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Ausgabe Nr. 12 · 19. März 2003 |
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Die Jungfrau von Orleans (Foto: Bianconero) |
Johanna auf dem Scheiterhaufen |
Wolfgang Maria Bauer inszeniert "Die Jungfrau von Orleans" Nach seiner überaus erfolgreichen Inszenierung der "Räuber" setzt Wolfgang Maria Bauer in dieser Spielzeit seine Beschäftigung mit Schiller fort. Am 22. März hat die romantische Tragödie "Die Jungfrau von Orleans" um 19.30 Uhr Premiere im Großen Haus der Städtischen Bühne. Johanna von Orleans, die in göttlichem Auftrag mit dem Schwert in der Hand gegen alle Widerstände eine heilige Mission erfüllt, ist unbesiegbar durch ihren unerschütterlichen Glauben. Rigoros setzt sie sich über jede menschliche Empfindung hinweg, tötet den Feind und entsagt der irdischen Liebe. Die französische Nationalheldin Jeanne d'Arc (1412-1431) hatte einer göttlichen Stimme folgend die französischen Truppen aus hoffnungsloser Lage gegen England 1429/30 von Sieg zu Sieg geführt und damit die Anerkennung König Karls VII als rechtmäßigen Herrschers durchgesetzt. Bald darauf fiel sie jedoch den Engländern in die Hände, die sie der Hexerei und Ketzerei beschuldigten. Vom französischen Hof im Stich gelassen, starb Johanna auf dem Scheiterhaufen. Das Urteil wurde 1456 aufgehoben, 1920 wurde sie heilig gesprochen. Bei Schiller, der mit der Geschichte der historischen Johanna poetisch frei umgeht, erwächst der tragische Konflikt aus dem Zwiespalt zwischen dem ihr eingegebenen Auftrag und ihrer Menschlichkeit. In einem Zweikampf mit dem englischen Feldherrn Lionel blickt sie in das Gesicht des schon Besiegten und ist getroffen. Indem sie ihn nicht tötet, verstößt sie gegen ihr Gelübde und wird schuldig. In Schillers geschichtsphilosophischer Auseinandersetzung mit religiös und patriotisch motiviertem Fanatismus, Selbstopferung, Krieg und Staatsraison zeigt sich die Zeitlosigkeit und die Aktualität des Dramas gleichermaßen. Erschien die am 11.September 1801 in Leipzig uraufgeführte Tragödie der Nachwelt bald schon fremd, war sie zu Schillers Lebzeiten einer seiner größten Theatererfolge. Karten bei HeidelbergTicket, Telefon 58-2000. |
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Massoud Baygan, Daniel Graf (Foto: Bianconero) |
Entlassung ins Leben |
"Elling" von Axel Hellstenius hat Premiere im Werkraumtheater Da gibt es die einen, für die ist eine Expedition zum Südpol etwas fast Alltägliches... und dann gibt es die anderen, für die ist schon der Gang zum Klo quer durchs Restaurant ein großes Abenteuer. Von diesen anderen erzählt das Theaterstück "Elling". Die beiden Helden, Elling und Kjell Bjarne haben sich in einer psychiatrischen Einrichtung kennen gelernt. Nach zwei Jahren ist es plötzlich so weit! Elling und Kjell Bjarne sollen ins so genannte "reale" Leben entlassen werden. In Oslo bekommen sie eine Wohnung und den Sozialarbeiter Frank zur Seite gestellt, der ihnen mühsam ein paar Dinge des täglichen Lebens beibringt - telefonieren, einkaufen, ausgehen - und der klare Absprachen verlangt. Dies ist der Beginn einer liebenswert-skurrilen Geschichte über das große Abenteuer "Normalität". Die Figuren in "Elling" sind starke Persönlichkeiten: der gebildete Elling, der Abitur hat und über die Wechselfälle des Lebens philosophiert, der damit aber nichts zu tun haben will, und Kjell Bjarne von der Sonderschule, der praktisch veranlagt ist und sich vor allem danach sehnt, eine Frau kennen zu lernen und endlich, endlich Sex haben zu dürfen. Am Weihnachtsabend dann die große Herausforderung: im Treppenhaus liegt eine Frau, sturzbetrunken und hochschwanger. Nun müssen die beiden alles geben, was sie können... Die Uraufführung von "Elling" nach dem Roman "Blutsbrüder" von Ingvar Ambjornsen 1999 in Oslo war der große Überraschungserfolg der Theatersaison. Auch als Film hat die Geschichte von Elling und Kjell Bjarne Furore gemacht, wurde der erfolgreichste Film aller Zeiten in Skandinavien und war für den Oscar nominiert. In Deutschland gelang der Durchbruch 2001 beim Filmfestival Mannheim-Heidelberg. Nun startet "Elling" auf zwei Bühnen in Deutschland gleichzeitig: Neben der offiziellen deutschsprachigen Erstaufführung im Schmidts Tivoli in Hamburg hat "Elling" am 20. März um 20 Uhr im Werkraumtheater Premiere. Karten bei HeidelbergTicket, Telefon 58-2000. |
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Mohammed Moulessehoul (Foto: privat) |
Liebe in den Zeiten der Taliban |
Yasmina Khadra liest aus "Die Schwalben von Kabul" Eine traurig-schöne Liebesgeschichte vor dem bedrückend-schaurigen Hintergrund des von den Taliban unterdrückten Afghanistan erzählt Yasmina Khadra am 20. März um 19.30 Uhr im Rahmen einer Veranstaltung des Deutsch-Französischen Kulturkreises (DFK) im Hilde-Domin-Saal der Stadtbücherei. Der unter dem Pseudonym Yasmina Khadra bekannt gewordene algerische Autor Mohammed Moulessehoul (Jahrgang 1955) liest - mit deutscher Übersetzung - aus seinem letzten Roman "Les hirondelles de Kaboul" (Die Schwalben von Kabul). In dem vom Krieg mit den Russen heimgesuchten Kabul begegnen sich vier Menschen: ein gescheiterter Geschäftsmann, seine bildschöne, mit Berufsverbot als Rechtsanwältin belegte Ehefrau Zunaira, die in den monströsen Tschadri schlüpfen muss, ein Gefängniswärter und seine unheilbar kranke Ehefrau. Letzterer hat sein Lachen vergessen und sein Herz ist erstarrt. Als durch einen tragischen Zwischenfall Zunaira im Gefängnis landet, scheint für einen Moment Liebe und damit so etwas wie Hoffnung zwischen den Ruinen einer unmenschlich gewordenen Welt aufzukeimen. Yasmina Khadra schildert nicht anklagend, eher nüchtern, die Komplexität ihres Verhaltens in der zwischen Feudalismus und Modernität hin- und hergerissenen muslimischen Gesellschaft. Unerbittlich wie in einer griechischen Tragödie erfüllt sich das Schicksal der vier Menschen. Mohammed Moulessehoul diente als hoher Offizier in der algerischen Armee. Das Pseudonym Yasmina Khadra - es sind dies die Vornamen seiner Ehefrau - wahrte er bis 2001, als er mit seiner Familie nach Frankreich ins Exil ging. |
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