Thema der Woche

Ausgabe Nr. 10 · 8. März 2000



Das Festival-Team präsentierte gemeinsam mit Oberbürgermeisterin Beate Weber das Konzertprogramm: (v.r.) Generalmusikdirektor Thomas Kalb, Claudia Kehrl, Pressereferentin, Oberbürgermeisterin Beate Weber, Festivalleiter Thorsten Schmidt, Annette Schmidt, Projektleitung "Heidelberg-backstage" und Birgit Gantenberg, Leitung Festivalprogramm. (Foto: Pfeifer)











"Die Tailed Comedians" gastieren mit Liedern und Arrangements der Comedian Harmonists am 8. April um 20 Uhr im Königssaal des Heidelberger Schlosses. (Foto: Neef)

"Heidelberger Frühling" blickt in die Zukunft

Konzertprogramm vorgestellt - Festspielgesellschaft geplant


Ein sicherer Vorbote des Frühlings ist das ambitionierte Musikfestival in Heidelberg, das sich inzwischen zum vierten Mal dem Publikum präsentiert. Zwei Wochen lang, vom 31. März bis zum 16. April, bieten Heidelberger Künstler und Kulturinstitutionen sowie überregionale Künstler ein abwechslungsreiches und spannendes Konzertprogramm.

Der "Heidelberger Frühling" hat sich zu einem Musikfestival gemausert, dass sich nicht nur einen festen Platz im kulturellen Leben Heidelbergs erobern konnte, sondern überregional Beachtung findet. Entstanden im Rahmen der 800-Jahrfeier der Stadt 1996 findet es inzwischen alljährlich unter wechselndem Titel statt. Die Jahrtausendwende im Blick, hielt das Festival im Jahr 1999 mit "Wendezeichen I" eine musikalische Rückschau. "Wendezeichen II" lautet im Jahr 2000 das Motto des "Heidelberger Frühlings" und verspricht einen Blick in die Zukunft.

Das Konzertprogramm
"Look forward" - nach vorne schauen - empfiehlt demgemäß das Modern String Quartet beim Eröffnungskonzert am 31. März in der Stadthalle. Mit Werken von Pat Metheny, Duke Ellington, Johann Sebastian Bach, Jörg Widmoser gelingt ihnen eine zukunftsweisende Verbindung von U- und E- Musik.

Einen Brückenschlag wagen - von der Klassik zur Moderne mit Werken von Strawinsky, Webern, Bartók und Ligeti - will das Artemis Quartett, ein hervorragendes Streichquartett, das bis vor wenigen Jahren noch als Geheimtipp galt. Der Zukunft zugewandt zeigt sich auch das Benefizkonzert in der Heiliggeistkirche, bei dem Gustav Mahlers "Auferstehungssinfonie" zur Aufführung gelangt.

Zu den Höhepunkten des Festivalprogramms zählt ebenfalls das Konzert des Freiburger Barockorchesters, bei dem Schöpfungsmythen im Mittelpunkt stehen. In den bedeutendsten Konzerthallen der Welt haben die Freiburger gespielt und sind nun erstmalig zu Gast in Heidelberg.

Herzstück des "Heidelberger Frühlings" ist die Musikwerkstatt, bei der das Publikum zwei Tage lang in der besonderen Atmosphäre der Villa Bosch Gelegenheit hat, sich mit zeitgenössischer Musik und ihrer Entstehung vertraut zu machen. Ein Pendel-Bus zur Villa Bosch wird eingerichtet. Wieder im Programm, da im vergangenen Jahr überaus erfolgreich, ist der Familienfrühling. Unter dem Titel "Heidelberg - backstage" präsentieren sich einen Tag lang Heidelberger Kultureinrichtungen und gewähren Jung und Alt einen Blick hinter die Kulissen.

Ganz neu beim "Heidelberger Frühling" ist die Kooperation mit der Gastronomie. Die Angebote der Heidelberger Hotels, Restaurants und Weingüter sind mit Festival-Menüs und Festival-Wein speziell auf das Musikfestival zugeschnitten und nicht nur für auswärtige Konzertbesucher interessant.

Auch dieses Jahr kommt der Benefizgedanke nicht zu kurz: Der Erlös aus einem Konzert am 10. April in der Heiliggeistkirche und einer Versteigerung von Skulpturen aus Zimbawe am 8. April im Kurpfälzischen Museum kommt einem Aids-Waisen-Kinderdorf in Zimabwe zugute.

Festspielgesellschaft
Oberbürgermeisterin Beate Weber kündigte die Gründung einer Festspielgesellschaft an, die künftig Trägerin des "Heidelberger Frühlings" und der Schlossfestspiele sein wird. "In der gemeinsamen Organisation und Vermarktung beider Festspiele liegt eine große Chance", erklärte die Oberbürgermeisterin. Damit sei auch die Einrichtung einer zentralen Kartenvorverkaufs- und Informationsstelle geplant, die größtmöglichen Service für Bürgerinnen und Bürger bieten werde.

Kartenvorverkauf
Das Programm zum "Heidelberger Frühling" gibt es in fast allen öffentlichen Einrichtungen, also auch in den Bürgerämtern und anderen städtischen Gebäuden. Um sich rechtzeitig die gewünschten Karten zu sichern, empfiehlt es sich, die zahlreichen Möglichkeiten des Kartenvorverkaufs zu nutzen. Karten gibt es bundesweit über alle Reisebüros mit START KART System sowie bei allen bekannten Vorverkaufsstellen. Telefonische Kartenvorbestellungen für den "Heidelberger Frühling" nehmen das Festivalbüro unter Telefon 0 62 21/58 35 88 sowie das Callcenter unter 0180-59 55 933 entgegen. Per e-mail können Kartenwünsche gerichtet werden an: heidelberger-fruehling@t-online.de. (doh)
   
 

Karten zu gewinnen

  Beim Stadtblatt-Quiz geht es um die Frage: In welchem Zusammenhang entstand die Idee zu dem Musikfestival Heidelberger Frühling? Den Gewinnern winken zweimal zwei Eintrittskarten für das Konzert des Freiburger Barockorchester am Sonntag, 9. April um 11.30 Uhr in der Stadthalle. Die richtige Antwort gleich auf eine Postkarte schreiben und an das Amt für Öffentlichkeitsarbeit schicken, Stichwort: "Heidelberger Frühling", Postfach 10 55 20, 69045 Heidelberg.
Einsendeschluss ist der 17. März. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

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Thorsten Schmidt,
Leiter des Musikfestivals

Ein Programm voller Höhepunkte

Interview mit dem Leiter des Musikfestivals Thorsten Schmidt


Grenzen überschreiten will das Musikfestival "Heidelberger Frühling" und richtet sich mit seinem Konzertprogramm nicht nur an fachkundige Klassik-Liebhaber, sondern an alle Publikumsgruppen. Ein STADTBLATT-Gespräch mit dem Festivalleiter:

STADTBLATT: "Wendezeichen II" ist das Motto des Heidelberger Frühlings im Jahr 2000. Im letzten Jahr hieß es "Wendezeichen I". Was ist damit gemeint?

Schmidt: Wir haben uns in Anbetracht der Jahrtausendwende zu einem thematischen Doppelfrühling für 1999 und 2000 entschlossen. Mit Wendezeichen I gab es im vergangenen Jahr eine musikalische Rückschau. Wendezeichen II richtet dagegen den Blick in die Zukunft. Uns interessiert dabei die Frage, welche Strömungen gibt es derzeit in der Musik, wo haben die zeitgenössischen Komponisten ihre Wurzeln und wohin könnte sich die Musik der Gegenwart und der Zukunft entwickeln.

STADTBLATT: Welche Programmpunkte werden derzeit als Geheimtipps gehandelt?

Schmidt: Natürlich besteht für uns alle im Festivalteam der Heidelberger Frühling nur aus Höhepunkten. Aber es gibt in jedem Jahr auch Publikumsrenner. Das Konzert mit Tabea Zimmermann ist beispielsweise fast ausverkauft, aber auch auf das Freiburger Barockorchester freuen sich sehr viele, weil es noch nie in Heidelberg gespielt hat. Insgesamt ist das Festivalprogramm voll von Geheimtips, denn das Artemis Quartett, Alban Gerhardt und Markus Groh, um nur einige zu nennen, hört man nicht alle Tage in Heidelberg.

STADTBLATT: Die Heidelberger Gastronomie ist diesmal mit eingebunden in das Veranstaltungsprogramm. Wie kam die Zusammenarbeit zu Stande?

Schmidt: Die Initiative ging von den beteiligten Gastronomen aus. Sie haben den Heidelberger Frühling in den vergangenen Jahren beobachtet und festgestellt, dass sich dort für Heidelberg etwas Positives entwickelt. Eine Kooperation zwischen dem Heidelberger Frühling und den Gastronomiepartnern drängt sich geradezu auf. Heidelberg ist, wie wir in den vergangenen Jahren zeigen konnten, eine ideale Festivalstadt. Damit das Publikum dies aber auch empfinden kann, müssen die verschiedensten Gruppierungen in der Stadt etwas dazu beitragen.

Das Programm ist zwar der Kern eines Festivals, das Drumherum aber ist ein wesentlicher Faktor für das Gelingen. Gerade für das auswärtige Publikum spielt das Zusatzangebot eine große Rolle.

STADTBLATT: Was, glauben Sie, spricht junge Leute heute am Heidelberger Frühling besonders an?

Schmidt: Wir haben von Anfang an darauf geachtet, das wir für alle offen sind. Das geht bei moderaten Eintrittspreisen los, geht über unkonventionelle Spielstätten und endet beim Überschreiten der Demarkationslinie zwischen der so genannten U- und E-Musik oder freier und institutionalisierter Kulturszene. Diese Mischung kommt offenkundig an.

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Stand: 7. März 2000