Thema der Woche

Ausgabe Nr. 10 · 7. März 2001



Gebäudesanierung - zum Beispiel Geschwister-Scholl-/ Robert-Koch-Schule: Die Fassaden wurden wärmegedämmt, saniert und erhielten Wärmeschutzfenster. Das Dach wurde ebenfalls gedämmt und mit Wellzementplatten belegt. (Foto: Rothe)






Gebäudesanierung - zum Beispiel Außenstelle des Kurfürst-Friedrich-Gymnasiums:
Das denkmalgeschützte Gebäude Luisenstraße 1-3, seit über vierzig Jahren als Außenstelle des KFG genutzt, wird gerade für sechs Millionen Mark saniert. (Foto: Rothe)

"Am wichtigsten sind uns die Schulen"

Ein Gespräch mit dem Baudezernenten Prof. Dr. Raban von der Malsburg über die Unterhaltung städtischer Gebäude - 39 Millionen Mark stehen 2001 zur Verfügung


Weit über tausend Gebäude sind im Besitz der Stadt Heidelberg und ihrer Wohnbaugesellschaft. Allein die städtische Gebäudesubstanz stellt einen Wert von rund zwei Milliarden Mark dar. Diese Werte für die Zukunft zu erhalten ist eine große Aufgabe und verschlingt viel Geld. Man geht davon aus, dass im Durchschnitt jährlich 1,2 Prozent des Substanzwertes nötig sind, um die Immobilien in einem baulich guten Zustand zu erhalten.

STADTBLATT: Herr Erster Bürgermeister, wie viele Gebäude genau muss die Stadt Heidelberg unterhalten?

Erster Bürgermeister Prof. Dr. Raban von der Malsburg: Die Stadt selbst besitzt 426 Gebäude, weitere 941 Häuser sind im Besitz der Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz.

STADTBLATT: Wo liegen die Prioritäten der Gebäudeunterhaltung?

Von der Malsburg: Am wichtigsten sind uns die Schulen. Sie wurden in den siebziger Jahren stark ausgebaut und sind jetzt zu einem großen Teil in einem überholungsbedürftigen Zustand. Es kommt hinzu, dass wir unser Raumangebot bei den Schulen stark ausweiten - Stichwort verlässliche Grundschule, Ganztagsschule, Ausweitung der Fachklassen - sowie die Schulausstattung verbessern. Hier liegt also ein ganz klarer Schwerpunkt. An zweiter Stelle rangieren die Wohngebäude, die jetzt fast vollständig von der Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz verwaltet werden, mit zusammen 7500 Wohnungen. Auch hier ist viel zu tun. Insbesondere im Stadtteil Boxberg sind der Unterhaltungsaufwand und der Nachholbedarf ganz erheblich.

STADTBLATT: Wie viel Geld steht für die Unterhaltung städtischer Gebäude jährlich zur Verfügung?

Von der Malsburg: Im städtischen Haushalt haben wir für die Pflegemaßnahmen in diesem Jahr 23 Millionen Mark, hinzu kommen für bauliche Verbesserungen an vorhandenen Gebäuden im Vermögenshaushalt 14 Millionen Mark, sodass wir insgesamt über 39 Millionen Mark verfügen können. Die Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz wendet in diesem Jahr für die Gebäudeunterhaltung 15 Millionen Mark auf. Ich habe die Geschäftsführung gebeten, diesen Betrag - wenn irgend möglich - noch zu erhöhen.

STADTBLATT: Reichen die Mittel aus, die der Gemeinderat für die Unterhaltung bereitstellt, oder würden Sie als Baudezernent sich wünschen, mehr Geld zur Verfügung zu haben?

Von der Malsburg: In den letzten Jahren haben wir leider die vom Gemeinderat bereitgestellten Mittel für Gebäudeunterhaltung nicht vollständig ausgegeben, sodass ich mir im Moment nicht mehr Geld für Gebäudeunterhaltung wünschen kann, sondern einen schnelleren Mittelabfluss von meinen Ämtern wünschen muss. Wir haben bei der Hochbauverwaltung organisatorische Probleme, die durch Effizienzsteigerung und Beschleunigung ausgeräumt werden müssen. Ich bin darüber im regen Dialog mit den für Organisation zuständigen Einrichtungen der Stadt.

STADTBLATT: Gibt es Gebäude, bei denen eine frühere Sanierung erforderlich oder wünschenswert gewesen wäre?

Von der Malsburg: Ja, wir haben eine Reihe von Schulen, bei denen der Nachholbedarf ganz erheblich ist, die sich noch in einem Zustand befinden, den man als Baudezernent der Stadt Heidelberg nicht gerne mitverantwortet. Hier sind unsere Anstrengungen gegenwärtig am größten, aber hier muss auch noch mehr getan werden als sich derzeit in Planung befindet.

STADTBLATT: Wer kümmert sich bei der Stadt um die Gebäudeunterhaltung? Wie ist das organisiert, welche städtischen Ämter sind zuständig?

Von der Malsburg: Für die Gebäudeunterhaltung haben wir vor zwei Jahren eine neue Organisationseinheit geschaffen, das Gebäudemanagement, in dem sowohl die bauliche Pflege wie auch der tägliche Betrieb (Heizung, Hausmeister und so weiter) zusammengefasst sind. Das ist zunächst für eine Probezeit von drei Jahren eingerichtet worden. Ich denke aber, man kann jetzt schon sagen, dass sich das Gebäudemanagement in seiner Aufgabenstellung und Struktur bewährt hat.

Was noch nicht so gut funktioniert ist die Planung und Durchführung von Neubaumaßnahmen im Hochbau. Fraglich ist auch, wie weit die Aufteilung der Bauherren-Eigenschaft auf die Fachämter gehen kann, und ob sich die Regelung bewährt hat, dass die Fachämter jeweils für ihre Bauten allein zuständig sind. Ich denke, dass es doch eine Reihe von Fachkenntnissen baufachlicher Art braucht, um als Bauherr kompetent gegenüber Architekten, Handwerkern und Bauunternehmen auftreten zu können. Ich würde mir daher wünschen, dass die Bauherren-Eigenschaft jeweils von fachlich vorgebildeten Architekten und Bauingenieuren bei der Stadtverwaltung übernommen wird.

STADTBLATT: Könnten Sie unseren Lesern an einem Beispiel erläutern, wie das konkret abläuft?

Von der Malsburg: Wir planen zum Beispiel den Bau eines neuen Feuerwehrhauses. Bauherr in diesem Fall ist die Berufsfeuerwehr selbst, sodass der Chef der Feuerwehr sich ein Architekturbüro sucht und beauftragt. Das geschieht natürlich im Dialog mit dem Baudezernat, aber der Feuerwehrchef ist in diesem Fall selbst verantwortlich für die Architektenauswahl und das Raumprogramm. Er ist der Ansprechpartner für Architekten und Baufirmen. Er kann dann die Durchführung an das Gebäudemanagement abgeben, was in einigen Fällen auch geschieht, aber nicht immer. Und er kann die Planung der Baumaßnahme im Vorfeld an das Hochbauamt übertragen, was nur in wenigen Fällen tatsächlich geschieht.
 

"Ich lege Wert darauf, dass wir bei städtischen Gebäuden dieselben Maßstäbe anlegen wie bei privaten Gebäuden."

  STADTBLATT: Wo liegen die Schwerpunkte der Gebäudesanierung in diesem Jahr und den kommenden Jahren?

Von der Malsburg: Ein klarer Schwerpunkt liegt, wie gesagt, auf Schulen und Wohngebäuden; dieser Schwerpunkt wird uns auch noch einige Jahre beschäftigen. Hinzu kommen jetzt auch die städtischen Gebäude im engeren Sinne, wie zum Beispiel das Rathaus, das wir lange zurückgestellt haben, weil wir der Meinung waren, zunächst einmal ist der Bürgernutzen dran und dann erst kommen die städtischen Mitarbeiter in den Genuss von beispielsweise jetzt lärm- und wärmedämmenden Fenstern, was sich auf die Arbeitsbedingungen sehr angenehm auswirkt. Das hat uns die Kritik eingetragen, wir würden das Rathaus verkommen lassen. Diese Kritik lassen wir nicht auf uns sitzen. Das Rathaus wird gründlich renoviert und wir werden im Rathaus einen mit modernster Medientechnik ausgestatteten Sitzungssaal einrichten.

STADTBLATT: Und was ist mit dem Bürgeramt in der Bergheimer Straße? Regnet es da wirklich durchs Dach?

Von der Malsburg: Wir sind dem nachgegangen: Es handelt sich um eine Ente, das Dach des Bürgeramtes ist dicht. Da ist überhaupt nichts dran, aber es stand trotzdem in der Zeitung.

STADTBLATT: Was sagen Sie zu der jüngst in der Tagespresse zu lesenden Behauptung eines Architekten, die Stadt Heidelberg lege bei der Sanierung städtischer Gebäude in Bezug auf denkmalschutzrechtliche Auflagen andere Maßstäbe an als bei Häusern in privater Hand?

Von der Malsburg: Diese Behauptung ist anonym erhoben worden und mit keinem Beispiel belegt. Ich lege Wert darauf, dass wir bei städtischen Gebäuden dieselben Maßstäbe anlegen wie bei privaten Gebäuden. Das gilt auch für andere Auflagen, wie zum Beispiel den Brandschutz. Wir haben in diesen Wochen für zwei städtische Kindergärten verschärfte Brandschutzvorschriften geltend gemacht. Das ging sogar bis hin zur Androhung der Nutzungsentziehung. Wer hier Beschwerden vorzubringen hat, der wird freundlich gebeten, konkreter zu werden. Ich gehe dem dann gerne nach.
   
 

Schulen, Tiefgaragen, Forsthäuser, WCs und mehr...

  Die 426 Gebäude, die von der Stadt Heidelberg unterhalten werden, dienen den denkbar unterschiedlichsten Zwecken. Sogar eine Kirche ist darunter:

Schulen (76), Hotelfachschule, Musik- und Singschule (2), Turnhallen und Sportgebäude (32), Schwimmbäder (7), Kitas und Jugend (30), Verwaltungsgebäude und Bürgerämter (24), Volkshochschule (1), St. Anna-Kirche (1), Gaststätten/Restaurants (17), Gewerbe (11), Wohnungen (37), Kioske (7), WC-Anlagen (24), Altes Hallenbad (1), Altes Wachhaus Speyrerhof (1), Forsthäuser (3), Vereine (35), Feuerwehr (21), Friedhofsgebäude (11), Theater/Kultur (16), Seniorenzentren (4), Müll-/Abfallanlagen (3), Kulturdenkmäler (9), Tiefgaragen (7), Sonstige (54).

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Stand: 6. März 2001