Kultur

Ausgabe Nr. 8 · 21. Februar 2001



Der ehemalige Hörsaal der Neurologischen Klinik wird nach seinem Umbau Museum und Aufbewahrungsort der Prinzhorn-Sammlung sein. (Foto: Rothe)




Ohne Titel von Karl Gustav Sievers




"Die Herrlichkeiten das Schrot dem Jagdgewehr" von Johann Knopf

Ein würdiger Platz für wahnsinnig Schönes

In der Voßstraße entsteht das Museum für die einmalige Prinzhorn-Sammlung

Am 13. September 2001 erhält eine einmalige Sammlung von künstlerischen Arbeiten endlich einen würdigen Rahmen für eine Ausstellung. An diesem Tag wird das Museum für die Prinzhorn-Sammlung eröffnet. Rund 5000 Arbeiten von etwa 450 Patienten psychiatrischer Anstalten sind dann in den Räumen des Gebäudes in der Voßstraße 2 untergebracht. Jeweils rund 200 künstlerische Arbeiten werden in wechselnden Ausstellungen dort zu sehen sein.


Die Sammlung
Bei den Werken handelt es sich überwiegend um Zeichnungen und Aquarelle, schriftliche Aufzeichnungen wie Briefe, Notizen, Textentwürfe und Notationen sowie Bücher und Hefte, vielfach selbstgefertigt; ferner Ölgemälde, textile Arbeiten, Collagen und 70 Skulpturen aus Holz. Sie entstanden zwischen 1880 und 1920 in psychiatrischen Anstalten vorwiegend des deutschsprachigen Raums. Die Werke spiegeln unterschiedliche soziale Herkunft und Bildung ihrer Autoren. In ihnen zeigt sich, oft fragmentarisch oder verfremdet, Zeitgeschichte und ihre Ideologien, aber auch das individuelle Leben vor der Erkrankung sowie die deformierende Anstaltsinternierung. Stärker als bei "echten" Kunstwerken tritt die Person aus dem Werk, werden Gefühle spürbar: Emma Haucks Briefe an ihren Ehemann sind eine endlose Folge von buchstabenähnlichen Kringeln, aus denen sich nur die Botschaften "Herzensschatzi komm" oder "komm" herauslesen lassen...

Nur wenige Patienten besaßen eine professionelle künstlerische Ausbildung. Oft waren sie aber über Schule oder berufliche Ausbildungen und Tätigkeiten in Kunstgewerbe, Architektur, handwerklichen oder technischen Berufen mit gestalterischer Praxis in Berührung gekommen. Der Umgang mit diesen "Vorkenntnissen" ist unterschiedlich und reicht von der sorgfältigen Reproduktion des Erlernten bis zur freien Variation oder vollständigen Ablösung davon.

Das Museum
Auf 250 Quadratmeter Fläche werden ab Anfang September die Werke in wechselnden Ausstellungen zu sehen sein. Dafür wird gerade das ehemalige Hörsaalgebäude der Neurologischen Klinik, Voßstraße 2, umgebaut. Zentrum ist der ehemalige Hörsaal, in dem man ringsum eine Stahlgalerie einzog, um auf einer zweiten Ebene zusätzlichen Ausstellungsraum zu gewinnen. In drei kleinen Kabinetten werden die herausragenden künstlerischen Arbeiten untergebracht. Einmal im Jahr soll eine externe Ausstellung gezeigt werden.

Der Zugang zum Museum erfolgt über das Nachbargebäude. Über ein neues mit viel Glas ausgestattetes Foyer gelangt man in die Ausstellungsräume. Viel Platz nehmen Lager- und Restaurierungsräume ein: "Die Sammlung ist in einem sehr guten Zustand, aber der Erhalt ist eine ständige Aufgabe", sagt Monika Jagfeld, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Prinzhorn-Sammlung. Das liegt vor allem daran, dass die Patienten beispielsweise auf schlechtem Papier oder Karton zeichneten, auf empfindliche Unterlagen also, die nicht für eine lange Lagerung geeignet sind. Deswegen wird auch das Tageslicht aus dem zentralen Ausstellungsraum ausgesperrt. Das gelingt, obwohl sich über das Gebäude einen große Glaskuppel wölbt.

Knapp fünf Millionen Mark werden bis zur Eröffnung in Umbau und Ausstattung des Museums fließen. Der Bund gibt einen Zuschuss von 50 Prozent, die andere Hälfte trägt das Uniklinikum Heidelberg. Planung, Projektleitung und Baudurchführung liegen beim Universitätsbauamt. (neu)

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Heidelberger Frühling - 16. März bis 10. April

Für alle diejenigen, die das Musikfestival Heidelberger Frühling wieder mit Spannung erwarten, gibt es eine gute Nachricht: der Heidelberger Frühling ist ab sofort mit neuem Internetauftritt ganz einfach unter www.heidelberger-fruehling.de zu erreichen. Hier bekommt man nicht nur ausführliche Informationen über das aktuelle Programm - Künstlerbiographien eingeschlossen - sondern kann auch per Mausklick Karten für die verschiedenen Veranstaltungen erwerben. Als weiteren Service für ihre Besucher bietet die neue Website darüber hinaus Bücher und CDs zum Programm, Links, Aktuelles und vieles mehr.

Dass es sich lohnt, schon jetzt Karten für den Heidelberger Frühling zu bestellen, zeigen die Vorverkaufszahlen, die im Vergleich zum letzten Jahr enorm zugelegt haben. So sollten sich Interessenten an Karten für Gidon Kremer (30.3.) schon jetzt sputen, denn der Ansturm ist sehr groß. Erheblicher Nachfrage erfreuen sich auch die fünf ehemaligen Thomaner, die sich zum ensemble amarcord zusammengetan haben und mit weltlicher Vokalmusik der Renaissance am 5. April zweifellos auch ihr Heidelberger Publikum in Begeisterung versetzen werden. Ein Geheimtipp ist das Dafô Quartett (27.3.), kein Wunder bei der Virtuosität, die die vier jungen Musikerinnen auf ihren Streichinstrumenten an den Tag legen. Als Publikumsliebling hat sich auch das Streichquartett Quatuor Mosaïques (1.4.) herausgestellt, das auf historischen Instrumenten Werke von Mozart und Haydn interpretiert. Ganz besonders freut sich Festivalleiter Thorsten Schmidt über die große Nachfrage für das Eröffnungskonzert des Heidelberger Frühlings mit "Le Sacre du Printemps" von Strawinsky und den Stuttgarter Philharmonikern am 16. März.

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Stand: 20. Februar 2001