtischen Papierkörbe werfen, an den Kosten der Entleerung zu beteiligen. Gedacht wird auch an eine freiwillige Abgabe unter dem Motto "Papierkorb-Sponsoring".
  • Die Stadt unterstützt und fordert in der Abfallwirtschaftssatzung in städtischen Gebäuden, bei städtischen Veranstaltungen, bei den Fastfood-Läden und Kiosken die Verwendung von Mehrwegsystemen. Die Firmen und Institutionen werden dahingehend beraten und informiert.
  • An 14 Terminen im Jahr können in den einzelnen Stadtteilen an der mobilen Schadstoffsammlung schadstoffhaltige Abfälle kostenfrei abgegeben werden.
  • Über die Sperrgutbörse bei der Stadt Heidelberg und das Möbellager auf dem Recyclinghof Am Oftersheimer Weg können gut erhaltene Gegenstände wieder verwendet werden.
  • Bei der Ferienpassaktion werden Kinder als Mülldetektive "ausgebildet" und gehen auf die Suche nach Verursachern von wilden Müllablagerungen. Wilde Müllplätze werden aufgespürt, die Spuren dokumentiert und Zeugen befragt. Auf dem jährlichen Kinder Umwelt Kongress im Haus der Jugend bearbeiteten Arbeitsgruppen spielerisch das Thema "Littering".

Hundekot

  • Verstärkt spricht der Gemeindevollzugsdienst Hundebesitzer/innen auf Spielplätzen und in der Nähe von Schulen und Kindertagesstätten auf diese Problematik an.
  • Ein Merkblatt wurde an die Hundebesitzer/innen verteilt mit Informationen über ihre Pflichten und dem Hinweis, wo der Kot entsorgt werden kann.
  • In den Bürgerämtern sind Kot-Tütchen kostenlos erhältlich.

Aktion "Saubere Stadt"
Die Stadt wirbt ab April/Mai 2002 wieder mit auf Citylight-Plakaten für eine saubere Stadt.

 
Littering
Im Jahr 2001 sammelten die Straßenreiniger allein von den Straßen und Plätzen 227 Kubikmeter Kleinmüll, so genanntes "Littering", auf. Darunter fallen Verpackungen, Kippen, Kaugummis, Dosen und Flaschen.
 
 
   

H. Zimmermann

"Reinigungsintensität gesteigert"

Drei Fragen an Hans Zimmermann, Leiter des Amts für Abfallwirtschaft und Stadtreinigung


STADTBLATT: Ist es in Heidelberg in den vergangenen 10 Jahren sauberer oder dreckiger geworden?

Zimmermann: Wenn man nach den steigenden Mengen des anfallenden Kehrichts und der eingesammelten Papierkorbabfälle geht, so müsste es eigentlich sauberer geworden sein. Man kann die Frage jedoch nicht mit "ja" oder "nein" beantworten, sondern muss differenzieren. Einerseits haben wir unsere Reinigungsintensivität im Innenstadtbereich, aber auch in den Stadtteilen gesteigert und können auch feststellen, dass die zur Gehwegreinigung verpflichteten Straßenanlieger in weit überwiegendem Maße ihrer Verpflichtung nachkommen. Auf der anderen Seite ist jedoch nicht zu leugnen, dass durch den starken Anstieg der Einwegverpackungen und ein zum Teil verändertes Freizeit- und Konsumverhalten die Verunreinigung durch weggeworfene Kippen, Kaugummis, Verpackungen sowie nicht beseitigten Hundekot größer geworden ist.

STADTBLATT: Was macht das Amt für Abfallwirtschaft und Stadtreinigung, dass die Stadt noch sauberer wird?

Zimmermann: Das Amt für Abfallwirtschaft hat bei vermindertem Personalbestand seine Reinigungsintensität gesteigert. In den Stadtteilen wurden insbesondere die Geschäftsstraßen seit Anfang 2001 wieder in die Reinigungszuständigkeit der Stadt übernommen. Jedes Jahr wird eine Frühjahrsputzaktion durchgeführt und in den Sommermonaten sind das Hundekotbeseitigungsgerät und ein Sprüh- und Wasserwagen dauernd im Einsatz. Die Heidelberger Dienste beseitigen im Auftrag der Stadt wilde Müllablagerungen und achtlos weggeworfene Verpackungen und reinigen regelmäßig Papier- und Glascontainerstandplätze im Stadtgebiet.

Täglich sind sechs Straßen- und Gehwegkehrmaschinen im Einsatz, die gemeinsam mit cirka 25 Reinigungsmitarbeitern die befestigten Flächen, soweit nicht die Grundstückseigentümer selbst zuständig sind, sauber halten. Im Innenstadtbereich erfolgt die Reinigung entweder 7- oder 3 mal wöchentlich, in anderen Bereichen 2- oder einmal wöchentlich, in weniger frequentierten Bereichen ist sichergestellt, dass wenigstens einmal im Monat maschinell oder manuell gereinigt wird. Die über 1.000 öffentlichen Abfallbehälter werden cirka fünf mal pro Woche geleert.

Die von uns zu betreuende Straßenlänge beträgt nahezu 500 Kilometer. Dazu kommen 40 Kilometer Radwege und 90 Kilometer Gehwege. Schließlich sorgen wir dafür, dass Schmierereien insbesondere im Innenstadtbereich unverzüglich beseitigt werden.

STADTBLATT: Was kann man als Einzelner für ein sauberes Heidelberg tun?

Zimmermann: Das Beste, was man für ein sauberes Heidelberg tun kann ist, selbst keine Verschmutzungen zu verursachen oder Schmuddelecken beim Amt für Abfallwirtschaft unter der Hotline 58-2938 zu melden. Von dort aus werden die notwendigen Maßnahmen ergriffen. Bei denjenigen, die eine achtlos weggestellte Flasche zum Glascontainer bringen, oder eine weggeworfene Plastiktüte oder Dose in einen öffentlichen Abfallbehälter einwerfen, möchten wir uns herzlich bedanken. Dieser Dank gilt auch den Kindergartenkindern, Schülern und Vereinsmitgliedern, die sich an der diesjährigen Frühjahrsputzaktion beteiligt haben.
   
 

Kostenlose Hundekot-Tüten

  Das Amt für Abfallwirtschaft und Stadtreinigung startet eine groß angelegte Versuchsphase zur Einführung so genannter "Hundekot-Tütchen". Die Beutel sind für die saubere Entsorgung der Hinterlassenschaften der Vierbeiner bestens geeignet. So lange der Vorrat reicht, können Heidelberger Hundebesitzer/innen die Tütchen in allen Bürgerämtern kostenlos abholen. Sollte das Angebot Anklang finden, erwägt die Stadt, im gesamten Stadtgebiet Ausgabestationen für diese Hundekot-Tütchen aufzustellen.
   
 

Brennpunkt Neckarwiese

  Seit 1993 reinigen Mitarbeiter der Heidelberger Dienste die Neckarwiese. In der warmen Jahreszeit sind täglich, auch an Sonn- und Feiertagen, zwei bis fünf Personen zwischen zwei und fünf Stunden mit der Reinigung der fünf Hektar großen Fläche beschäftigt. An warmen Tagen beträgt das Müllaufkommen in den 75 Papierkörben und auf der Wiese bis zu fünf Kubikmeter. Ein Drittel der eingesammelten Menge wurde einfach auf der Wiese liegen gelassen. Problematisch seien vor allem zerschlagene Flaschen und Brandstellen auf der Wiese sowie der Vandalismus, sagt Christoph Konrad von den Heidelberger Diensten.

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Stand: 9. April 2002