Stimmen aus dem Gemeinderat

Ausgabe Nr. 14 · 4. April 2001

Ernst Gund

CDU

Anleitung zum Lesen des Schulberichts

Für den Schulentwicklungsplan des Gemeinderats ist der jährlich erscheinende Schulbericht unentbehrlich. Bei der Vorlage des Schulberichts 2000/2001 auf der letzten Sitzung des Kulturausschusses wurde aber deutlich, dass eine Anleitung zum Lesen und Interpretieren des Berichts mit seinem umfangreichen Zahlenwerk notwendig ist.

Was bedeutet z. B. die Aussage von Dr. Beß im Vorwort: "Eine rückläufige Entwicklung ist bei den Hauptschulen mit einer Abnahme um 9 (0,9 Prozent) und bei den Grundschulen um 115 (2,56 Prozent) Schülerinnen und Schülern festzustellen". Den Rückgang bei den neun Hauptschulen (1 Schüler pro Schule) kann man vernachlässigen, ihm steht eine Zunahme von 31 Realschülern gegenüber, was zunächst auf eine Zunahme von Realschulempfehlungen gegenüber dem Vorjahr schließen lässt. Das kann sich nächstes Jahr wieder ändern.

Aber was bedeutet der Rückgang von 115 Schülerinnen und Schülern in den Grundschulen? Zunächst einmal gehen die Grundschulen nicht global zurück, sondern nur die ersten Klassen. Die Aussage müsste demnach heißen: "Die ersten Klassen gehen um 115 Schüler und damit um 10,24 Prozent zurück". Das bedeutet: In den nächsten drei Jahren finden in den weiterführenden Schulen keine Veränderungen statt, aber in vier Jahren fehlen bei einer Übergangsquote aufs Gymnasium von fast 60 Prozent in Heidelberg ca. 75 Schüler oder drei Klassen. Wenn die Abnahme sich auch in den Umlandgemeinden zeigt, wird ab 2005 erhöhte Aufmerksamkeit beim Studium des Schulberichts nötig sein.

Bei genauerer Analyse findet man beim Grundschulrückgang ein interessantes Phänomen. Die neun reinen Grundschulen nehmen um 14 Schüler ab, die acht Grund- und Hauptschulen um 101. Das lässt sich nur durch Wanderbewegungen erklären, indem Eltern reine Grundschulen bevorzugen und ihre Kinder dort anmelden. Da das Staatliche Schulamt den Wechsel von einem Schulbezirk in einen anderen genehmigen muss, könnte man dort die Begründungen der Eltern erfahren. Als Ergebnis dieser Bewegungen sind auch die Übergangsquoten sehr verschieden. Zwei Grundschulen hatten im laufenden Schuljahr einen Übergang von 0 Schülern auf die Hauptschule; die Mönchhofschule und die Schlierbachschule.

Das korreliert auch mit dem Ausländeranteil. Die Mönchhofschule hat bei 297 Schülern 11 Ausländerkinder, die Emmertsgrundschule bei 391 Schülern einen Ausländeranteil von 141. Der höchste prozentuale Anteil ist aber bei der Wilckens-Grund- und Hauptschule mit 103 Ausländern von 224 Gesamtzahl festzustellen. Würde man die Wilckens-GHS getrennt nach Grund- und Hauptschule auszählen, käme jedoch erst die eigentliche Situation mit über 60 Prozent Ausländern in der Hauptschule heraus. Das Schulverwaltungsamt hat daher die Anregung des Kulturausschusses aufgenommen, bei diesen Statistiken nach Grund- und Hauptschulabteilung zu trennen.

Ein Wort zur verlässlichen Grundschule, die in Heidelberg lobenswert gut angelaufen ist. Im Schulbericht fehlt ein Hinweis auf das Modell der Fröbelschule, das noch besser ist, indem dort alle Schülerinnen und Schüler gleichzeitig mit der ersten Stunde anfangen und die Mitarbeiter von päd-aktiv nicht wegen einer Betreuungsstunde am Morgen kommen müssen, sondern sich ganz auf die Mittags- und Nachmittagsbetreuung konzentrieren können. Rektorin Grauer hat überzeugend die Vorteile dieses Modells dargestellt.

Ein letztes Wort zu den Gymnasien: Die Privatgymnasien haben in den letzten fünf Jahren von 2297 auf 2723 Schüler zugenommen und damit die Schülerzahlen der öffentlichen Gymnasien fast erreicht. Ein Grund zum Nachdenken. Das Englische Institut fängt in diesem Jahr mit einem Ganztageszug und einem bilingualen Zug an, an drei privaten Gymnasien wird ein Mittagessen angeboten. Es bleibt dem Gemeinderat als wichtige Aufgabe, Initiativen im öffentlichen Schulwesen entsprechend zu fördern.
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Dr. Karin Werner-Jensen

SPD

Umgestaltung Synagogenplatz

Die SPD-Fraktion hat in der Gemeinderatssitzung am 8. März 2000 geschlossen der Beschlussvorlage der Stadtverwaltung zugestimmt und damit ca. 290.000 DM für eine neue Gestaltung des Synagogenplatzes bereitgestellt. Die ehemalige Synagoge in der Großen Mantelgasse war bis zur Zerstörung im November 1938 die zentrale Stadtsynagoge der Heidelberger Jüdischen Gemeinde.

Der Synagogenplatz hatte sich in den letzten Jahren in eine ungepflegte Grünanlage verwandelt, die durch Müll, Bierflaschen und Hundekot zunehmend verunreinigt worden war. Im Juli 1999 hatte sich dann ein Anwohner an die Oberbürgermeisterin und an Stadträte und Stadträtinnen gewandt, mit der Bitte, an der zentralen Stelle des ehemaligen Synagogengebäudes für mehr Sauberkeit zu sorgen und durch eine Verbesserung der Gesamtanlage ein würdiges Denkmal mit Dokumentationstafeln zu schaffen. Schnell bildete sich eine Synagogenplatz-Initiative, die selbst mit Hand anlegte und den Platz reinigte und sich um die Belange des Platzes intensiv kümmerte.

Ab sofort wurden von der Stadt verstärkte, tägliche Kontrollen und zum Teil tägliche Reinigungen durchgeführt. Außerdem fanden Begehungen und Diskussionen mit Ämtern der Stadtverwaltung, Vertretern des Gemeinderates, natürlich auch der SPD, der Jüdischen Kultusgemeinde, engagierten Bürgern und Anwohnern statt. Die Jüdische Kultusgemeinde suchte daraufhin auch noch einmal alte Synagogenpläne heraus. Für die Neugestaltung wünschte sie u.a. eine Markierung des Synagogenumrisses auf dem Pflaster, eine Andeutung von Fenstern, Frauenempore und Thoraschrank, Entfernung der Bänke, da sie nur zum Wegelagern einladen, und Zurückschneiden, bzw. Entfernen der Büsche.

Die gesamte Thematik wurde im Bezirksbeirat (25.7.2000), Bauausschuss (12.9.2000), Haupt- und Finanzausschuss (20.9.2000) und Gemeinderat (5.10.2000) besprochen, mit dem Ziel, dem Gemeinderat eine abschließende Planung vorzulegen, die möglichst einvernehmlich mit allen Beteiligten vorher abgeklärt sein sollte. Nach Auskunft der Stadtverwaltung war dies geschehen, als am 8.3.2001 die entsprechende Vorlage beschlossen wurde. - Leider habe ich zu spät, erst nach dem Beschluss, erfahren, dass der jüdische Kulturverein Tarbu von den Diskussionen nichts erfahren hat und deshalb seine Meinung nicht einbringen konnte. Das bedauere ich.

Alle oben genannten Wünsche der Jüdischen Kultusgemeinde und vieles mehr sind in der Vorlage enthalten: Es wird u. a. eine Erläuterungstafel über die Bedeutung des alten Synagogenplatzes in deutscher und englischer Sprache und eine Namenstafel mit den 292 Namen der im September 1940 aus Heidelberg deportierten jüdischen Bürgerinnen und Bürger angebracht werden. Zum diesjährigen Gedenktag am 9. November soll, wenn der Zeitplan eingehalten wird, alles fertig sein.

Die SPD unterstützt die Herstellung eines angemessenen Gedenkplatzes mit aller Kraft und dankt der Jüdischen Kultusgemeinde sowie allen anderen Beteiligten, besonders aber auch der Synagogenplatzinitiative, die die ersten Anregungen gegeben hat, noch einmal besonders.
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Susanne Bock

GAL

Jugendzentrum - Ein Zentrum von Jugendlichen für Jugendliche

Seit langer Zeit ist uns allen bekannt, dass es in Heidelberg an Räumlichkeiten fehlt, in denen sich Jugendliche selbstbestimmt und selbstverwaltet treffen können; es gibt noch immer kein Zentrum für jugendkulturelle Events, für regelmäßige Treffen von Jugendgruppen, z. B. im Bereich Musik, Kunst, Kultur, Medien etc., für jugendpolitische Einzelveranstaltungen oder Workshops, es gibt weder Möglichkeiten für einen unregelmäßigen Cafébetrieb noch für Großveranstaltungen wie Abifeiern oder Konzertreihen. Zum ersten Mal gab es nun letztes Jahr so genannte Round-Table-Gespräche mit potenziellen Nutzern; vom Stadtjugendring moderiert fanden insgesamt sechs Gesprächsrunden statt: eingeladen waren Schülersprecher/innen verschiedener Heidelberger Schulen, Vertreter der Schülerinitiative für ein selbstverwaltetes Jugendzentrum, Vertreter des Arbeitskreises für Jugendkultur e. V., Vertreter des autonomen Zentrums im Exil, Vertreter des Jugendrates u. a. Diese Gesprächsrunden sind nach intensiven und engagierten Diskussionen weitestgehend zu einer Vereinbarung bezüglich des konkreten Bedarfs und der inhaltlichen Nutzung und Gestaltung eines Jugendzentrums gekommen.

Ebenfalls letztes Jahr zeigte sich ein Hoffnungsschimmer in Form einer leer stehenden Fabrikhalle im Pfaffengrund - deren Innengestaltung sich ideal für die gewünschten Zwecke geeignet hätte -, diese Halle wurde jedoch inzwischen anderweitig vermietet. Ob das wohl daran liegt, dass der Arbeitskreis "Pfaffengrunder Unternehmen" einem solchen Jugendprojekt gegenüber Unverständnis und Ablehnung signalisierte?

"Ja das stimmt, es gibt nicht ausreichend große Räumlichkeiten für Jugendliche und junge Erwachsene hier bei uns in Heidelberg, wir brauchen ein Jugendzentrum", darüber sind sich noch viele einig. "Aber...doch nicht vor unserer Haustür!" und soo teuer darf es denn auch nicht sein!" und "wer weiß, was passiert, wenn die Jugendlichen für die Gestaltung und Nutzung des Zentrums selbst verantwortlich sind?..." Wenn die Belange der Jugendlichen ernst genommen werden und nicht nur Thema in "Wahlsonntagsreden", sind, müssen Ideen und Engagement von jungen Erwachsenen weiter aufgegriffen werden. Vorschläge wie z. B. das Bahnwerk im Wieblinger Weg müssten wirklich ganz genau überprüft werden, bei Neuplanungen bezüglich einer "Jugendhalle" müssen sie sich aktiv beteiligen können, damit z. B. nicht am Bedarf oder Standort vorbei geplant wird, die Vereinbarung der Round-Table-Gespräche bezüglich Konzept eines Jugendzentrums inklusive Konsens unter den Jugendlichen bezüglich Selbstverantwortung und Selbstverwaltung muss auch im Gemeinderat ernst genommen werden.

Vorschläge und Engagement der Jugendlichen müssen ernst genommen werden, d. h. für uns: noch in diesem Jahr muss ein Jugendzentrum oder eine "Jugendhalle" beschlossen werden, damit es nächstes Jahr eröffnet werden kann!

Jugendrat: Bis spätestens Ende April werden in den Schulen auf Vollversammlungen Kandidaten für den neu zu wählenden Jugendrat gewählt. Die Wahl des Jugendrates (zwei Vertreter sind dann beratendes Mitglied im Jugendhilfeausschuss und können bei Bedarf auch im Gemeinderat gehört werden) findet am 22. Mai statt.
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Hermann Gundel

FWV

Aufregung in der Altstadt

Die marode Hausackerbrücke verzögerte bis jetzt den Beginn der Bauarbeiten für die Tiefgarage "Boschwiese". Nun ist die neue Brücke eingeweiht und die Baumaßnahme könnte endlich begonnen werden. Doch plötzlich stellt man fest, dass der Abtransport des Erdaushubes gar nicht über die neue Brücke erfolgen kann, sondern über den Klingenteich und die Friedrich-Ebert-Anlage durch die halbe Altstadt abgewickelt werden soll. Das kann und darf nicht wahr sein!

Man stelle sich vor, zu dem jetzt schon nicht geringen Verkehr in der Friedrich-Ebert-Anlage, dem zusätzlichen saisonalen Touristen- und Freizeitverkehr zu Schloss und Königstuhl noch 10.000 bis 15.000 Baufahrzeugbewegungen. Ich denke, das ist zuviel für die Altstadt!

Wie mir berichtet wurde, soll ca. 1/3 des Erdaushubes nach Fertigstellung der Garage wieder zurück gefahren werden, zum Verbau der Tiefgarage. Hier muss unbedingt geprüft werden, ob nicht Möglichkeiten der Zwischenlagerung in der Nähe der Baustelle gefunden werden können, z. B. stillgelegte Steinbrüche etc.

Hier ist die Verwaltung in Zusammenarbeit mit dem Bauherrn gefordert, nach einer für Schlierbach und Altstadt verträglichen Lösung dieser sicher nicht leichten logistischen Aufgabe zu suchen und diese zügig umzusetzen.
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Margret Hommelhoff

FDP

Verkehrsmaßnahmen - nicht kleckern sondern klotzen!

Erfreulicherweise wurde Heidelbergs Wirtschaftskraft der Zukunft kürzlich von der Zeitschrift "Capital" als eine der besten in Deutschland ermittelt. Nach München, Düsseldorf und Frankfurt/Main sind wir - und das nur als mittelgroße Stadt - unter den "boomtowns" Deutschlands auf Platz 4 genannt. Um aber auch wirklich bis zum Jahr 2007 als "Motor für Wachstum und Jobs" mitspielen zu können, ist m. E. eine wichtige Voraussetzung, dass wir bei den jetzt anstehenden Verkehrsmaßnahmen nicht wieder klein-klein denken und nur auf Landeszuschüsse für ein großes Projekt schauen (denn nur eins soll gefördert werden). Statt dessen müssen wir endlich bereit sein, die Verbesserung der Verkehrssituation in Heidelberg aus eigenen Mitteln in die Hand zu nehmen und als vorrangiges und großzügiges Investitionsprojekt anzugehen. Das betrifft nicht nur den innerstädtischen Straßenverkehr, der bei der zu erwartenden Zunahme des Verkehrs um 10 Prozent in den nächsten fünf Jahren zum Erliegen kommt, sondern es betrifft auch die Anbindung nach außen, z. B. des Neuenheimer Feldes über den Nordzubringer oder die fünfte Neckarquerung. Und es betrifft auch den öffentlichen Personennahverkehr, für den zwar durch die S-Bahn eine Verbesserung zu erwarten ist, die sich zwar überregional aber nur wenig innerstädtisch auswirken wird.
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Anschriften der Fraktionen und Einzelmitglieder im Gemeinderat

CDU:

Rohrbacher Str. 57, 69115 Heidelberg,
Tel.: 16 39 72, Fax: 16 48 43
e-mail: CDU-GR-Fraktion-HD@t-online.de

SPD:

Fischmarkt 3, 69117 Heidelberg,
Tel.: 16 67 67, Fax: 16 40 23,
e-mail: fraktion@spd-heidelberg.de

GAL:

Rohrbacher Str. 39, 69115 Heidelberg,
Tel.: 16 28 62, Fax: 16 76 87
e-mail: mail@gal-heidelberg.de

"Heidelberger":

Bergheimer Str. 95, 69115 Heidelberg,
Tel.: 61 94 21, Fax: 61 94 22
Internet: www.dieHeidelberger.de

FWV:

Fischergasse 14-16, 69117 Heidelberg,
Tel.: 16 30 70, Fax: 65 98 30
Internet: www.FWV-hd.de

FDP:

Zähringerstr. 44a, 69115 Heidelberg,
Tel. 24 56 4, Fax: 18 21 13

PDS:

Sitzbuchweg 14, 69118 Heidelberg,
Tel. 80 03 25

  Zur Inhaltsangabe STADTBLATT



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Stand: 3. April 2001