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Ausgabe Nr. 14 · 2. April 2003



Bürgermeister Dr. Eckart Würzner (l.) weihte den restaurierten Russenstein ein. Rechts von ihm Steinmetz Karl Joachim Laubert, rechts vom Stein Stadtrat Ernst Gund, der manches Zeitgeschichtliches zu erzählen wusste. (Foto: Rothe)

Einst die "Hauptstadt" Europas

Restaurierter Russenstein erinnert an das Treffen von Kaiser, Zar und König gegen Napoleon 1815


Die Stadt Heidelberg hat die Russenstein-Anlage an der Einmündung des Haarlasswegs in die Ziegelhäuser Landstraße instandgesetzt und die stark verwitterte Inschrift des Steines wieder lesbar gemacht. Der Aufwand für die Erneuerung betrug rund 3.000 Euro.

Damit wurde nicht nur die Erinnerung an einen traurigen Unfall im Jahre 1815 aufgefrischt, sondern auch an jene Zeit, in der Heidelberg während der Befreiungskriege gegen Napoleon so etwas wie die Hauptstadt Europas war. Nach der Niederlage des französischen Kaisers in Russland, als sich der so genannte Rheinbund aufzulösen begann, weilte Zar Alexander I. in Heidelberg und traf hier um die Jahreswende 1813/14 den Preußenkönig Friedrich Wilhelm III.

Als Napoleon das ihm zugewiesene Exil auf der Insel Elba verließ, um in Paris erneut die Macht zu ergreifen, kamen auch die Alliierten wieder in Heidelberg zusammen. Vom 24. Mai bis 23. Juni 1815 war hier das Hauptquartier der österreichischen, russischen und preußischen Truppen und ihrer Verbündeten.

Kaiser Franz von Österreich (ihm wird - angesichts der Blütenpracht an der Bergstraße - der Ausspruch zugeschrieben: "Hier fängt Deutschland an Italien zu werden!") wohnte im Großherzoglichen Palais am Karlsplatz. Zar Alexander war Gast im Prestinarischen Haus beim Karlstor. Die Familie des Zaren hatte Quartier im Gasthof Haarlass genommen.

Deren Kutscher ertrank im Neckar, als er nahe beim Haarlass die Pferde tränken wollte. Daran erinnert der Russenstein mit der Inschrift: "Hier starb im Dienste seines Herrn/der mit der Russen Heeresbann/gezogen war aus weiter Fern/ein treuer Knecht, ein stiller Mann./Theodor Joseph Pernewitsch, Kutscher des Großfürsten Michail, ertrank am 22. Juni 1815."

Bildhauermeister und Steinmetz Karl Joachim Laubert hat den verwitterten Russenstein in mühevoller Detailarbeit wieder zu einem ansehnlichen Gedenkstein gemacht. Es sei übrigens eines der seltenen Denkmale, die nicht an einen Adeligen oder Herrscher erinnerten, sondern an einen einfachen Mann, bemerkte Stadtrat Ernst Gund bei der Einweihung.

Bis zur Eingemeindung Ziegelhausens im Jahre 1975 markierte der Russenstein die Grenze zwischen Heidelberg und der Nachbargemeinde. Heute verläuft hier die Stadtteilgrenze zwischen Neuenheim und Ziegelhausen.

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Stand: 1. April 2003