Verkehr

Ausgabe Nr. 11 · 17. März 1999



Für Eltern ist es eine große Erleichterung, wenn Kinder den Weg zum Spielplatz oder zum Kindergarten selbständig zurücklegen können. Die sorgfältig eingeparkten Rädchen entdeckte der Fotograf vor der Kindertagesstätte der Blumhardt-Gemeinde in der Hegenichstraße. (Foto: Brodt)
Auf eigenen Füßen statt mit "Taxi Mama"

Sichere Wege für Kinder

Vor vier Wochen hat das STADTBLATT an dieser Stelle über die Zusammenarbeit von sechs europäischen Städten im Rahmen des Verkehrsprojekts OPIUM berichtet. Gegenstand der Untersuchungen war unter anderem das Kinderwegenetz in Kirchheim.

Das Kürzel OPIUM steht für "Operational Project for Integrated Urban Management". Ins Deutsche lässt sich das frei mit "Anwendungsorientiertes Projekt zur Förderung stadt- und umweltverträglichen Verkehrs" übersetzen. Mit finanzieller Unterstützung der EU-Kommission untersuchten die Städte drei Jahre lang neue Strategien im Stadtverkehr. Im Einklang mit den Zielen des 1994 beschlossenen Heidelberger Verkehrsentwicklungsplanes ging es um Parkraum-Management und Parkleitsysteme, Verkehrsberuhigung, Busbeschleunigung sowie Radverkehrs- und Fußgängerförderung.

Einer der Projektschwerpunkte lag in Kirchheim. Dort wurde für das gesamte Straßennetz eine Beurteilung der Fußgängerfreundlichkeit durchgeführt. Ein Fußwegenetz verbindet hier inzwischen die wichtigsten Einrichtungen für Kinder und ermöglicht ein sichereres Vorankommen. Die Überwege über die Schwetzinger Straße, die Odenwaldstraße, die Hegenich- und die Albert-Fritz-Straße wurden mit Zebrastreifen oder Gehwegnasen ausgestattet. Verkehrsberuhigte Bereiche in der Oberdorfstraße, der Oberen Seegasse, dem Seewiesenweg und einigen Straßen in Kirchheim-West ermöglichen die Nutzung der Straße auch für Aufenthalt und Spiel. Ein Problem sind allerdings nach wie vor die häufig zugeparkten schmalen Gehwege.

Rund ein Drittel der Eltern von Kindergarten- und Grundschulkindern wurden vor und nach der Einrichtung des Fußwegenetzes befragt. Nach ihrer Einschätzung gibt es jetzt mehr Straßen, auf denen sich die Kinder allein bewegen können. Wie die Auswertung von Messreihen des Gemeindevollzugsdienstes ergab, werden die Geschwindigkeitsbegrenzungen in Wohngebieten von 30 Stundenkilometern und in den verkehrsberuhigten Bereichen von sieben Stundenkilometern erfreulicherweise von den meisten Autofahrern annähernd eingehalten. Viele Eltern wünschen sich aber eine noch weiter gehende Verkehrsberuhigung und die Sperrung einiger Straßen für den Durchgangsverkehr.

Straßen mit stärkerem Verkehrsaufkommen, wie die Schwetzinger Straße oder die Pleikartsförster Straße, gelten bei den meisten Eltern nach wie vor als gefährlich, insbesondere wenn sie überquert werden müssen. Die meisten der kleineren Kinder sind deshalb hier nur in Begleitung oder mit "Taxi Mama" unterwegs. Aber gerade "Taxi Mama" verstärkt das Problem. Dadurch nimmt der Autoverkehr im Stadtteil zu, man kann die Kinder noch weniger allein auf die Straße lassen. Dieser Teufelskreis lässt sich mit Maßnahmen wie dem Kinderwegenetz durchbrechen. (shu/rie)
 
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Stand: 16. März 1999