Verkehr

Ausgabe Nr. 9 · 1. März 2000

Von Straßenbahnen und Erbsendosen

Gut besuchte Diskussionsveranstaltung des VCD zum ÖPNV in der Bahnhofsgaststätte


"Die Straßenbahn - wirklich ein Klotz am Bein?", unter diesem provokanten Titel veranstaltete der Verkehrs-Club Deutschland (VCD) eine Podiumsdiskussion zum aktuellen Thema Ausbau des Straßenbahnnetzes, in der es insbesondere um Fragen der Wirtschaftlichkeit von Bussen und Bahnen ging.

Auf dem Podium diskutierten: Stadtrat Wolfgang Lachenauer ("Heidelberger"), Diplom-Betriebswirt Thomas Hoffmann (VCD) und Alt-Stadtrat Christoph Nestor (GAL), der kurzfristig für den erkrankten Stadtrat Karl Emer (SPD) eingesprungen war. Die Moderation lag bei Ingolf Hetzel (VCD). Der Veranstaltungsraum, der Nebenraum der Bahnhofsgaststätte, vermochte die zahlreich erschienenen Interessentinnen und Interessenten, darunter Mitglieder des Gemeinderates und viele örtliche Nahverkehrsfachleute, kaum aufzunehmen.

"Dem Gemeinderat liegen Anträge vor", heißt es in der Einladung, "den im Verkehrsentwicklungsplan 1994 beschlossenen Ausbau wieder in Frage zu stellen und schon laufende Projekte zu stoppen". Außerdem erforderten gesetzliche Änderungen neue Konzepte für die Finanzierung des ÖPNV, schreibt der VCD. Ziel sei es, "die derzeit sehr emotional geführte Diskussion wieder zu versachlichen".

Zum Einstieg gab Thomas Hoffmann unter Zuhilfenahme dreier Erbsendosen von unterschiedlicher Füllmenge und Preis eine Einführung in die betriebswirtschaftliche Denkweise. Diese stellt sich im Supermarkt bei der Frage nach der günstigsten Dosengröße im Prinzip nicht anders dar als im öffentlichen Nahverkehr. "Entscheidend ist der Preis pro Leistung", so Hoffmann. Übertragen auf die betriebswirtschaftliche Frage "Bus oder Bahn?" gibt es in Bezug auf die Fahrgastzahlen einen "break-even-point", an dem sich die Sachlage grundlegend ändert. Ab diesem Punkt befördert die Straßenbahn billiger als der Bus. Selbst der zunächst hoch erscheinende Preis für den Bau einer Schienentrasse zahle sich dann langfristig aus. So sei in Mannheim bei der MVV durch Investitionen in das Schienennetz der Grad der Kostendeckung gesteigert worden.

Wolfgang Lachenauer erklärte bezüglich des Titels der Veranstaltung, er sei falsch zitiert worden. Er habe nicht von der Straßenbahn als "Klotz am Bein der HSB" gesprochen, sondern gefragt: "Ist die HSB ein Klotz am Bein der Stadtwerke?" Gemeint ist die Querfinanzierung der HSB durch die auf dem Energiesektor erzielten Gewinne, die, so Lachenauer, in zwei Jahren nicht mehr möglich sein werde. Die HSB liege bei einem Kostendeckungsgrad, "der bundesweit nicht konkurrenzfähig ist". "Wenn die Straßenbahn nach Kirchheim gebaut wird, macht sich das auf der Einnahmeseite kaum bemerkbar."

Der im Publikum anwesende Technische Vorstand der HSB Heino Hobbie sah sich veranlasst, der These vom "Klotz am Bein" vehement zu widersprechen. "Die HSB ist ein notwendiges Standbein der Stadt. Ohne sie würde die Stadt nicht so funktionieren, wie sie funktioniert", betonte der HSB-Chef. Die HSB habe ein Programm zur internen Optimierung beschlossen, mit dem der Gesamtaufwand von 100 auf 80 Millionen vermindert werden solle. "Der Verzicht auf die Straßenbahn nach Kirchheim rettet die HSB nicht."

Dass es bei der Straßenbahndiskussion nicht nur um Geld geht, thematisierte Christoph Nestor. Der so genannte Schienenbonus ("schneller, ruhiger, bequemer") bringt deutliche Fahrgastzuwächse, wo Straßenbahnen anstelle von Bussen verkehren. Auch müsse der Gesamtzusammenhang des Netzes gesehen werden: "Ohne Netzausbau kommt auf einer Linie zu wenig Vorteil zum Tragen!"

Straßenbahn-Experte Robert Wittek erinnerte daran, dass das heute bestehende Restnetz der HSB keineswegs Ergebnis systematischer Planung, sondern Folge diverser Streckenstilllegungen ist. Das Netz müsse konsequent ausgebaut werden, um es betriebswirtschaftlich zu optimieren: "Auf Hauptverkehrsachsen ist die Straßenbahn deutlich günstiger als der Bus."

"Wenn ein Ort eine Straßenbahn einführt, ist er hinterher immer attraktiver", so Thomas Hoffmann. Er zitierte die Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU), die jüngst bei der Eröffnung einer Neubaustrecke sagte: "Die Straßenbahn führt ein Stück Urbanität in das Herz der Stadt zurück." (rie)

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Sonderfahrplan am Fastnachtsdienstag

HSB-Linienänderungen während des Faschingsumzuges


Am Fastnachtsdienstag, dem 7. März, fahren alle Straßenbahn- und Omnibuslinien der Heidelberger Straßen- und Bergbahn AG (HSB) nach dem Fahrplan Montag bis Freitag. Während der Sperrung des Bismarckplatzes von 13 Uhr bis ca. 16.15 Uhr treten einige Linienänderungen ein. Die letzte Abfahrt ab Bismarckplatz ist um 13.00 Uhr, teilt die HSB mit.

Für die Straßenbahnen gelten folgende Regelungen:

Die Linien 1 und 3 verkehren zwischen Bismarckplatz und Handschuhsheim.
Die Linie 1 wird in der Zeit der Sperrung zwischen Technologiepark und Bismarckplatz eingestellt.
Die Linie 2 fährt ab Haltestelle Betriebshof über Hauptbahnhof zum Adenauerplatz und zurück.
Die Linie 3 fährt zwischen Leimen und Adenauerplatz und zurück sowie zwischen Bismarckplatz und Handschuhsheim und zurück.
Die Linie 4 verkehrt nach Plan.

Die Busse sind von folgenden Änderungen betroffen:

Die Linie 12 fährt während der Sperrung vom Sportzentrum Nord über die westliche Busspur am Bismarckplatz zum Karlstor und zurück.
Die Linie 34 fährt von Wieblingen kommend ab Haltestelle Hauptbahnhof über Mittermaierstraße - Vangerowstraße - Schurmanstraße - Bismarckplatz - westliche Busspur nach Ziegelhausen.
Die Linie 35 fährt von Wieblingen ab der Haltestelle Betriebshof über die Mittermaierstraße - Vangerowstraße - Schurmanstraße entlang des Neckars zur Haltestelle Kongresshaus. Die Ersatzhaltestelle Bismarckplatz befindet sich in der Schurmanstraße, kurz vor der Abzweigung zur Bismarckstraße.

Für die Linien 34 und 35 in Richtung Wieblingen wird am südlichen Brückenkopf der Theodor-Heuss-Brücke gegenüber dem Neckar-Hotel eine Ersatzhaltestelle eingerichtet.

Die Linien 41 und 42 fahren während der Sperrung des Bismarckplatzes ab der Haltestelle Poststraße in Richtung Altstadt über die Friedrich-Ebert-Anlage zum Karlstor. Ersatz-Haltestellen: Gaisbergstraße, Friedrich-Ebert-Platz, Peterskirche und Karlstor. In Fahrtrichtung Hauptbahnhof - Kirchheim - Walldorf werden die Haltestellen Peterskirche und Friedrich-Ebert-Platz sowie die Ersatzhaltestelle Kleine Plöck angefahren.

Die Linien 11, 21, 29 und 33 fahren in beiden Fahrtrichtungen die Ersatzhaltestelle Kleine Plöck an. Die Haltestelle Uniplatz kann von 13 Uhr bis ca. 17 Uhr nicht angefahren werden.

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Stand: 29. Februar 2000