Stadt und Leute

Ausgabe Nr. 10 · 8. März 2000

Eduard Baier


Joachim Brückner


Thomas Heilig


Hermann Jochim

Der Schutzmann für Kinder und Jugendliche

Die Jugendsachbearbeiter beim Polizeirevier Mitte und Polizeiposten Altstadt stellen sich vor


"Jugendsachbearbeiter bei der Polizei? Nie gehört!" Und doch gibt es diese speziellen Beamten, die hauptsächlich für Kinder und Jugendliche da sind.

Der 44-jährige Eduard Baier gehört zu ihnen und ebenso Joachim Brückner (40), Thomas Heilig (41) und Hermann Jochim (39). Die vier Beamten traten zwischen 1974 und 1977 die Polizeilaufbahn an und sammelten zunächst im Streifen-, Bezirks- und Postendienst Erfahrungen, bevor sie in den Jahren von 1981 bis 1990 ihr jetziges Team aufbauten, um sich den Kindern und Jugendlichen in ihrem Revierbereich zu widmen. Ihre Tätigkeit gliedert sich in zwei Aufgabengebiete:

Eine Aufgabe ist die Prävention, also Straftaten durch Kinder und Jugendliche vorzubeugen. Dazu besuchen die Jugendsachbearbeiter Kindergärten, Jugendtreffs, Schulen und sonstige Bildungsstätten und öffentliche Einrichtungen, die von Jugendlichen frequentiert werden, und halten Vorträge über Themen wie Gewalt, Fremdenfeindlichkeit, Eigentumsdelikte oder Drogen. Sie suchen in erster Linie das Gespräch mit Kindern und Jugendlichen, aber auch mit interessierten Erwachsenen; also mit Eltern, Lehrern und Betreuern.

Die Beamten wollen vor allem aufklären. Dass trockene Lehrstunden und erhobener Zeigefinger bei Kindern und Jugendlichen überhaupt nicht gut ankommen, wissen sie und setzen deshalb auf Filme, Rätsel, Rollenspiele und Diskussionen. Gemäß dem selbst gewählten Motto "Miteinander reden - wir wollen Ihr Partner sein" ist den Beamten ein rechtzeitiges Gespräch allemal lieber, als die Reaktion auf ein vermeidbares Ereignis.

Natürlich ist es auch Aufgabe des Teams, sich straffällig gewordener Kinder und Jugendlicher anzunehmen, ihnen in Gesprächen die Konsequenzen illegalen Handelns vor Augen zu führen. Über diese sind sich die meisten jugendlichen Delinquenten nämlich gar nicht im Klaren. Zum Beispiel, dass man mit Vollendung des 14. Lebensjahres unter das Jugendstrafrecht fällt und für seine Taten bestraft werden kann.

Als Strafmittel für Ersttäter hat sich die so genannte Diversion bewährt. Das bedeutet, dass der jugendliche Täter seine Tat zeitnah durch Arbeit bei einer sozialen Einrichtung sühnt. Voraussetzung dafür ist, dass der Jugendliche Einsicht zeigt und Eltern und Staatsanwaltschaft der Maßnahme zustimmen. Dadurch wird das Verfahren erledigt, ohne dass der Jugendliche als vorbestraft gilt.

Die Staatsanwaltschaft verlässt sich in diesem Punkt meist auf den Bericht und die Einschätzung des Jugendsachbearbeiters. Der hat es somit zum großen Teil in der Hand, ob die Diversionsrichtlinien angewandt werden. Um sich auf diese vielschichtige Aufgabe vorzubereiten, haben alle vier Beamte einen entsprechenden Lehrgang an der Polizei-Akademie in Freiburg besucht, dem sich weitere intensive Schulungen anschlossen.

Rat suchende Eltern, interessierte Einrichtungen und vor allem die Kinder und Jugendlichen selbst können sich mit Fragen und Problemen unter Telefon 06221/99-1770 direkt an Eduard Baier, Joachim Brückner, Thomas Heilig und Hermann Jochim wenden und gegebenenfalls einen Termin für ein persönliches Gespräch vereinbaren. Schließlich, so meinen die Beamten, kann man die Hemmschwelle gegenüber der Polizei nicht früh genug ab- und ein vertrauensvolles Verhältnis aufbauen. (pol/br.)

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Zwischen Bürger und Gemeinderat

Die Bezirksbeiräte: Vertreter "ihres" Stadtteils und seiner Bewohner


Mit der Wahl des Gemeinderats am 24. Oktober 1999 war auch die Neubesetzung eines Gremiums verbunden, das wichtige Aufgaben im politischen Leben der Stadt erfüllt: der Bezirksbeirat.

In Heidelberg gibt es 14 Stadtteile und 13 Bezirksbeiräte - Weststadt und Südstadt bilden einen - mit insgesamt 178 Mitgliedern. Große Stadtteile wie Kirchheim und Handschuhsheim haben 18, mittlere Stadtteile wie die Altstadt und Ziegelhausen 14 und kleine Stadtteile wie Bergheim oder Schlierbach 10 Mitglieder. Diese werden nach dem Ergebnis der Gemeinderatswahl im Stadtteil von den Parteien benannt und vom Gemeinderat bestätigt. Die CDU stellt insgesamt 71, die SPD 48, die GAL 26, die "Heidelberger" 24, die FWV 6 und die FDP 3 Beiräte.

Die Aufgaben
Das "Vor-Ort-Wissen" der Beiräte ist gefragt: Grundsätzlich wird der Bezirksbeirat zu allen wichtigen Angelegenheiten, die den Stadtteil betreffen, gehört. In der Regel werden diese zuerst im Bezirksbeirat behandelt, bevor sie dem Gemeinderat vorgelegt werden. Der Bezirksbeirat selbst kann zu einzelnen Fragen Sachverständige zuziehen und Betroffene anhören. Für die Bürgerinnen und Bürgern ist das Gremium nächster Ansprechpartner in allem, was ihren Stadtteil betrifft.

Als in Wieblingen die Bebauung des Schollengewanns oder die Verkehrsberuhigung in der Mannheimer Straße zur Planung anstand, als in Bergheim die "Print Media Academy" entstehen oder in Schlierbach die Schlierbacher Landstraße umgebaut werden sollte, wurden diese Vorhaben zuerst dem Bezirksbeirat zur Beratung vorgelegt. Er nimmt Stellung dazu und empfiehlt dem Gemeinderat, einem Vorhaben zuzustimmen, es abzuändern oder abzulehnen. So werden schon in einer frühen Entscheidungsphase der betroffene Stadtteil und seine Bewohnerinnen und Bewohner in Planungen mit einbezogen.

Die Bezirksbeiräte können sich zu Fraktionen zusammenschließen, die (mindestens drei) Sitzungen im Jahr sind teils öffentlich, teils nicht öffentlich. Bezirksbeiräte sind ehrenamtlich tätig. Seit September 1998 ist Hans-Joachim Schmidt mit seinem Team Brigitte Klingler, Isolde Gressler und Christiane Stephan von den Sitzungsdiensten der Stadt Heidelberg mit der Leitung aller Bezirksbeiratssitzungen betraut. Bei besonders wichtigen Themen, etwa den Stadtteilrahmenplänen, leitet die Oberbürgermeisterin die Sitzung. Sie und die drei Bürgermeister haben als Sitzungsleiter Stimmrecht.

Im September 1986 beschloss der Gemeinderat, in Heidelberg 13 Bezirksbeiräte zu bilden. Grundlage dieser Entscheidung war die Gemeindeordnung von Baden-Württemberg, die in Städten mit über 100.000 Einwohnern die Bildung dieses Gremiums vorsieht. Das macht Sinn, denn der Gemeinderat einer Großstadt hat häufig das große Ganze im Auge, die Interessen eines Stadtteils können dabei auf der Strecke bleiben. Ein engagierter Bezirksbeirat indessen kann schon einiges im Sinne des Stadtteils bewegen. (neu)
   
 

Veränderungen innerhalb der Bezirksbeiräte

Stadtteil

Sitze

Neue Mitglieder

Altstadt

14

7

Bergheim

10

4

Boxberg

10

2

Emmertsgrund

10

2

Handschuhsheim

18

4

Kirchheim

18

9

Neuenheim

14

5

Pfaffengrund

14

5

Rohrbach

14

7

Schlierbach

10

6

West/Südstadt

18

7

Wieblingen

14

3

Ziegelhausen

14

11

gesamt:

178

72

Nach der letzten Gemeinderatswahl sind 72 der 178 Bezirksbeiräte, das sind rund 41 Prozent, neu ernannt worden.

   
 

Bezirksbeiräte

  Die Arbeit der einzelnen Bezirksbeiräte werden wir im STADTBLATT in unregelmäßigen Abständen vorstellen.

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Gebaute und erlebte Stadt

Veranstaltungsreihe "Bild der Stadt" mit Vortrag von Prof. Dr. Klaus von Beyme eröffnet


Rund 160 Veranstaltungen stehen in den nächsten Monaten auf dem Programm von "Bild der Stadt", informierte Bürgermeister Dr. Jürgen Beß, der die Veranstaltungsreihe im Prinz Carl eröffnete. Der Spiegelsaal war bis auf den letzten Platz besetzt, denn die Auftaktveranstaltung war zugleich erster Höhepunkt: Der Politologe Prof. Dr. Klaus von Beyme sprach über "Gegenwart und Zukunft der Stadt nach der deutschen Vereinigung".

Stadtfolgenabschätzung ist mittlerweile ein etabliertes Forschungsfeld. Wie reagieren Menschen auf eine Stadt, fragte von Beyme, der sich im ersten Teil seines Vortrags mit der "gebauten Stadt" und im zweiten Teil mit der "erlebten Stadt" befasste.

"Der erste Kuss unter dem Gasometer von Ludwigshafen muss nicht weniger aufregend sein als unter dem Heidelberger Schloss", so von Beyme im Hinblick auf das mögliche Auseinanderklaffen von architektonischem Ambiente und der Wahrnehmung der Bewohner/innen.

Wir hier in Mitteleuropa haben es mit den Städten vergleichsweise gut. Selbst die neue Metropole Berlin ist klein, gemessen an den Mega-Städten in anderen Weltteilen. Verkehrsprobleme relativieren sich, wenn man über den europäischen Tellerrand blickt. Ankunft des Fluges in Tokio morgens um acht, Sitzung mittags um eins - da überlegt der Europäer, in welches Museum er zwischendurch noch geht. Aus dem Museum wurde nichts. Und als der Reisende endlich um zwei im Sitzungssaal eintraf, war die Sitzung vorüber. "Das soll man sich vor Augen führen, wenn man in Heidelberg mal wieder im Stau steht."

Der Hauptstraße, so von Beymes schonungslose Analyse, drohe der "Drosselgasseneffekt", der mit einer "Festivalisierung" einher geht. Alles muss heute "Event" sein. "Wir sind zur Romantik und zum Kitsch verurteilt." Von "Monstren auf dem Berg", wie beispielsweise Tübingen, ist Heidelberg weitgehend verschont geblieben. Urbanität kann man baulich nicht herstellen, auch wenn ein Mitscherlich das noch glaubte. Und der Potsdamer Platz? "Dass da soziale Urbanität entstanden ist, kann ich noch nicht erkennen."

Wie aber lässt sich Urbanität erzeugen? Gibt es ein Gegenmittel gegen schrumpfende Städte, Gartenstadtträume und die Festivalisierung? Von Beymes Antwort wird den anwesenden Kulturamtsleiter erfreut haben: "Die Gegenbewegung ist die Kulturpolitik der Stadt."

Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von Manuela Weiss, Klavier, und Laurance Mahady, Horn, die die Stücke "Music for Horn and Piano" von Ruth Schonthal und "Le Basque" von Marin Marais zu Gehör brachten. Wolfgang Wendel vom Isaak-Ensemble spielte die 1999 entstandene Eigenkomposition "Wind", ein "atmosphärisches Stück", so der Komponist, "das die vielfältigen akustischen Möglichkeiten der Bassflöte zu ergründen sucht". (rie)
   
 

Das Programmheft ...

  ...mit allen Terminen und Adressen der Veranstaltungsorte zur Reihe "Das Bild der Stadt" gibt es kostenlos in den Bürgerämtern, verschiedenen Kultureinrichtungen und beim Kulturamt der Stadt Heidelberg, Bauamtsgasse 5.

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Stand: 7. März 2000