Ausgabe Nr. 12 · 20. März 2002 |
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Lothar bremst den Einschlag weiter |
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Auch im Forstwirtschaftsjahr 2002 wird im Stadtwald nur wenig für den Holzmarkt
gefällt Nach wie vor beschäftigt "Lothar" das Staatliche Forstamt Heidelberg. Am 26. Dezember 1999 fegte der Orkan über Deutschland hinweg und hinterließ Schneisen der Verwüstung, vor allem im Schwarzwald. Etliche Millionen sturmgeknickte Festmeter Holz warten in Nasslagern immer noch auf ihre Vermarktung. Zwar habe der Odenwald nicht so sehr unter dem Sturm gelitten, "aber wir sitzen mit im Sturmboot", sagt Dr. Ernst Baader, Leiter des staatlichen Forstamts Heidelberg. "Die Holzpreise sind einfach im Keller. Deswegen wird in diesem Jahr auch nicht viel gesägt im Odenwald", so Dr. Baader. Den Betriebsplan für den Stadtwald hatte der Gemeinderat Ende Dezember 2001 verabschiedet. Vor allem beim Nadelholz ist der Markt praktisch zum Erliegen gekommen. Allenfalls bei hochwertigeren Laubhölzern, wie etwa der Buche, bestehen gute Absatz- und Verdienstmöglichkeiten. Insgesamt ist im Jahr 2002 ein Einschlag von knapp 19.000 Festmetern (= Kubikmeter) Holz im Stadtwald vorgesehen. Über 840.000 Euro Einnahmen kalkuliert das Forstamt aus dem Verkauf von Holz. Die elf Waldarbeiter werden trotz des geringen Holzeinschlags genügend zu tun haben. Im Vorjahr waren sie zum Teil bei Forstämtern im Schwarzwald eingesetzt, um dort bei der Beseitigung der Sturmschäden zu helfen. 2002 wird keiner in anderen Wäldern gebraucht, sodass sie neben dem Holzeinschlag im Stadtwald vor allem bei der Jungbestandspflege, bei der Astung sowie der Pflege von Erholungseinrichtungen und der Biotop- und Landschaftspflege eingesetzt werden. Zwei weitere Waldarbeiter sollen in diesem Jahr zusätzlich eingestellt werden, so dass 2002 13 der 15 Planstellen besetzt sind. Der 3.200 Hektar große Stadtwald hat eine wichtige soziale Funktion. Schutzhütten, Brunnen, Fußwege, Biotope und andere Erholungseinrichtungen müssen ständig gepflegt, repariert und fortentwickelt werden. 178.000 Euro sind dafür im laufenden Forstwirtschaftsjahr insgesamt vorgesehen. Wichtigstes Projekt in den nächsten beiden Jahren ist die Sanierung der beliebten Hellenbach-Grillhütte im Norden Heidelbergs. In Zusammenarbeit mit der Werkstatt gGmbH sollen dort unter anderem das Dach und die Grillstellen erneuert werden. Insgesamt rund 75.000 Euro wird die Sanierung der Hütte kosten. Insgesamt erhält das Staatliche Forstamt Heidelberg für 2002 einen städtischen Zuschuss von knapp 500.000 Euro. "Der Stadtwald hat viele Funktionen. Er ist stadtnaher Erholungsraum und Rückzugsgebiet für Pflanzen und Tiere, beispielsweise in Biotopen und Altholzinseln. Außerdem hat er eine hohe ökonomische Bedeutung. Im Rahmen dieser Funktionsvielfalt versuchen wir natürlich möglichst viele Einnahmen zu erzielen", erklärt der Forstamtsleiter. (neu) |
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"Die so genannte Judenschule. Sozialgeschichte eines Hauses" von Hermann W. Lehmann. |
Ein Altstadthaus im Wandel der Zeiten |
"Die so genannte Judenschule" - Hermann Lehmanns Geschichte des Hauses
Dreikönigstraße 10 Sechs Jahrhunderte Stadtgeschichte lässt Herrmann W. Lehmann in seinem Buch "Die so genannte Judenschule" lebendig werden. Nebenher erfährt der Leser - und natürlich die Leserin, beherbergte das Haus doch zeitweilig das Frauenzentrum - eine Menge Wissenswertes wie Skurriles über das Leben in der Altstadt im Wechsel der Zeiten. Das Buch über die Dreikönigstraße 10 ist der zweite Band in der Reihe "Die Häuser der Judengasse in Heidelberg". Umbenannt wurde sie 1832 nach dem in der Hauptstraße gegenüber gelegenen Wirtshaus zu den drei Königen - "auf Wunsch der Anwohner, die des Namens wegen nur schwer Zimmer an Studenten vermieten konnten". Die Geschichte des Hauses lässt sich bis ins Jahr 1399 zurückverfolgen. Im Laufe der Jahrhunderte nutzten sehr unterschiedliche Personengruppen das Anwesen, zu dem seit Anfang des 18. Jahrhunderts auch die Bussemergasse 1a gehört. Darunter waren Fischer und Schreiner, Bedienstete des Kurfürsten, der erste jüdische Universitätsprofessor Heidelbergs, die reformierte Kirche und schließlich der Autor selbst, in dessen Besitz es sich heute befindet. Dass Lehmann bei den Nachforschungen so viel Erfolg hatte, verdankt er einem historischen Zufall. Angrenzende Grundstücke befanden sich über lange Zeit im Besitz der Universität, des Deutschen Ordens und der Kirche, deren Archive erhalten sind. Wie das Haus zu der Bezeichnung "ehemalige Judenschule" kam, ist nicht überliefert. Als Synagoge, so der Autor, habe es jedenfalls nicht fungiert. Zwischen 1806 und 1813 war es Schulhaus für christliche und jüdische Kinder - hier dürfte die Quelle für die Bezeichnung Judenschule zu suchen sein, so Lehmann. Wer sich für die jüngste Geschichte des Hauses interessiert, dem sei der Einstieg auf Seite 163 empfohlen. Es sind die wilden Siebziger, das Frauenzentrum musste unter Polizeigewalt dem Parkhaus Plöck weichen und fand in der Dreikönigstraße 10 eine neue Bleibe. Lehmann und andere Kritiker der damaligen Stadtplanung gründeten die "Bürger für Heidelberg". Der Oberbürgermeister war nicht amüsiert und wollte den Autor eigenhändig vor seine "Bruchbude in der Dreikönigstraße" tragen, um ihn über die "Sozialverpflichtung eines Eigentümers" zu belehren. Die "Bruchbude" ist inzwischen in Ordnung gebracht und auch um die Nutzer ist es ruhiger geworden: Im Vorderhaus geht ein Geigenbauer seiner Arbeit nach, das Hinterhaus bewohnt der Verfasser. (rie) |
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"Die so genannte Judenschule. Sozialgeschichte eines Hauses" von Hermann W. Lehmann. Kurpfälzischer Verlag, Heidelberg. 28,50 Euro. | |
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In der Kinderklinik erläutern (v.l.) Prorektor Jochen Tröger, Chefarzt Georg Hoffmann und Laborleiter Dirk Kohlmüller dem Spender Dietmar Hopp den Nutzen des neuen Massenspektrometers. (Foto: Rothe) |
Mehr Schutz für Babys |
Dietmar-Hopp-Stiftung spendete der Universitätskinderklinik diagnostische Geräte Alle Neugeborenen in Deutschland sollten künftig auf 25 angeborene Stoffwechsel- und Hormonstörungen untersucht werden. Die in den letzten drei Jahren erhobenen Daten der Neugeborenen-Screening-Zentren an der Heidelberger Universitätskinderklinik und in München belegen, dass bundesweit jährlich einige 100 Kinder durch eine rechtzeitige Behandlung vor schwerer Behinderung und Tod bewahrt werden könnten. Durch die großzügige Spende der Dietmar-Hopp-Stiftung konnten in Heidelberg drei moderne Geräte (ESI-Tandem-Massenspektrometer) angeschafft werden, die ein Screening in Baden-Württemberg und benachbarten Bundesländern ermöglichen. Derzeit werden nahezu alle Neugeborenen in Deutschland wenige Tage nach der Geburt auf fünf Stoffwechsel- und Hormonerkrankungen untersucht. "Alle Kinder in Deutschland sollten die Chance haben, dass diese Erkrankungen bei ihnen rechtzeitig festgestellt werden", erklärt Prof. Georg Hoffmann, geschäftsführender Direktor der Universitäts-Kinderklinik Heidelberg. Bislang hat nur Bayern im Rahmen eines Modellprojektes die neue Methode flächendeckend eingeführt. Aus Regionen, in denen das Screening nicht verfügbar ist, kommen immer häufiger Anfragen von Eltern, die den Test auf eigene Kosten machen lassen. Die Bundesländer Hessen, Rheinland-Pfalz und Brandenburg lassen ihre Neugeborenen derzeit in Heidelberg untersuchen. Auch ökonomisch ist das Screening aller Neugeborenen vernünftig: Für die Behandlung und Rehabilitation der schwerbehinderten Kinder müssten Behandlungs- und Pflegekosten in dreistelliger Millionenhöhe aufgebracht werden; der einmalige Test kostet 20 Euro. Derzeit liegt die Entscheidung zur Kostenübernahme und Einführung in die Regelversorgung beim Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen. |
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Detail der erfolgreichen Stadterneuerung in Bautzen: Eingang zur Schloss-Schänke vor... ... und nach der Sanierung. (Fotos: Dannenberg) |
Eindrucksvoller Wiederaufbau |
Ausstellung im "Drugstore" zeigt Aufnahmen aus Bautzen von Henning Dannenberg Henning Dannenberg ist ein großer Freund Bautzens. In Heidelbergs sächsischer Partnerstadt ist unvergessen, wie der Heidelberger Architekt unmittelbar nach der Wende 1990 mit einer Wagenladung voller Dachziegel in die Oberlausitz kam, weil er wusste, wie nötig die Menschen dort das Baumaterial brauchten, um ihre nach 40 Jahren real existierendem Sozialismus maroden Häuser und Wohnungen wieder einigermaßen herrichten zu können. Wer den damaligen Zustand Bautzens kennt und Gelegenheit hat, die Stadt heute wieder zu sehen, kann über die Aufbauleistung ihrer Bewohner/innen nur staunen. Für Henning Dannenberg war der Schock von 1990 ebenso wie das freudige Erstaunen von 2001 Anlass, Bautzener Ansichten mit der Kamera fest zu halten. Herausgekommen ist eine Serie von Bildern, die den bisherigen Sanierungserfolg eindrucksvoll dokumentieren. Eine Auswahl seiner Fotos zeigt Henning Dannenberg derzeit in einer Ausstellung bis Sonntag, 14. April, im Bistro "Drugstore", Kettengasse 10. Die Ausstellung "Über die Vergangenheit in die Gegenwart - Architektonische Momentaufnahmen aus der historischen Altstadt Bautzens" ist der ganz persönliche Beitrag Dannenbergs zu den diesjährigen 1000-Jahr-Feiern der Stadt Bautzen. Die wurde als "Budusin" im Jahre 1002 erstmals urkundlich erwähnt. Nach wechselvoller Geschichte kam Bautzen 1635 zu Sachsen. Für die seit dem siebten Jahrhundert in der Oberlausitz lebenden slawischen Sorben ist Bautzen das kulturelle Zentrum. Traurige Berühmtheit erlangte Bautzen im vergangenen Jahrhundert durch das "Gelbe Elend". Die frühere Königlich Sächsische Landesstrafanstalt wurde sowohl von den Nationalsozialisten als auch von der sowjetischen Besatzungsmacht und der DDR-Justiz zur Inhaftierung politischer Gefangener missbraucht. Bautzen wurde zum Synonym für Zuchthaus. Die gelben Gefängnisbauten erinnern heute als Gedenkstätten an die Opfer der Gewaltregime zwischen 1933 und 1989. Bautzens historische Altstadt mit der Ortenburg liegt hoch über der Spree. Die unverwechselbare Silhouette wird geprägt von 15 Türmen, von denen neun zur ehemaligen Stadtbefestigung (die Stadtmauer ist noch weitgehend erhalten) gehörten. Nach dem Ende der DDR gelang der Stadt Bautzen eine erstaunliche Revitalisierung der Altstadt. Beratende Hilfe erhielt sie durch die Stadt Heidelberg und deren Verwaltungs- und Stadtplanungsexperten. Bautzen wurde in verschiedene Förderprogramme aufgenommen unter anderem - neben Athen, Valencia und Edinburgh - in das zur Erhaltung europäischer Innenstädte. Henning Dannenberg über Bautzen heute: "Dem Besucher zeigt sich ein Bild, aus dem der sensible Umgang mit denkmalgeschützter und denkmalwürdiger Bausubstanz erkennbar wird." Wo sich jetzt Interesse an der sächsischen Partnerstadt regt, gibt Dannenberg den Tipp "Ostern in Bautzen!": Vom 28. März bis 1. April kann man unter anderem die Osterreiter, das Ostereierbemalen, das Eierschieben am Protschenberg und das Ostervolksfest auf dem Schützenplatz miterleben. (br.) |
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