Gutachten zum Verkehrskonzept Bahnhofsbereich und zur 5. Neckarquerung im Verkehrsausschuss
- Ergebnisse vorgestellt
Im Juli 2002 hatte der Gemeinderat die Konzeption des italienischen Stadtgestalters
Professors Augusto Romano Burelli als städtebauliche Leitlinie für die
Neugestaltung des Bereichs um den Hauptbahnhof beschlossen. Zentrale Aussage zum
Verkehrskonzept war der Beschluss für einen Tunnel vom Hauptbahnhof bis zur
Ernst-Walz-Brücke. Dieser Grundsatzbeschluss des Gemeinderates ist jetzt planerisch
ausgearbeitet worden. Die Gutachter haben dabei verschiedene Varianten untersucht.
In einer nicht-öffentlichen Sitzung des Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschusses
am Dienstag, 25. Februar, wurden die Planungen und gutachterlichen Bewertungen vorgestellt.
Oberbürgermeisterin Beate Weber und Erster Bürgermeister Prof. Dr. Raban
von der Malsburg informierten in einem Pressegespräch vorab über die Untersuchungsergebnisse
und gingen dabei auch auf das Thema "Fünfte Neckarquerung - Ingenieurtechnische
Machbarkeit einer Brücke" ein, das ebenfalls auf der Tagesordnung des Stadtentwicklungs-
und Verkehrsausschusses stand.
Im Rahmen der Fortschreibung des Verkehrsentwicklungsplans (VEP) hatte sich der Gemeinderat
mit großer Mehrheit für eine architektonische und verkehrliche Neukonzeption
des Bahnhofsbereichs nach den Plänen des italienischen Stadtgestalters Professor
Augusto Romano Burelli ausgesprochen. Städtebauliches Schlüsselprojekt
und Voraussetzung für die Neugestaltung ist die Untertunnelung der Mittermaierstraße
in Nord-Süd Richtung.
Entlastung am Bahnhof durch langen Tunnel
Der Gemeinderat hatte hier für den "langen Tunnel" vom Hauptbahnhof
bis zur Ernst-Walz-Brücke votiert. An die Verwaltung erging der Auftrag, die
Planung auszuarbeiten und verschiedene Varianten eingehend zu prüfen. Außerdem
hatte der Gemeinderat die Verwaltung beauftragt, im Rahmen der Diskussion um eine
fünfte Neckarquerung Vorentwürfe zum Bau eines Tunnels und einer Brücke
vorzulegen.
Das Verkehrskonzept Mittermaierstraße wurde in mehreren möglichen Varianten
durch das Ingenieurbüro Bung, das Stadtplanungsbüro Stete, Darmstadt und
durch die Verkehrsgutachter von Habermehl + Follmann geprüft. Zusammenfassend
ergibt sich aus dem Gutachten nach sorgfältiger Variantendiskussion die Empfehlung
für den Bau eines langen zweispurigen Tunnels. Der Verkehr wird dabei am Nordbrückenkopf
der Ernst-Walz-Brücke mit einem "Kleeblattanschluss" und am südlichen
Ende im Bereich des Hauptbahnhofs mit geraden Rampen in den Tunnel ein- und ausgeleitet.
Ein zweispuriger Tunnel, so das Ergebnis der Untersuchung der täglichen Verkehrsströme,
ist für das Verkehrsaufkommen auch langfristig ausreichend und zudem einfacher
und schneller auszuführen als ein vierspuriger. Unterirdisch würden 25.000
Autos fahren, oben auf der Straße verblieben noch 10.000 Kraftfahrzeuge, wie
Erster Bürgermeister Prof. Dr. Raban von der Malsburg erläuterte. "Wir
müssen beim Zuschussgeber nachweisen, dass das Verkehrsproblem gelöst wird,
aber nicht überdimensioniert." Ein vierspuriger Tunnel müsste so breit
sein, dass er teilweise unter den Häusern läge. "Das würde die
Kosten erhöhen und die Durchsetzbarkeit verschlechtern", so von der Malsburg.
Die deutlich entlastete Mittermaierstraße könnte zu einer zweispurigen
Straße mit großzügigen Rad- und Gehwegen umgebaut werden. Die heute
bestehenden Probleme an den Kreuzungsbereichen Bergheimer Straße und Alte Eppelheimer
Straße würden beseitigt.
Oberbürgermeisterin Beate Weber: "Ich bin der Überzeugung, dass wir
hier - aufbauend auf dem Gemeinderatsbeschluss vom letzten Juli - eine verkehrliche
und städtebauliche Ideallösung präsentieren. Die geschätzten
Kosten des Tunnels von 84 Millionen Euro sind angesichts der sich daraus ergebenden
Perspektiven für Bergheim, für den Hauptbahnhof und für den projektierten
neuen Stadtteil Bahnstadt eine lohnende Investition - nicht nur für heute, sondern
auch für kommende Generationen", so Oberbürgermeisterin Weber.
Nach einem positiven Gemeinderatsbeschluss gelte es, die Detailplanung und dann die
Bauzeit so gut und so schnell wie möglich abzuwickeln. Dies, so Oberbürgermeisterin
Weber, sei wichtig, um den Verkehr so wenig wie möglich zu beeinträchtigen
und eine zeitgleiche Fertigstellung des Konferenzzentrums und des Willy-Brandt-Platzes
zu erreichen.
Neckarquerung: Alternativen prüfen
Auch die Ergebnisse der technischen Vorprüfung zur fünften Neckarquerung
liegen vor. Der Gemeinderat hatte hier Vorentwürfe zu Tunnel und Brücken
beauftragt. Aus dem Gutachten geht hervor, dass eine Brücke je nach Variante
zwischen 8 und 18 Millionen Euro kostet. Drei Brückenvarianten wurden untersucht:
- Brücke mit sieben Feldern (sechs Stützen im Naturschutzgebiet) - Kosten:
8 Millionen Euro;
- Brücke mit drei Feldern (zwei Stützen im Naturschutzgebiet) - Kosten:
10 Millionen Euro;
- Schrägseilbrücke (keine Stütze im Naturschutzgebiet) - Kosten:
18 Millionen Euro
Ein Tunnel liegt zwischen 77 und 88 Millionen Euro. Dazu kommen noch erhebliche
Kosten für den Anschluss an die Umgehungsstraße Wieblingen. Für alle
Varianten muss außerdem der Anschluss Rittel an die B 37 und die Autobahn A
656 umgebaut werden, um die Neckarquerung an das bereits bestehende Verkehrsnetz
anzubinden. Hier fallen - je nach Variante - 14 bis 25 Millionen Euro an.
Alle Varianten einer fünften Neckarquerung verursachen planungsrechtliche und/oder
naturschutzrechtliche Probleme, da sie sich in einem Bereich abspielen, in dem ein
Naturschutzgebiet liegt. "Das Rechtsgutachten hat ergeben, dass nicht zu erwarten
ist, dass für eine Brücke eine Genehmigung zu erhalten ist", betonte
die Oberbürgermeisterin.
Die Verwaltung wird daher dem Gemeinderat vorschlagen, für die umweltverträglichste
Variante einer fünften Neckarquerung, den so genannten Schildtunnel (Gesamtkosten
circa 105 Millionen Euro), eine Umweltverträglichkeitsuntersuchung (UVP) durchzuführen.
Erst dann kann fundiert über dessen Umsetzungschancen entschieden werden, ohne
Planungsmittel zu verschwenden.
"Außerdem fordert die Rechtslage von uns", so Oberbürgermeisterin
Beate Weber, "Alternativen zu einer fünften Neckarquerung zu prüfen.
Um dem Anliegen der Universität nach einer Verbesserung ihrer Anbindung an das
Gesamtverkehrsnetz gerecht zu werden, sollte das sehr kurzfristig gemacht werden."
Im Neuenheimer Feld besteht ein Verkehrsaufkommen von 8.000 Kraftfahrzeugen pro Tag.
"Das Problem haben wir in Bergheim bei der Zufahrt", unterstrich Baudezernent
von der Malsburg die Vordringlichkeit einer Verkehrslösung in diesem Stadtteil.
(hö/rie)
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