Thema der Woche

Ausgabe Nr. 12 · 21. März 2001



Bunsen zwischen Buntem: Mit Unterstützung von Pro Heidelberg Stadtmarketing erhielt der Anatomiegarten neue Pflanzen. (Foto: Rothe)

Frühling in Heidelberg

Die schönste Jahreszeit wird gebührend empfangen - Sommertagszug, Musik und mehr zur Einstimmung


Frühlingsanfang war ja bereits gestern. Eine weitere mit der freundlichen Jahreszeit verbundene Änderung wird es in der Nacht vom Samstag auf Sonntag geben. Dann werden die Uhren nachts um eine Stunde von zwei auf drei Uhr gestellt: eine Stunde Schlafverlust für die Sommerzeit.

In Heidelberg hält der Frühling nicht nur formal Einzug. Es wird von der Stadt und dem Einzelhandel auch einiges für die Sinne geboten, damit auch jeder merkt, dass jetzt die schöne Jahreszeit beginnt.
 

 



"Schtrieh, Schtrah, Schtroh, der Summerdag ist do", heißt es wieder am Sonntag, 25. März. Ab 15 Uhr zieht der Heidelberger Sommertagszug von der "Kleine Plöck" zwischen Galeria Kaufhof am Bismarckplatz und der Post in Richtung Rathaus und Marktplatz. Beim Gasthaus "Güldenes Schaf" in der Hauptstraße 115 schließt sich Liselotte von der Pfalz mit ihrem Hofstaat dem Zug an. Eine riesige Figur von "König Winter" gesellt sich ebenfalls dazu, um auf dem Marktplatz feierlich verbrannt zu werden. Hier wird auch das Ballett des Heidelberger Studios für Ballett und Gymnastik auf einer Bühne den Kampf des Winters mit dem Sommer tänzerisch darstellen.

Die Sommertagsstecken mit ihren bunten Schleifen kann man auf den Wochenmärkten am Freitag, 23. März, auf dem Friedrich-Ebert-Platz und am Samstag, 24. März, auf dem Marktplatz vor dem Rathaus kaufen. Organisiert haben den Sommertagszug Pro Heidelberg Stadtmarketing e.V. in Zusammenarbeit mit dem Komitee Sommertagszug.

Die ersten schriftlichen Belege für den Brauch der Wintervertreibung finden sich in Quellen aus dem 16. Jahrhundert. 1621 beklagt sich der Kirchenrat Cellarius darüber, dass die Knaben in Heidelberg am Sonntag Laetare - an diesem Tag findet traditionell der Sommertagszug statt - trotz betrüblicher Zeiten an ihrem Brauch festhielten, sich vermummten und die Wiederkehr des Frühlings feierten. Auch Liselotte von der Pfalz erwähnt das Treiben der "Buben" in zwei ihrer zahlreichen Briefe. Der Brauch stammt aus vorgeschichtlichen Tagen. In einer Jahreszeit, wo die Wintervorräte zu Ende gingen, sammelten Kinder singend Gaben und rügten im Sommertagslied die Geizkragen, die nichts raus rückten: "O du alter Stockfisch, wenn mer kommt, do hosch nix".

Sommertagszüge
Neben dem zentralen Sommertagszug am 25. März werden traditionell auch in den Stadtteilen Sommertagszüge veranstaltet: Am 1. April in Ziegelhausen und Kirchheim, am 8. April in Handschuhsheim, am 22. April in Wieblingen und am 29. April im Pfaffengrund.
   

Komponist Peteris
Vasks und...


... Jazzer Paata Dermurishvili
setzen musikalische Akzente.



Das Musikfestival Heidelberger Frühling hat sich längst in Heidelberg und der Region als sicherer Vorbote des Frühlings einen Namen gemacht. Wenn im März die ersten Töne erklingen, kann man sicher sein, dass die kalten Tage nicht mehr lange andauern werden.

Unter dem Motto "Vom Eise befreit" hat das Musikfestival zu seinem ersten kleinen Jubiläum den Frühling selbst zum Thema seiner zahlreichen Konzerte gemacht. Hoffnung und Sehnsucht - das sind die Gefühle, die sich seit jeher mit dem Frühling verbinden und seit Jahrhunderten Künstler und Musiker zur Auseinandersetzung mit dieser Jahreszeit inspiriert haben.

Gleich am Sonntag, 25. März, kann die ganze Familie zum musikalischen Frühlingsfest in die Backstube Mantei in der Eppelheimer Straße pilgern. Zwischen Mehlsäcken, Backmaschinen und Rührgeräten gibt es ab 11 Uhr Klaviermusik des Pianisten Philipp Vandré, Zirkuszauber und anderes mehr. Der Eintritt ist frei, um eine Spende für das Aids-Waisenkinder-Projekt in Simbabwe wird gebeten.

Für Aufbruch und Neubeginn im übertragenen Sinne steht Arnold Schönberg, der die Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts wie kein anderer beeinflusst hat und mit der Entwicklung seiner Zwölftonmusik, den Weg zur Atonalität ebnete. In Zusammenarbeit mit dem SWR präsentiert der Heidelberger Frühling einen Schönberg-Liederzyklus (26. März, 6. und 9. April, jeweils 20 Uhr, Aula der Alten Universität), an dem die Entwicklung des Komponisten auf seinem Weg in die Atonalität besonders schön nachvollzogen werden kann.

Der zweite Schwerpunkt des diesjährigen Heidelberger Frühlings, das Komponistenportrait, ist dem Letten Peteris Vasks gewidmet. Vasks, Symbolfigur des Widerstandes gegen die sowjetische Zwangsherrschaft, ist selbst am 24. März um 20 Uhr in der Stadthalle zur Uraufführung eines seiner Werke zu Gast.

Weitere Auslöser für Frühlingsgefühle: Gidon Kremer spielt am 30. März mit seiner Kremerata Baltica in der Stadthalle. Das álvarez Klavierquartett, das für sein bedingungsloses Spiel berühmt ist ("man müsste annehmen, sie spielten um ihr Leben"), gibt am Donnerstag, 22. März, im Spiegelsaal sein Können zum Besten. Bei "Bach meets Jazz" treffen die Heidelberger Sinfoniker am 23. März in der Stadthalle auf Paata's Jazztett. Ein absoluter Geheimtipp ist das mehrfach mit internationalen Preisen ausgezeichnete Dafô Quartett, zu dem sich vier junge Musikerinnen aus Polen zusammengeschlossen haben (27. März, 20 Uhr in der Providenzkirche).
   


Frühlingszeit ist Blütezeit: Blühende Obstbäume in Ziegelhausen. (Archivfoto: Rothe)


Auch in diesem Jahr sorgt das städtische Landschaftsamt wieder dafür, dass zum Einzug des Frühlings in den Beeten und auf den Grünflächen der Stadt das Grau und Braun des Winters durch bunte Blütenpracht ersetzt wird. Besonders den Anatomiegarten hat man in diesem Frühjahr "herausgeputzt" und mit vielen Blumen, Stauden und Sträuchern versehen. Finanziell unterstützt hat diese Verschönerungsaktion Pro Heidelberg Stadtmarketing. Beim Zeitungsleser am Anfang der Hauptstraße wurde wie an vielen anderen Stellen der Stadt farbenprächtige Blumen gesetzt.

Die meisten Krokusse, Narzissen und Tulpen aber brauchten nicht gepflanzt zu werden. Ihre Zwiebeln wurden schon im Herbst vergangener Jahre gesteckt, damit sie in jedem Frühling zu Zehntausenden im Stadtgebiet Farbtupfer setzen. Allerdings müssen die Gärtnerinnen und Gärtner zum Frühjahr häufig Schäden und Verunreinigungen in den Beeten und Rabatten beseitigen, damit die bunte Pracht auch entsprechend zur Geltung kommt.
   
 

Den "Frühling erleben" kann man am Samstag, 7. April, wenn der Heidelberger Einzelhandel zum Bummeln, Shoppen und Genießen einlädt. Damit bei den Kundinnen und Kunden sich die Laune spürbar hebt, werden die Schaufenster der Geschäfte frühlingshaft dekoriert und den Bismarckplatz zieren große Kübelpflanzen. 10.000 bunte Frühlingsblumen im Topf werden verteilt und auf dem Bismarckplatz und in der Hauptstraße spielen Musikgruppen "frühlingshafte Weisen", verspricht Gerhard Wagner von der Heidelberger Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft HWE.

Bleibt nur zu hoffen, dass sich der Frühling zu all den Terminen und Ereignissen selbst auch eingeladen fühlt und für freundlicheres und wärmeres Wetter sorgt. (neu)
   
  Programm und Tickets
Das Programm des Heidelberger Frühlings gibt es in den Bürgerämtern oder im Internet unter www.heidelberg.de/hd-fruehling. Die Konzerte werden auch im STADTBLATT-Terminkalender veröffentlicht. Ticket-Hotline: 58-2000 (Mo-Fr 9-20 Uhr, Sa 9-16 Uhr).

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Stand: 20. März 2001