Stimmen aus dem Gemeinderat

Ausgabe Nr. 13 · 27. März 2002

Ernst Gund

CDU

Biotechnologisches Gymnasium

Eine neue Abkürzung wird man sich in Heidelberg merken müssen, BTLG, das Biotechnologische Gymnasium an der Marie-Baum-Schule, einstimmig auf den Weg gebracht auf der letzten Sitzung des Gemeinderats. Selten war man sich einer Neuerung so einig - wo waren die Bedenkenträger? - und sparte nicht mit Vorschusslorbeeren. Aber es war auch höchste Zeit. Während die anderen Bio-Regionen im Ländle in Ulm, Stuttgart und Freiburg schon über ein BTLG verfügen, fehlte in der Biotechnologie-Region Rhein-Neckar eine solche Institution. Wir wissen es schon lange: die Biotechnologie zählt zu den Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts. Die dort erworbenen Kenntnisse werden zur Lösung zentraler Probleme in der Medizin, Landwirtschaft und im Umweltschutz beitragen. Hier gilt nicht die Kritik von Manfred Fritz in der Rhein-Neckar-Zeitung vom 23.2.02 "In unseren Schulen wachsen nämlich bereits die Arbeitslosen von morgen heran". Für die Abgänger des künftigen BTLG bietet unsere Region die besten Ausbildungs- und Berufsvoraussetzungen, im EMBL, im DKFZ und den vielen neuen Firmen im Technologie-Park. Der Unternehmer Friedrich von Bohlen für Lion Bio-Science und Herr Plate für den Technologie-Park haben der Marie-Baum-Schule ihre Unterstützung zugesagt. Das BTLG wird im September zum neuen Schuljahr seine Arbeit aufnehmen. Auf einer sehr gut besuchten Informationsveranstaltung am 2. Februar wurden in der Marie-Baum-Schule die Einzelheiten von Experten erläutert, darunter Herr Braun, der zuständige Referent im Oberschulamt.

Das BTLG umfasst die Jahrgangsstufen 11 bis 13. Aufgenommen werden Gymnasiasten, die nach Klasse 11 versetzt wurden, und Realschüler mit einem Abschlusszeugnis von mindestens 3,0 und keiner Note unter vier. Es ist Raum für zwei Klassen pro Jahrgang, moderne Fachräume stehen in den benachbarten beruflichen Schulen, der Johannes-Gutenberg-Schule und der Carl-Bosch-Schule, zur Verfügung. Der Ausbildungsgang führt in drei Jahren zur Allgemeinen Hochschulreife (Abitur). Auch bei der generellen Einführung des 12-jährigen Gymnasiums in Baden-Württemberg wird das BTLG bei drei Jahren bleiben, aber Schüler des Gymnasiums können bereits ab Ende Klasse 9 auf das BTLG überwechseln. Die Fächer der schriftlichen Abiturprüfung umfassen Biotechnologie, Mathematik, Deutsch oder Englisch und ein weiteres Fach. Damit wird den Naturwissenschaften wieder mehr Beachtung geschenkt. Wir danken dem Kollegium der Marie-Baum-Schule für seine "uneingeschränkte" Bereitschaft, die notwendigen Fortbildungen und Umstellungen auf sich zu nehmen. Marie Baum, Namensgeberin der Schule und Ehrenbürgerin von Heidelberg, die selbst Chemie in Zürich studiert hat, als dies in Deutschland den Frauen noch verwehrt war, wäre sicher sehr glücklich über diese Entwicklung an der Marie-Baum-Schule gewesen.
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Thomas Krczal

SPD

Schulsozialarbeit - Neue Wege in der Jugendhilfe

Ganz so neu ist das Thema natürlich nicht. Seit etwa zwei Jahren gibt es die Schulsozialarbeit an der Emmertsgrundschule, mit positiven Erfahrungen. Neu ist der Ansatz, die Schulsozialarbeit an allen Heidelberger Haupt- und Förderschulen einzurichten. Warum brauchen wir so etwas?

Der Anteil an Kindern und Jugendlichen mit fehlenden sozialen Kompetenzen, zunehmenden Aggressionen und Lernschwächen nimmt zu. Oft sind soziale Ausgrenzung und familiäre Probleme die Ursachen. Die Schulen können diese Defizite nur im geringen Maß ausgleichen. Der Unterricht und damit die notwendige Wissensvermittlung leiden gerade an den so genannten "Brennpunkt-Schulen". Es bedurfte nicht erst der PISA-Studie, um dieses Problem auch in Heidelberg zu erkennen.

Mit der Schulsozialarbeit werden wichtige inhaltliche Ziele angestrebt:

  • Alle Schüler/-innen erfüllen ihre Schulpflicht, niemand wird vom Unterricht ausgeschlossen
  • Alle Schüler/-innen erreichen das Klassenziel und am Ende den Schulabschluss
  • Alle Schulabgänger/-innen haben eine weitere schulische oder berufliche Perspektive
  • Die Aufwendungen der Erziehungshilfe (also der Hilfe die einsetzt, wenn es eigentlich schon zu spät ist) sinken.

Dies soll erreicht werden durch Verbesserung der schulischen Leistungsbereitschaft, Stärkung der Klassengemeinschaft und sozialen Kompetenzen und der Zusammenarbeit mit den Eltern. Eine enge Verzahnung und Kooperation mit den Schulleitungen und den Lehrern/-innen ist die Voraussetzung für den Erfolg dieses Ansatzes.

Die Schulsozialarbeit wird von den Trägern der freien Jugendhilfe durchgeführt, die Stadt finanziert pro Schule eine Halbtagsstelle. Die Kinder- und Jugendpsychiatrie begleitet das Projekt wissenschaftlich. Das Land beteiligt sich trotz seines verfassungsrechtlichen Bildungsauftrages kaum an der Finanzierung, ein Umstand der sich ändern muss!

Mit der Schulsozialarbeit gehen wir einen neuen Weg. Nämlich mit der Jugendhilfe dort anzusetzen, wo die Jugendlichen am intensivsten geprägt werden. An der Schule! Dies kann nur ein erster Schritt sein. Jugendhilfe wird sich in Zukunft stärker mit der Schule verzahnen müssen. Schulen müssen neben der reinen Wissensvermittlung zu "Kompetenz-Zentren" ausgebaut werden mit umfassenden sozial-pädagogischen Angeboten. Die Kommune und die Träger der freien Jugendhilfe werden ihre Arbeit dahingehend weiter entwickeln müssen. Dies heißt nicht, dass die klassischen Angebote wie Jugendzentren und offene Jugendarbeit aussterben werden. Doch die Schwerpunktsetzung muss sich in den nächsten Jahren ändern, wenn wir aus dem PISA-Schock etwas lernen wollen.

   
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Judith Marggraf

GAL

Was nix koschd, is aach nix wert?

Sie erinnern sich: Aus unseren Wasserleitungen kommt Trinkwasser von hoher Qualität, hatte ich im letzten Stadtblatt festgestellt. Wozu benutzen wir denn nun unser Wasser, wenn wir es schon nicht trinken? Zuerst einmal sind wir hier in Heidelberg ziemlich sparsam: 102 Liter pro Kopf und Tag nutzen wir. Der durchschnittliche Bundesbürger immerhin 128 Liter. Jeweils 30 Prozent davon werden für die Toilettenspülung und das Baden/Duschen genutzt, ungefähr 20 Prozent für's Wäsche waschen und Geschirr spülen, der Rest entfällt auf Gartenbewässerung, Autowäsche und ähnliches. Ganze 2 Prozent werden zum Kochen und Trinken benutzt. Wegen dieser 2 Prozent kommt aus unseren Leitungen 100 Prozent Trinkwasser!

Hier liegt aus meiner Sicht ein Systemfehler: Für die Klospülung ist unser Wasser eigentlich zu 'kostbar', als Trinkwasser zu 'billig'. Einfache Lösungen gibt es aber leider nicht. Pauschale Sparappelle nützen wenig, da der Fixkostenanteil, also die Kosten für die Bereitstellung von Wasser, konstant bleibt und ein starker Verbrauchsrückgang die Gefahr birgt, dass der Preis angehoben werden muss - das kann nicht im Sinne der "Sparer" sein. Vorstellungen, parallel zu den Trinkwasser- auch Brauchwasserleitungen zu verlegen, dürften schon alleine an den immensen Investitionskosten scheitern. Die Nutzung von Regenwasser ist eine zunehmend beliebte Alternative v. a. für Einfamilienhäuser. Gesundheitsämter lieben solche Systeme allerdings überhaupt nicht, da allzu oft Fehlanschlüsse zu gravierenden Qualitätseinbußen beim Trinkwasser führen. Hier ist auch noch ein zweites Problem zu berücksichtigen: Wo Regenwasser durch Installation von Zisternen, Rohrleitungen und Pumpen zum Haushaltsbrauchwasser wird, wird die erneuerbare Ressource Wasser mit Hilfe der nicht erneuerbaren Ressource Energie eingespart - das ist nicht gerade nachhaltig.

Ich fürchte, alle pauschalen Lösungen fruchten nicht und vielleicht wird es sich nicht vermeiden lassen, den Wasserpreis zu erhöhen, um größere Wertschätzung zu erreichen. Es geht um den bewussten Umgang mit unserem Wasser durch jeden Einzelnen gemäß seiner Situation und Möglichkeiten. Schön wär's, wenn ich dafür einen Denkanstoß geben konnte.

Ich wünsche Ihnen allen auch im Namen meiner Fraktion fröhliche und sonnige Ostern und natürlich können Sie mit dem Eierkochwasser auch Ihre Blumen gießen.
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Hermann Gundel

FWV

FWV am Rohrbach Markt

Auf Anregung unseres Rohrbacher FWV-Bezirksbeirates, Klaus Dietz, trafen sich am 23.3. die FWV-Stadträte Dr. Ursula Lorenz und Hermann Gundel, Mitglieder der Freien Wähler und, in Vertretung des Stadtteilvereins, Stadtrat Weirich und die Kinderbeauftragte, Frau Weidenhammer, um Rohrbacher "Problem-Zonen" zu besichtigen und zu diskutieren.

Sorgenkind Nr. 1 ist nach den Ausführungen von Bezirksbeirat Klaus Dietz die Situation rund um die HSB-Haltestelle in Rohrbach Markt. Es wurde, und das konnten die Teilnehmer live miterleben, vor allem die unkoordinierte Ampelschaltung kritisiert. Frau Weidenhammer machte eindringlich auf die hohe Gefährdung von Kindern und älteren Menschen aufmerksam, die dort die B 3, die Straßenbahngleise und die Römerstraße überqueren müssen. Als Lösungsmöglichkeiten, wurden eine Verlängerung der Grünphase für Fußgänger, Wegfall der Vorrangschaltung für die Straßenbahn, eine Herausnahme der Haltestelle aus dem Kurvenbereich und eine Verlegung der B 3 auf die Römerstraße und eventuell die Sickingenstraße mit der Option über den Hauptbahnhof (Burelli-Tunnel) auf die Berliner Straße, vorgeschlagen. Die große Lösung wäre ein Rohrbacher "Burelli-Tunnel".

Für die kurzfristige Absage eines Vertreters des Stadtplanungsamtes, hatten die Teilnehmer der Begehung Verständnis.

Die "Freien Wähler" wünschen Ihnen ein schönes und erholsames Osterfest und bedanken sich für Ihr Interesse an der Heidelberger Kommunalpolitik.
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Dr. Annette Trabold

FDP

Waldkindergarten

Warum nur - so frage ich mich - tut sich die Mehrheit des Gemeinderates so schwer mit alternativen Erziehungsformen? Da wird in Sonntagsreden dauernd davon gesprochen, wie wichtig die Bildung und Erziehung von Jugendlichen und Kindern sei und wegen der Pisa Studie überschlägt man sich vor guten Ratschlägen. Wenn es aber Ernst wird, dann werden entsprechende Zuschüsse abgelehnt. So war es dereinst als der Montessori-Verein lediglich eine Bürgschaft in Höhe von 900.000,00 DM für Räume vom Gemeinderat haben wollte: "Ja, ja", so der Kommentar der Mehrheit, das pädagogische Konzept sei ja prima, "aber wo kommen wir da hin, wenn wir mit einer Bürgschaft unseren üblichen Trott verlassen. Das haben wir schon immer abgelehnt und so soll's auch bleiben." Gleiches nun mit dem Waldkindergarten. Es wird dauernd davon gesprochen, dass die Kinder heutzutage nur noch zuhause vor dem Fernseher sitzen und zu wenig Bewegung haben. Will aber jemand einmal eine Alternative zum Üblichen anbieten, dann heißt es gleich wieder: "Ja wo kämen wir denn da hin, wenn wir einen Waldkindergarten unterstützen würden." Es ist wirklich bedauerlich, dass die Gemeinderatsmehrheit so wenig bereit ist, alternative pädagogische Konzepte zu fördern. Kein Mensch sagt, dass die städtischen Kindergärten schlecht sind - aber Vielfalt an fundierten pädagogischen Konzepten im Kindergarten und in der Schule kann unsere Gesellschaft nur bereichern. Wir FDP-Stadträtinnen werden uns weiter für Vielfalt in der Erziehung einsetzen und da wir den Glauben an die Vernunft nicht aufgeben, sind wir sicher, dass es eines Tages für diese Projekte auch Mehrheiten geben wird...
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Anschriften der Fraktionen und Einzelmitglieder im Gemeinderat

CDU:

Rohrbacher Str. 57, 69115 Heidelberg,
Tel.: 16 39 72, Fax: 16 48 43
e-mail: CDU-GR-Fraktion-HD@t-online.de

SPD:

Bergheimer Straße 88, 69115 Heidelberg
Tel.: 16 67 67, Fax: 16 40 23,
e-mail: SPD-Fraktion-Heidelberg@t-online.de

GAL:

Rohrbacher Str. 39, 69115 Heidelberg,
Tel.: 16 28 62, Fax: 16 76 87
e-mail: mail@gal-heidelberg.de,
Internet: www.gal-heidelberg.de

"Heidelberger":

Bergheimer Str. 95, 69115 Heidelberg,
Tel.: 61 94 21, Fax: 61 94 22
Internet: www.dieHeidelberger.de

FWV:

Fischergasse 14-16, 69117 Heidelberg,
Tel.: 16 30 70, Fax: 65 98 30
Internet: www.FWV-hd.de

FDP:

Zähringerstr. 44a, 69115 Heidelberg,
Tel. 24 56 4, Fax: 18 21 13

PDS:

Sitzbuchweg 14, 69118 Heidelberg,
Tel. 80 03 25

  Zur Inhaltsangabe STADTBLATT



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Stand: 26. März 2002