Stadt und Leute

Ausgabe Nr. 9 · 1. März 2000

"Missklänge unverständlich"

Erklärung der Oberbürgermeisterin zur Kritik an der Veranstaltung zum 100. Geburtstag Professor Gadamers


"Es gibt Vorgänge und Vorwürfe, die einen nach genauer Kenntnis der Abläufe doch verwundern, dazu gehören diese," bemerkt Oberbürgermeisterin Beate Weber zur Kritik am Ablauf der Feierstunde zu Ehren von Professor Hans-Georg Gadamer in der Stadthalle. Im folgenden geben wir den Wortlaut der Presseerklärung der Oberbürgermeisterin wider:

Es wäre fair gewesen, wenn diejenigen, die massive Kritik üben, vorher einmal nachgefragt hätten, wie der gemeinsame Empfang von Stadt, Akademie der Wissenschaften und Universität zustande kam. Ursprünglich war zwischen dem Rektorat der Universität, dem Präsidenten der Akademie der Wissenschaften und der Stadt vereinbart worden, die Veranstaltungen zum 100. Geburtstag von Prof. Gadamer - auch zur Entlastung des Jubilars - so abzuwickeln:

Zuerst Feierstunde in der Universität, dann Weg in das Rathaus zur Verleihung des Ehrenbürgerrechts, danach abendlicher Stehempfang in der Akademie der Wissenschaften. Wohl durch ihre große Rednerliste bedingt, ging die Universität von dieser Planung ab und beanspruchte für ihr Programm einen so großen Zeitablauf, dass die Stadt umdisponieren und von einer eigenen Veranstaltung absehen musste, was man bei der Verleihung einer Ehrenbürgerschaft durchaus als großes Entgegenkommen betrachten sollte. Auch einen weiteren Tag der Ehrungen einzuplanen wäre dem zu Ehrenden nicht zuzumuten gewesen, eine Rückfrage bei der Familie bestätigte dies.

Daraus ergab sich, dass der abendliche gemeinsame Empfang von Universität, Akademie der Wissenschaften und Stadt in der Stadthalle auch für die kurze, insgesamt ca. 25 Minuten (!) dauernde Verleihung der Urkunde genutzt werden musste. Da auch andere (Hilde Domin, Oberbürgermeister Orlando von Palermo, Vertreter der Lomonossow-Universität Moskau) sprechen wollten, kam man überein, im großen Saal Tische zu stellen. Die große Menge der von Universität und Akademie Eingeladenen wurde nur ergänzt um eine vereinbarte Anzahl "städtischer" Gäste. Bei Prof. Gadamer handelt es sich nicht nur um einen wichtigen Philosophen der Universität, sondern auch um einen berühmten Bürger der Stadt, der sich in vielfältiger Weise mit ihr und ihrer demokratischen Diskussion verbunden zeigt, weswegen ihm die Ehrenbürgerwürde auch einstimmig zuerkannt wurde.

Der städtischen Anregung, Tischkarten zu verwenden, wurde von Seiten des Mitveranstalters Akademie der Wissenschaften nicht entsprochen, was wohl zu einem Teil der anschließenden Verwirrung geführt hat. Zudem hat es von Seiten der Universität und der Akademie keinerlei Kontrolle und Betreuung der Gäste gegeben, sodass erheblich mehr Gäste im Saal Platz begehrten als vorgesehen waren. Allein von dieser Seite sind 100 bis 150 mehr Gäste gekommen als erwartet wurden. Nur drei Tische waren eindeutig gekennzeichnet, unter anderem einer für die Familie Prof. Gadamers. Über die - zum Teil sehr betagten Gäste - von Uni und Akademie lagen bei der Stadt keine Informationen vor. Es gab von dort auch keine Sitzordnung, die den prominenten Gästen einen Platz hätte verschaffen können. Betreuendes Personal von Uni und Akademie war nicht präsent. Dass zudem Gäste ihre Eintrittskarten nicht nur für sich, sondern auch für andere nutzten und andere sich auf die Familienplätze setzten, ist höchst unerfreulich und bei so erlauchtem Publikum auch unverständlich, aber sicher nicht von der Stadt zu verantworten.

Die völlig einseitige Darstellung in der Presse bedauern wir, sie ist dem Anlass nicht angemessen. Denn der Abend war sehr gelungen, was von vielen Anwesenden bestätigt wurde. Auch der Jubilar hat fast drei Stunden mit seinen Gästen gesprochen und sich sichtlich wohl gefühlt."

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Beim manuellen Sortieren werden die groben Störstoffe aus dem Altglas aussortiert. (Foto: Neudert-B.)

Wohin mit den blauen Flaschen?

Altglasrecycling - Zahlen, Fakten, Hintergründe


Es gibt auch in Heidelberg Skeptiker, die sind der festen Überzeugung, dass das von ihnen sorgfältig getrennte Altglas auf dem Weg zum Recycling irgendwo klammheimlich wieder zusammengeworfen wird. Diese Zweifler befinden sich im Irrtum. Denn die Glashütten verarbeiten fast nur sortenreine Ware: Braunes, grünes und weißes Glas muss getrennt geliefert werden und darf vor allem keine Störstoffe wie Steingut, Keramik und Porzellan enthalten.

So lauteten die wichtigsten Botschaften, die Ulrich Ix von der Firma Trienekens Rohstoffe GmbH den Journalisten mitgab, die vergangene Woche ein Werk in Worms besichtigten, wo Altglas zu Glasgranulat verarbeitet wird. Das Amt für Abfallwirtschaft und Stadtreinigung hatte zu dieser Informationsfahrt geladen, um deutlich zu machen, wie wichtig eine sortenreine und störstoffreie Sammlung von Altglas ist.

Bürgermeister Thomas Schaller begrüßte die kleine Gruppe an einem der 315 Glascontainer, die im Heidelberger Stadtgebiet aufgestellt sind. "Die beste Lösung bei Glas ist Mehrweg, die zweitbeste Lösung das Recycling", stellte er klar, welche Ziele in der Abfallpolitik die Stadt Heidelberg verfolgt. 1998 wurden in Heidelberg insgesamt knapp 5850 Tonnen Glas eingesammelt.
Blaue Flaschen gehören in die grüne Abteilung, rote Flaschen in die braune.
250.000 Tonnen Altglas verarbeitet das Werk in Worms zu Granulat, das in den Glashütten für die Herstellung neuer Flaschen und Gefäße eingesetzt wird. Diese Betriebe sind auf sortenreines und störstoffreies Material angewiesen, betonte Ulrich Ix. So führt die Verunreinigung mit Porzellan (Tassen), Keramik oder Steingut bei der Flaschenherstellung zu Einschlüssen, die die Festigkeit verringern. Da kann es unter Umständen zu gefährlichen Explosionen kommen.

Ebenfalls für die Qualität entscheidend ist die Farbreinheit: Die Getränkeabfüller legen Wert auf eine einheitliche Farbe. Gerade bei durchsichtigen Flaschen ist eine hohe Farbenreinheit notwendig. Würde jeder exakt nach Farben trennen, könnten die Glashersteller aus 100 Prozent Altglas neue Flaschen herstellen. So müssen sie der Farbreinheit wegen heute noch 30 bis 40 Prozent Neuglasanteil hinzufügen. Vom ökologischem Standpunkt betrachtet ist das weniger sinnvoll, da die Neuproduktion energieaufwändiger ist als die Verarbeitung von Recyclingmaterial. Zudem ist die Umweltbelastung beim Produktionsprozess mit Altglas geringer als bei der Produktion von Neuglas. Es fällt weniger Staub an, es müssen weniger Wasser und Rohstoffe eingesetzt werden und es entstehen weniger Abgase.

Verschlüsse und Deckel sind kein großes Problem im Altglas. Sie werden, wie andere Störstoffe, teils manuell, teils maschinell, aussortiert. Allerdings gilt auch hier: je weniger Störendes sich im Altglas befindet, desto besser, da das Sortieren Geld kostet und die Marktchancen von recyceltem Glas verschlechtern.

Obwohl Glas schwerer ist als Kunststoff-, Aluminium- und so genannte Verbundverpackungen, bietet es ökologische Vorteile: Glasverpackungen sind leicht wieder verschließbar, leicht zu reinigen, können mehrmals verwendet werden und sind vor allem geruchs- und geschmacksneutral. Außerdem kann aus Altglas ohne Qualitätsminderung immer wieder neues Glas hergestellt werden.

Fazit: Glassammeln lohnt sich. Um die Nachbarn nicht zu stören, bittet das Amt für Abfallwirtschaft darum, Flaschen und Gläser nur werktags zwischen 7 und 19 Uhr einzuwerfen. Wer das möglichst bruchfrei erledigt, hilft den Sortierern am Band, die zwischen ganzen Flaschen leichter Störstoffe entfernen können.

Was gehört in das Glas-Iglu?
Grundsätzlich gilt: Nur Glas, auf dessen Etikett der Grüne Punkt des Dualen Systems zu finden ist, darf in die Glascontainer. Spiegel, Fenster oder Bleiglas (etwa Auflaufformen und Glasdeckel für Töpfe und Pfannen, Kuchenteller) haben eine andere Zusammensetzung und stören die Glasherstellung. Feind Nummer eins für das Glasrecycling sind Keramik, Porzellan und Steingut. (brö/neu)

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Als "große Massen, die leichtfüßig über den Platz hinweglaufen" charakterisierte Bildhauer Jürgen Goertz seine Monumentalplastik "S-Printing Horse" (hier mit einem Modell des im Original dreizehn Meter hohen Kunstwerks). (Foto: Pfeifer)

Druckendes Rennpferd

"S-Printing Horse", die größte Pferdeskulptur der Welt, entsteht vor der Print Media Academy


Die Heidelberger Druckmaschinen AG feiert in diesem Jahr 150. Geburtstag. Zum Jubiläum im April wird das Unternehmen die Print Media Academy am Hauptbahnhof eröffnen. Auf dem Vorplatz des gläsernen Kommunikations- und Wissenszentrums entsteht eine Großskulptur des Bildhauers Jürgen Goertz. In dieser Woche wird der metallene Koloss in Einzelteile zerlegt nach Heidelberg gebracht und montiert.

Das mit einem Wortspiel "S-Printing Horse" (Renn-/Druckpferd) genannte Werk aus Edelstahl und Aluminium ist mit dreizehn Metern Höhe, fünfzehn Metern Länge, vier Metern Breite und 90 Tonnen Gewicht die größte Pferdeskulptur der Welt. Zwei Jahre lang hat der Bildhauer von der ersten künstlerischen Idee bis zur endgültigen Fertigstellung an der Großplastik gearbeitet.

"Ich habe das Riesenglück, in einer Zeit um das Jahr 2000 an einem sehr schönen Standort vor einem außergewöhnlichen Bau mit meiner Kunst präsent zu sein", sagte der Bildhauer bei der Vorstellung eines Modells des "S-Printing Horse" in seinem Atelier.

Die Skulptur ist eine Mischung aus geometrischen und organoiden Grundformen. Goertz spielt hier unter anderem mit dem Motiv der Rotation, das sich in Lochelementen im Körper des Werkes wiederfindet. Sie sind ähnlich wie die Lager der Zylinder in Druckmaschinen untergebracht. Das schwere Material und die Solidität des Pferdes assoziiert in seinen Augen die Vorgänge des Druckens, aber auch die Herstellung der Maschinen selbst.

"Die Auseinandersetzung mit Monumentalplastiken im öffentlichen Raum ist für mich ein wichtiges Anliegen", so der Bildhauer. Mit seinen Werken war und ist Jürgen Goertz weltweit bei Ausstellungen vertreten, unter anderem 1989 bei der Internationalen Bildhauerausstellung "Artluminium" in Montreal und 1990 in Yokohama. 1994 präsentierte der Künstler in der Schau "Monuments' Moments Jürgen Goertz" Monumentalskulpturen vor dem Reichstag in Berlin.

Wer sich für weitere Arbeiten von Jürgen Goertz interessiert, braucht nicht so weit zu fahren. Der Künstler lebt und arbeitet in Angelbachtal-Eichtersheim. Im dortigen Schlosspark ist eine Reihe seiner Werke in reizvoller Umgebung zu besichtigen.

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Vorpraktikanten gesucht

Städtische Kindergärten stellen 21 Plätze zur Verfügung


In den von der Stadt Heidelberg betriebenen Kindertagesstätten stehen noch 21 Plätze für Vorpraktikantinnen und Vorpraktikanten zur Verfügung. Junge Menschen mit mittlerem Schulabschluss können sich mit dem einjährigen Vorpraktikum auf den Beruf der Erzieherin/ des Erziehers vorbereiten.

Vorpraktikant/innen arbeiten während dieses Jahres mit Kindern bis zu zwölf Jahren und werden als zusätzliche Kräfte von erfahrenen Erzieherinnen und Erziehern angeleitet. Sie können ihre Interessen, Fähigkeiten und Erfahrungen in die tägliche Arbeit mit den Kindern einfließen lassen, sich am Gruppenleben beteiligen und die Arbeit mit dem einzelnen Kind erleben. Die Praktikant/innen werden in die inhaltliche Arbeit der Kindertagesstätte eingebunden, lernen die Arbeit im Team kennen und erhalten eine Aufwandsentschädigung von 500 Mark.

Das einjährige Vorpraktikum ist gleichzeitig eine Voraussetzung für die weitere Erzieher/innenausbildung an einer Fachschule für Sozialpädagogik, die drei Jahre dauert. Auch die Stadt Heidelberg bietet innerhalb ihrer Kindertagesstätten nicht nur Praxisplätze an, sondern stellt 26 Stellen für das Anerkennungsjahr zur Verfügung. Die Ausbildung schließt mit einer Prüfung zur Anerkennung als staatlich geprüfte Erzieherin, staatlich geprüfter Erzieher ab.
   
 

Informationen

  Wer Interesse an diesem Berufsfeld hat und gerne ein Vorpraktikum machen würde, kann sich beim Kinder- und Jugendamt, Abteilung Kindertagesstätten, Postfach 105520, 69045 Heidelberg,
Telefon: (0 62 21) 58-31 55/ 58-38 38/ 58-31 56 melden oder sich direkt mit einer Kindertagesstätte in der Nachbarschaft in Verbindung setzen.

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Stand: 29. Februar 2000