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Ausgabe Nr. 13 · 31. März 1999 |
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Ziegelhausens "Hauptstraße": die Kleingemünder Straße. (Foto: Pfeifer) |
Aus einer Ziegelhütte wurde Ziegelhausen |
Heimat der Wäscher und Bleelumpe |
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Bis 1975 war Ziegelhausen eine eigenständige Gemeinde. Dann wurde der fast 10.000
Einwohner zählende Ort im Zuge der landesweiten Gemeindegebietsreform nach Heidelberg
eingemeindet. Für das STADTBLATT schildert Thilde Hoppe, langjährige Kulturreferentin
des Stadtteilvereins, die Geschichte und Gegenwart Ziegelhausens. Kilometerweit zieht sich Ziegelhausen am Ufer des Neckars entlang und erstreckt sich dem Steinbachtal folgend bis tief in den Odenwald. Schon in grauer Vorzeit war dieses landschaftlich reizvolle Fleckchen Erde besiedelt. Später gruben die Römer hier den "blauen Ton", aus dem sie in Neuenheim ihre Ziegel und Gefäße brannten. Die Anfänge Mönche des nahe gelegenen Zisterzienserklosters Schönau errichteten um 1220 dort, wo heute die katholische St. Laurentiuskirche steht, eine Ziegelhütte. Aus diesem "Ziegelhaus" entwickelte sich in den folgenden Jahrhunderten - als im wasserreichen Tal des Steinbachs nach und nach zwölf Mühlen entstanden - die Gemeinde Ziegelhausen. Trotz der Versuche, den Wald an den Berghängen zu roden, konnte nur wenig guter Ackerboden gewonnen werden. Die Bewohner mussten sich deshalb nach anderem Broterwerb umsehen. Sie arbeiteten im Wald oder in den Steinbrüchen, in denen die Bausteine für das kurfürstliche Schloss und die Bürgerhäuser in Heidelberg gebrochen und behauen wurden. Die weiten Wiesen im Talgrund gehörtem dem Kurfürsten. Der ließ drei Fischweiher und ein Sommerhaus errichten. Um 1800 wurden diese Fürstenweiher trockengelegt. An ihrer Stelle gab es plötzlich ausgedehnte Rasenflächen, auf denen die Wäsche gebleicht werden konnte, die zuvor im weichem Quellwasser gewaschen worden war. Ein neues Gewerbe - die Wäscherei - entstand. Auch der Scherzname "Bleelumpe" für die Ziegelhäuser hängt mit der Wäscherei zusammen, denn die Wäsche wurde nach dem Spülen "gebläut". Die Waschblausäckchen waren Leinensäckchen, in die ultramarinblaue Kugeln eingebunden wurden. Weithin bekannt waren die Wäschereidörfer Ziegelhausen und Peterstal wegen ihres reinen kalkfreien Quellwassers, das es - wie die ausgedehnten Rasenflächen zum Wäschebleichen - andernorts kaum gab. Peterstal Im Quellgebiet des Steinbachs errichtete 1710 der Glasmacher Peter Wenzel eine Glashütte. Rundherum entstand ein Dörflein, das sich nach seinem Schutzpatron Peterstal nannte. Das Jahr 1768 brachte schon wieder das Ende der Glashütte. 1936 wurde Peterstal ein Ortsteil von Ziegelhausen und als solcher 1975 ebenfalls nach Heidelberg eingemeindet. Eine besonders reizvolle Ansicht bietet das sich etwas westlich von Ziegelhausen auf einer Anhöhe über dem Neckar erhebende Stift Neuburg. Benediktinermönche von Lorsch gründeten 1130 das Kloster, das neben dem Mausbachtal daliegt, "schön wie ein Wunsch". Nach der Reformation wurde das Kloster von Kurfürst Karl Ludwig in ein "adeliges Fräuleinstift" umgewandelt und gelangte während der Zeit der Romantik in Privatbesitz. Der letzte Besitzer, Baron Alexander von Bernus, verkaufte es 1926 und wie vor 800 Jahren zogen wieder Benediktiner ein. Bedeutende Bewohner und berühmte Gäste Sowohl Stift Neuburg als auch die Gemeinde Ziegelhausen hatten eine Reihe bedeutender Bewohner und berühmter Gäste. Unter den vielen Künstlern, Komponisten und Dichtern, die auf Stift Neuburg weilten, war im Frühjahr 1810 Carl Maria von Weber, der hier die Eingebung zu seiner romantischen Oper "Der Freischütz" erhielt. Im evangelischen Pfarrhaus in Ziegelhausen war Joseph Viktor von Scheffel gern gesehener Gast. Alexander von Bernus machte vor hundert Jahren Stift Neuburg erneut zum Treffpunkt für Dichter, Maler und Musiker. Stefan George war ein Mittelpunkt dieses geistigen Lebens, das auch von Richard Benz, Rudolf K. Goldschmit-Jentner, Alfred Mombert, Richard Dehmel, Hermann Hesse, Thomas Mann, Rainer Maria Rilke, Friedrich Schnack, Wilhelm von Scholz und Rudolf Steiner bereichert wurde. Berühmtester Gast Ziegelhausens war zweifelsohne der Komponist Johannes Brahms, der vom 20. Mai bis 15. September 1875 im Haus des Kunstmalers Anton Hanno wohnte. In seinen Briefen schwärmte er: "Ich wohne ganz im Grünen eingeschlossen, still und sehr ländlich." Er fühlte sich in seiner "Komponierhöhle" sehr wohl und bezeichnete sich schließlich sogar "reif für den Ziegelhäuser Gemeinderat". Viele seiner Kompositionen entstanden in Ziegelhausen. Ziegelhausen heute Heute kümmert sich der Verkehrsverein Ziegelhausen um die Betreuung der Gäste und Besucher. Seine Geschäftsstelle befindet sich seit 1978 in der so genannten "Hosenfelderei", einer ehemaligen Mühle am Ausgang des Steinbachtals. Um ein reichhaltiges Angebot an gesellschaftlichen und kulturellen Veranstaltungen bemühen sich der Stadtteilverein Ziegelhausen und Peterstal sowie die vielen anderen ihm angeschlossen Vereine. Eine wichtige Freizeiteinrichtung ist das Hallenbad "Köpfel". Mit Solarium und Liegewiese in landschaftlich besonders schöner Lage zieht es nicht nur die Bewohnerinnen und Bewohner von Ziegelhausen und Peterstal sowie die hier weilenden Gäste und Erholungsuchenden an, sondern auch Schwimmbegeisterte aus allen anderen Heidelberger Stadtteilen. Darüber hinaus bieten moderne Sportanlagen und viele Spazier- und Wanderwege Gelegenheiten zu aktiver Freizeitgestaltung. In der ehemaligen evangelischen Kirche am Neckar befindet sich das von Max Berk, dem früheren Chef der Unternehmensgruppe Betty Barclay, gegründete Textilmuseum. Nicht nur weil es die größte Quilt-Sammlung im gesamten deutschsprachigen Raum beherbergt, wird es von vielen Menschen aus dem In- und Ausland besucht. Das neue evangelische Gemeindezentrum wurde 1975 am Mühlweg eingeweiht. In seinem Mittelpunkt steht die Versöhnungskirche. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich das katholische Pfarrzentrum, das seit der Einweihung der St. Teresa-Kirche im Dezember 1997 ebenfalls vollständig ist. In Ziegelhausen gibt es mehrere Kindergärten. Die Neckarschule ist eine Grundschule, die Steinbachschule ist Grund- und Hauptschule. Und selbstverständlich gibt es auch Probleme im Stadtteil. Dazu gehören die schwierigen Verkehrsverhältnisse, unter denen vor allem die Geschäftsleute zu leiden haben. Ungelöst sind auch die Probleme in der Kleingemünder Straße mit der Fußgängerzone. Die Großbaustelle "Regenüberlaufbecken Ebert-Platz" hat in den zurückliegenden Monaten erhebliche Verkehrsstauungen sowohl in der Peterstaler Straße als auch in der Kleingemünder Straße verursacht und wird uns noch einige Zeit beschäftigen. (Thilde Hoppe) |
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