Umwelt

Ausgabe Nr. 11 · 14. März 2001



Die Abluftbehandlung im Kompostwerk soll im Jahr 2002 durch eine zweite Anlage verbessert werden. (Foto: Rothe)

Geruch lässt offensichtlich nach

Viertes Wieblinger Bürgergespräch über Geruchsemissionen aus Kompost- und Klärwerk


Vorsichtiger Optimismus und Hoffnung auf bessere Luft beim vierten Bürgergespräch zum Kompostwerk und Klärwerk Süd. In die Abfallentsorgungsanlage hatte die Stadt vergangene Woche geladen, um die Wieblinger Bürgerinnen und Bürger über die Ergebnisse von Analysen und die Verbesserungen an den beiden Anlagen zu unterrichten.

Erster Bürgermeister Prof. Raban von der Malsburg und Bürgermeister Thomas Schaller leiteten das Bürgergespräch. Hintergrund sind die teilweise als sehr penetrant empfundenen Geruchsbelästigungen in Wieblingen, die in der Vergangenheit immer wieder den Stadtteil heimsuchten. Als zwei Verursacher wurden das Kompostwerk und das Klärwerk Süd identifiziert. Die Stadt und der Abwasserzweckverband AZV beauftragten daraufhin drei Gutachter, Schwachstellenanalysen in den Anlagen durchzuführen und, darauf aufbauend, mögliche Verbesserungen und technische Nachrüstungen vorzuschlagen. Diese berichteten von ihren Ergebnissen.

Der Ingenieur Dr. Eberhard Baran führte die Analyse im Klärwerk durch. Er sprach von einem "mittleren Belastungspotenzial" der Anlage, das Gegenmaßnahmen zur Geruchsreduzierung erfordere. Diese entsprächen dem Stand der Technik. Trotzdem stellte er Optimierungsmöglichkeiten fest. Der Gutachter ortete Geruchsquellen und bewertete die Geruchsintensität, die von ihnen ausging. Danach machte er, in Abstimmung mit dem AZV, Vorschläge zur Reduzierung des Geruchsausstoßes, die umgehend realisiert wurden. Beispielsweise wird heute die Abluftanlage bei einer der Hauptquellen, das ist der Wäscher im Rechenhaus, zur warmen Jahreszeit und außerhalb der Arbeitszeiten abgestellt. Der Geruch bleibt im Gebäude, in dem sich dann sowieso keiner aufhält. Dr. Baran rechnete vor, dass alle Optimierungsmaßnahmen im Klärwerk dazu geführt hätten, dass die Geruchshäufigkeit von 7,7 Prozent der 8760 Stunden im Jahr 1999 auf jetzt 4,2 Prozent zurück gegangen seien. Das entspricht einer Verringerung um 46 Prozent. Die Geruchshäufigkeit liegt damit weit unter dem für das Klärwerk geltenden Grenzwert von 10 Prozent der Jahresstunden.

Stephan Reis vom TÜV Süddeutschland analysierte die Schwachstellen im Kompostwerk. Auch er machte sich auf die Suche nach Geruchsquellen, berechnete deren Intensität und Auswirkung auf Wohngebiete. Er kam zu dem Ergebnis: Wenn diese Quellen - was überwiegend geschehen sei - nicht beseitigt worden wären, wäre im Jahre 1999/2000 das nächste Wohngebiet in 5,6 Prozent der 8760 Stunden im Jahr von Geruchsimmissionen belastet worden. Als Verbesserungen wurden unter anderem durchgeführt: Es wird heute kein Biomüll oder geschredderter Grünschnitt im Freien gelagert, der (wegen Mängel in der Anlage nicht durchgereifte und daher geruchsbelastete) Kompost wird vor Abtransport nur noch in geschlossenen Behältern gelagert, Sickerwasser nur noch in kalten Monaten in das Kanalsystem geleitet. Diese und weitere Maßnahmen, so errechnete der Gutachter, führten dazu, dass nun das Kompostwerk nur noch in 0,8 Prozent der Jahresstunden in Wieblingen geruchlich wahrzunehmen sei.

Die umgehende Ausschaltung von Geruchsquellen im Zuge der Analysen in beiden Anlagen müsse zu einer Abnahme der Belästigungen geführt haben, lautete also das Ergebnis der Berechnungen der beiden Gutachter. Dies bestätigten auch anwesende Wieblingerinnen und Wieblinger: "Es ist besser geworden", hieß es zumindest für das vergangene halbe Jahr. Der Stadtteil kann in Zukunft mit einer weiteren Verbesserung der Luftqualität rechnen, weil die Stadt im Kompostwerk eine bessere Lüftung einbauen und eine zweite Abluftbehandlungsanlage nachrüsten will. Der dritte Gutachter, Gerhard Kruse von der IGA Ingenieurgesellschaft Abfall, sollte nämlich untersuchen, welche technischen Nachbesserungen im Kompostwerk zur Verringerung von Emissionen beitragen können. Er empfahl diese Nachbesserungen, die die Häufigkeit der Geruchsbelästigung noch einmal um 25 Prozent von 0,8 auf 0,6 Prozent der Jahresstunden senken soll. Mehr Durchlüftung verbessert auch die Rottequalität des Komposts und verringert die Menge des Sickerwassers, was sich positiv auf die Emissionsbilanz auswirkt.

Rund 2,5 Millionen Mark werden die technischen Nachbesserungen kosten. Wenn der Gemeinderat zustimmt, kann mit dem Bau in der ersten Hälfte des Jahres 2002 begonnen werden. Zurzeit läuft für das Kompostwerk noch ein Beweissicherungsverfahren, das die Stadt gegen die Lieferfirma angestrengt hat, weil die Anlage nicht einwandfrei arbeitet. Aus diesem Grund wurden auch noch 2 Millionen der 50 Millionen Mark zurück gehalten, die das im Oktober 1996 in Betrieb genommene Kompostwerk kostete.

Rein rechnerisch muss die Luft in Wieblingen in Zukunft also besser werden. Erster Bürgermeister Prof. Raban von der Malsburg bat aber darum, erst einmal den nächsten Sommer abzuwarten, um danach eine realistischere Bilanz zu ziehen. Der scheidende Bürgermeister Thomas Schaller erhielt zum Abschluss des Gesprächs Beifall von den Wieblingern, weil er sich in der Vergangenheit umsichtig und engagiert für die Lösung des Problems eingesetzt hätte, bemerkte anerkennend eine Wieblingerin. (neu)

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Große Einweihungsfeier an der Albert-Schweitzer-Schule für die gewonnene Solarstromanlage. (Foto: Pfeifer)

Solarstrom aus der Schule

Die Albert-Schweitzer-Schule gewann bei einem Wettbewerb eine Solarstromanlage


Rund 400 Schülerinnen und Schüler haben sich am 9. März um 11 Uhr bei bewölktem Himmel vor der Albert-Schweitzer-Schule versammelt. Die Solarstromanlage sollte eingeweiht werden, die ihre Schule bei dem bundesweiten Wettbewerb "Solarschulen 2000" gewonnen hatte.

Mit 270 anderen Schulen hatte man sich an diesem Wettbewerb beteiligt und eine Photovoltaikanlage im Wert von 15.000 Mark gewonnen. Die Stadt Heidelberg hat den Eigenanteil der Schule von 4.300 Mark finanziert. Die 10 Quadratmeter große Anlage ist an der Längsseite der Turnhalle angebracht und erzeugt rund 800 Kilowattstunden Strom im Jahr.

Damit die Schülerinnen und Schüler dauernd überprüfen können, wie viel Strom die Photovoltaikanlage produziert, hängt eine LCD-Anlage deutlich sichtbar im Treppenhaus des Schulgebäudes. Selbst das sogenannte diffuse Licht an bewölkten Tagen erzeugt noch Strom, erfuhren die Kinder bei der Einweihung. Der Strom wird in das Netz der Stadtwerke eingespeist und die Schule erhält dafür eine Gutschrift. In der Regel können jedes Jahr etwa 800 Mark zurückgezahlt werden.

Die Albert-Schweitzer-Schule möchte die Kenntnisse der Schülerinnen und Schüler, den Erwachsenen von morgen, über erneuerbare Energien vertiefen, um so die Energiewende vorzubereiten. Die Schule ist in Heidelberg Vorbild für aktiven Klimaschutz und für die vielfältigen Möglichkeiten, Umweltthemen in den Unterricht zu integrieren. Sie beteiligt sich seit dem Schuljahr 97/98 am E-Team-Projekt der Stadt, bei dem Schüler, Lehrer und Hausmeister allein durch Verhaltensänderungen Energie einsparen wollen. Das eingesparte Geld geht zur Hälfte an die Schule zurück. So würden die Einsparungen spürbar und es bestehe ein Anreiz für die Kinder mitzumachen und sich einzubringen, so die Rektorin Marlene Bohne-Becker.

Die Kampagne "Solarschulen 2000" wurde von der Allianzstiftung und dem Arbeitskreis für umweltbewusstes Management (B.A.U.M. e.V.) ins Leben gerufen, um Kinder und Jugendliche an das Thema erneuerbare Energie heranzuführen und sie für die Solarenergie zu begeistern.

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Stand: 13. März 2001