Thema der Woche

Ausgabe Nr. 11 · 10. März 2004

Frauen setzen auf Fair Play
Das Gleichstellungsamt der Stadt Heidelberg startet Fragebogenaktion


Pünktlich zum Internationalen Frauentag 2004 empfehlen Dörthe Domzig, Leiterin des Amtes für die Gleichstellung von Frau und Mann, und ihr Team: "Gönnen Sie sich nicht nur Rosen zum 8. März, machen Sie mit bei 'Fair Play 2004'". Das städtische Gleichstellungsamt hat einen Fragebogen entwickelt, mit dem Frauen und Männer herausfinden können, ob (und wenn ja wo) sich für sie in ihrem näheren Umfeld etwas ändern soll. Und wenn beide wollen, schließen sie eine Fair-Play-Vereinbarung ab.

Die Aktion des Heidelberger Gleichstellungsamtes möchte Frauen dazu anregen, ihre gegenwärtige Lebenssituation zu hinterfragen und eventuell neu zu "verhandeln". Insbesondere sollte das Verhältnis zwischen Frauen und Männern in punkto Aufgabenverteilung überdacht werden. Aber nicht ausschließlich das Zusammenleben mit dem Partner soll ins Visier genommen werden, sondern auch der Arbeitsalltag mit Kolleginnen und Kollegen, der Chefin oder dem Chef sowie die Arbeit politischer Gremien und Parteien.

Ziel der Aktion ist, Frauen anzuregen, den Internationalen Frauentag als Auftakt zu nutzen, um persönliche Fair-Play-Verhandlungen in die Wege zu leiten. Das Gleichstellungsamt ist also lediglich Initiator der Kampagne - es liegt an den Heidelbergerinnen und Heidelbergern, ob, wie und mit wem sie im Einzelnen Verhandlungen führen.

Wie funktioniert Fair-Play?
Ein Fragebogen, der im Internet unter www.heidelberg.de/gleichstellung/ zu finden ist oder im Amt für Gleichstellung unter Telefon 58-1554 angefordert werden kann, gibt Denkanstöße und dient zur Vorbereitung von Fair-Play-Verhandlungen. In welchem Bereich sollten beispielsweise die Aufgaben gerechter verteilt werden? Viele Frauen leisten wesentlich mehr unbezahlte Arbeit für Haushalt und Familie als ihre Partner. Oder sie fühlen sich in bezug auf die berufliche Weiterentwicklung zurückgesetzt.

Dann gilt es, mit den betreffenden Personen eine schriftliche Abmachung über Veränderungen zu treffen. Auch ein Beispielformular für einen solchen "Vertrag" kann im Internet heruntergeladen werden. Das angestrebte Ziel sollte gemeinsam festgelegt werden, wobei den Verhandlungspartner/innen vor allem klar sein muss, wie es zu erreichen ist. Sinnvoll ist es, feste Termine oder Fristen zu vereinbaren, um die Entwicklungen zu verfolgen.

Und dann?
Bis spätestens zum Internationalen Frauentag 2005 sollte endgültig geklärt sein, ob die Verhandlungen erfolgreich waren. Tipps für mehr Fair-Play zwischen den Geschlechtern gibt`s stets aktuell auf der Homepage des städtischen Gleichstellungsamtes! Die Seite wird regelmäßig erweitert, unter anderem mit Anregungen von Frauen und Männern, die sich an der Kampagne 'Fair-Play 2004' beteiligen. Berichte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer über ihre Erlebnisse und Erfolge mit Fair-Play werden gern entgegen genommen und auf Wunsch auch veröffentlicht.

Ein Tipp zum Schluss: Fragebogen und "Vertrag" dürfen auch ruhig mal von Mann zu Frau, von Kollege an Kollegin mit der Bereitschaft zum Verhandeln verschenkt werden.

  Zum Seitenanfang

Oberbürgermeisterin
Beate Weber
"Viele Frauen kennen diese Situation: Sie wünschen sich, dass andere von selbst merken, was ihnen wichtig ist. Und ganz unter uns, eigentlich könnten es die Partner, die Arbeitgeber/innen und die Politiker/innen in vielen Fällen auch wissen.

Aber wie auch immer, in der Regel führt kein Weg daran vorbei, die Verantwortung für die eigenen Wünsche und Forderungen zu übernehmen. Deshalb lautet meine Empfehlung: Warten Sie nicht ab, sondern sagen Sie jetzt, was Sie von anderen wollen!

Ich finde den Gedanken einer Fair-Play-Vereinbarung einfach gut und werde sie nutzen, um unser Lokales Bündnis für Familien - ein wesentlicher Bestandteil von Gleichstellungspolitik - in Schwung zu bringen. Ich kann mir gut vorstellen, dass mit vielen solchen Fair-Play-Verhandlungen und Fair-Play-Vereinbarungen die Kultur des Umgangs zwischen Männern und Frauen tatsächlich verändert werden kann."
   

Gleichstellungsbeauftragte
Dörthe Domzig
"Das Ergebnis einer Studie zur Umsetzung der' Vereinbarung zwischen der Bundesregierung und den Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft zur Förderung der Chancengleichheit von Frauen und Männern in der Privatwirtschaft' vom 02.07.2001 hat u. a. Folgendes ergeben:

"Nur ein Viertel der befragten Unternehmen führt überhaupt nach Frauen und Männern differenzierte Personalstatistiken. Die Verteilung der hierarchischen Positionen und der Verdienste auf Frauen und Männer wird bei insgesamt knapp zwei Prozent der befragten Unternehmen erfasst. Damit fehlt bei einem Großteil der Unternehmen die für eine chancengleichheitsorientierte Personalpolitik erforderliche Informationsgrundlage."

Im Rahmen der Fair-Play-Aktion könnten Heidelberger Firmen genau so wie die Stadtverwaltung Dienstvereinbarungen zur Gleichstellung abschließen. Dabei ist als erster Schritt eine differenzierte Bestandsaufnahme wirklich unverzichtbar. Denn erst wenn man weiß, wo die Probleme liegen, kann man Lösungen finden, die auf die Firma zugeschnitten sind."

  Zum Seitenanfang

 

Schon gewusst...

 

... dass Beate Weber 1990 die erste Oberbürgermeisterin Baden-Württembergs war? Heute gibt es in den 1.045 Städten und Gemeinden 24 (Ober-) Bürgermeisterinnen. Das sind trotzdem erst 2,3 %!
... dass Frauen in Deutschland durchschnittlich nur 75,8 % des Bruttoverdienstes von Männern verdienen?
... dass Frauen in Ostdeutschland Altersrenten von nur ca. 60 %, im Westen sogar weniger als 50 % der Männerrenten erreichen?
... dass Frauen täglich durchschnittlich zwei Stunden mehr unbezahlte Arbeit als ihre Partner leisten?


Grafik und Textquellen:
Fünfter Bericht der Bundesrepublik Deutschland zum Übereinkommen der Vereinten Nationen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (CEDAW) vom 19.11.2002.
WO BLEIBT DIE ZEIT? Die Zeitverwendung der Bevölkerung in Deutschland 2001/02, Hg. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend / Statistisches Bundesamt.

 

 
 

Auszug aus dem Fair-Play Fragebogen:

 

In welchem Bereich ist für Sie eine neue Aufgabenverteilung oder eine neue Art und Weise des Umgangs wichtig? Kreuzen Sie an, wo sich für Sie etwas ändern soll
  im Haushalt

Einkaufen
Putzen
Essenszubereitung
Spülen
Wäsche waschen
Wäsche aufhängen, bügeln, wegräumen
Betten beziehen
 
  Kleiner Tipp: Schätzen Sie einfach mal, wie viele Stunden Sie in der letzten Zeit für diese Tätigkeiten aufgewendet haben und wie viele Ihr Partner. Wenn Sie wissen wollen, wie weit Sie mit Ihren Schätzungen daneben liegen, dann führen Sie mal für eine Woche Buch über Ihre Arbeitszeiten!
 

 

am Arbeitsplatz

Familienbewusste Arbeitsorganisation
Elternzeitmanagement
Gleiches Entgelt für gleichwertige Arbeit
Chancengleichheit beim beruflichen Aufstieg
 
  in der Politik

Wohnen
Mobil sein
Schule
Einkommen und Eigentum

  Zum Seitenanfang
  Zur Inhaltsangabe STADTBLATT



Copyright © Stadt Heidelberg 1999, All Rights Reserved
Stand: 9. März 2004