Thema der Woche

Ausgabe Nr. 10 · 5. März 2003



Schematische Darstellung der Verkehrslösung mit dem "Langen Tunnel": Rechts das Oval vor dem Hauptbahnhof, links die "Ohren" der Tunnelein- und -ausfahrt. (Abbildung: Stadtplanungsamt)




Der Willy-Brandt-Platz heute: die Trennwirkung der Straßen und die Verkehrsemissionen machen den Aufenthalt unerfreulich. (Foto: Rothe)




Die Mittermaierstraße mit Tunnel im Querschnitt (Abbildung: Stadtplanungsamt)

"Verkehrliche und städtebauliche Ideallösung"

Gutachten zum Verkehrskonzept Bahnhofsbereich und zur 5. Neckarquerung im Verkehrsausschuss - Ergebnisse vorgestellt


Im Juli 2002 hatte der Gemeinderat die Konzeption des italienischen Stadtgestalters Professors Augusto Romano Burelli als städtebauliche Leitlinie für die Neugestaltung des Bereichs um den Hauptbahnhof beschlossen. Zentrale Aussage zum Verkehrskonzept war der Beschluss für einen Tunnel vom Hauptbahnhof bis zur Ernst-Walz-Brücke. Dieser Grundsatzbeschluss des Gemeinderates ist jetzt planerisch ausgearbeitet worden. Die Gutachter haben dabei verschiedene Varianten untersucht.

In einer nicht-öffentlichen Sitzung des Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschusses am Dienstag, 25. Februar, wurden die Planungen und gutachterlichen Bewertungen vorgestellt. Oberbürgermeisterin Beate Weber und Erster Bürgermeister Prof. Dr. Raban von der Malsburg informierten in einem Pressegespräch vorab über die Untersuchungsergebnisse und gingen dabei auch auf das Thema "Fünfte Neckarquerung - Ingenieurtechnische Machbarkeit einer Brücke" ein, das ebenfalls auf der Tagesordnung des Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschusses stand.

Im Rahmen der Fortschreibung des Verkehrsentwicklungsplans (VEP) hatte sich der Gemeinderat mit großer Mehrheit für eine architektonische und verkehrliche Neukonzeption des Bahnhofsbereichs nach den Plänen des italienischen Stadtgestalters Professor Augusto Romano Burelli ausgesprochen. Städtebauliches Schlüsselprojekt und Voraussetzung für die Neugestaltung ist die Untertunnelung der Mittermaierstraße in Nord-Süd Richtung.

Entlastung am Bahnhof durch langen Tunnel
Der Gemeinderat hatte hier für den "langen Tunnel" vom Hauptbahnhof bis zur Ernst-Walz-Brücke votiert. An die Verwaltung erging der Auftrag, die Planung auszuarbeiten und verschiedene Varianten eingehend zu prüfen. Außerdem hatte der Gemeinderat die Verwaltung beauftragt, im Rahmen der Diskussion um eine fünfte Neckarquerung Vorentwürfe zum Bau eines Tunnels und einer Brücke vorzulegen.

Das Verkehrskonzept Mittermaierstraße wurde in mehreren möglichen Varianten durch das Ingenieurbüro Bung, das Stadtplanungsbüro Stete, Darmstadt und durch die Verkehrsgutachter von Habermehl + Follmann geprüft. Zusammenfassend ergibt sich aus dem Gutachten nach sorgfältiger Variantendiskussion die Empfehlung für den Bau eines langen zweispurigen Tunnels. Der Verkehr wird dabei am Nordbrückenkopf der Ernst-Walz-Brücke mit einem "Kleeblattanschluss" und am südlichen Ende im Bereich des Hauptbahnhofs mit geraden Rampen in den Tunnel ein- und ausgeleitet.

Ein zweispuriger Tunnel, so das Ergebnis der Untersuchung der täglichen Verkehrsströme, ist für das Verkehrsaufkommen auch langfristig ausreichend und zudem einfacher und schneller auszuführen als ein vierspuriger. Unterirdisch würden 25.000 Autos fahren, oben auf der Straße verblieben noch 10.000 Kraftfahrzeuge, wie Erster Bürgermeister Prof. Dr. Raban von der Malsburg erläuterte. "Wir müssen beim Zuschussgeber nachweisen, dass das Verkehrsproblem gelöst wird, aber nicht überdimensioniert." Ein vierspuriger Tunnel müsste so breit sein, dass er teilweise unter den Häusern läge. "Das würde die Kosten erhöhen und die Durchsetzbarkeit verschlechtern", so von der Malsburg.

Die deutlich entlastete Mittermaierstraße könnte zu einer zweispurigen Straße mit großzügigen Rad- und Gehwegen umgebaut werden. Die heute bestehenden Probleme an den Kreuzungsbereichen Bergheimer Straße und Alte Eppelheimer Straße würden beseitigt.

Oberbürgermeisterin Beate Weber: "Ich bin der Überzeugung, dass wir hier - aufbauend auf dem Gemeinderatsbeschluss vom letzten Juli - eine verkehrliche und städtebauliche Ideallösung präsentieren. Die geschätzten Kosten des Tunnels von 84 Millionen Euro sind angesichts der sich daraus ergebenden Perspektiven für Bergheim, für den Hauptbahnhof und für den projektierten neuen Stadtteil Bahnstadt eine lohnende Investition - nicht nur für heute, sondern auch für kommende Generationen", so Oberbürgermeisterin Weber.

Nach einem positiven Gemeinderatsbeschluss gelte es, die Detailplanung und dann die Bauzeit so gut und so schnell wie möglich abzuwickeln. Dies, so Oberbürgermeisterin Weber, sei wichtig, um den Verkehr so wenig wie möglich zu beeinträchtigen und eine zeitgleiche Fertigstellung des Konferenzzentrums und des Willy-Brandt-Platzes zu erreichen.

Neckarquerung: Alternativen prüfen
Auch die Ergebnisse der technischen Vorprüfung zur fünften Neckarquerung liegen vor. Der Gemeinderat hatte hier Vorentwürfe zu Tunnel und Brücken beauftragt. Aus dem Gutachten geht hervor, dass eine Brücke je nach Variante zwischen 8 und 18 Millionen Euro kostet. Drei Brückenvarianten wurden untersucht:

  • Brücke mit sieben Feldern (sechs Stützen im Naturschutzgebiet) - Kosten: 8 Millionen Euro;
  • Brücke mit drei Feldern (zwei Stützen im Naturschutzgebiet) - Kosten: 10 Millionen Euro;
  • Schrägseilbrücke (keine Stütze im Naturschutzgebiet) - Kosten: 18 Millionen Euro

Ein Tunnel liegt zwischen 77 und 88 Millionen Euro. Dazu kommen noch erhebliche Kosten für den Anschluss an die Umgehungsstraße Wieblingen. Für alle Varianten muss außerdem der Anschluss Rittel an die B 37 und die Autobahn A 656 umgebaut werden, um die Neckarquerung an das bereits bestehende Verkehrsnetz anzubinden. Hier fallen - je nach Variante - 14 bis 25 Millionen Euro an.

Alle Varianten einer fünften Neckarquerung verursachen planungsrechtliche und/oder naturschutzrechtliche Probleme, da sie sich in einem Bereich abspielen, in dem ein Naturschutzgebiet liegt. "Das Rechtsgutachten hat ergeben, dass nicht zu erwarten ist, dass für eine Brücke eine Genehmigung zu erhalten ist", betonte die Oberbürgermeisterin.

Die Verwaltung wird daher dem Gemeinderat vorschlagen, für die umweltverträglichste Variante einer fünften Neckarquerung, den so genannten Schildtunnel (Gesamtkosten circa 105 Millionen Euro), eine Umweltverträglichkeitsuntersuchung (UVP) durchzuführen. Erst dann kann fundiert über dessen Umsetzungschancen entschieden werden, ohne Planungsmittel zu verschwenden.

"Außerdem fordert die Rechtslage von uns", so Oberbürgermeisterin Beate Weber, "Alternativen zu einer fünften Neckarquerung zu prüfen. Um dem Anliegen der Universität nach einer Verbesserung ihrer Anbindung an das Gesamtverkehrsnetz gerecht zu werden, sollte das sehr kurzfristig gemacht werden." Im Neuenheimer Feld besteht ein Verkehrsaufkommen von 8.000 Kraftfahrzeugen pro Tag. "Das Problem haben wir in Bergheim bei der Zufahrt", unterstrich Baudezernent von der Malsburg die Vordringlichkeit einer Verkehrslösung in diesem Stadtteil. (hö/rie)


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Stand: 4. März 2003