Stadt und Leute

Ausgabe Nr. 8 · 23. Februar 2000



Zehn Jahre Seniorenzentrum Weststadt: Oberbürgermeisterin Beate Weber überbrachte Grüße und Prof. Dr. Andreas Kruse (3. von links) hielt die Festansprache. (Foto: Rothe)

Eine gute Idee feierte Geburtstag

Seniorenzentrum Weststadt ist zehn Jahre alt/Neun von zehn geplanten Einrichtungen sind realisiert


Am 16. Februar 1990 wurde das Seniorenzentrum Weststadt im Landfried'schen Bürgerstift, Dantestraße 7, eröffnet. Dort feierten am Mittwoch vergangener Woche die Seniorinnen und Senioren gemeinsam mit Repräsentantinnen und Repräsentanten der Stadt und anderer in der Altenarbeit engagierter Trägerorganisationen das zehnjährige Bestehen dieser Einrichtung.

Der zehnte Geburtstag des Seniorenzentrums Weststadt bedeute zugleich zehn Jahre erfolgreiche Umsetzung der Idee, in den Heidelberger Stadtteilen Seniorenzentren dezentral einzurichten, erinnerte Oberbürgermeisterin Beate Weber an das vom Gemeinderat 1990 verabschiedete Altenstrukturkonzept. Dessen Ziel ist es, "die eigenständige Lebensführung des älteren Menschen durch organisierte Angebote und Hilfen zu fördern und zu sichern".

Das Altenstrukturkonzept sah die Einrichtung von Seniorenzentren in zehn der 14 Heidelberger Stadtteile vor. Neun davon (Altstadt, Bergheim, Handschuhsheim, Kirchheim, Neuenheim, Pfaffengrund, Weststadt, Wieblingen und Ziegelhausen) sind verwirklicht. Das Seniorenzentrum Rohrbach wartet noch auf seine Realisierung.

"In unseren Seniorenzentren gehen Theorie und Praxis gut zusammen. Was theoretisch gewollt ist, wird praktisch umgesetzt", lobte die Oberbürgermeisterin die Arbeit der Verantwortlichen im Amt für Soziale Angelegenheiten und Altenarbeit. Sie würdigte die Angebote der Seniorenzentren - insbesondere dessen in der Weststadt - und ging auf bestimmte intergenerative Projekte wie den Paten-Oma-Dienst oder die "Vorleseomas" in Kindergärten ein.

"Die Grundidee hat sich bewährt", blickte die Oberbürgermeisterin zurück. Der Gemeinderat hat das Konzept stets unterstützt und der Kreis der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer ist immer größer geworden. Auf Wunsch des Gemeinderates war 1998 eine Evaluation der Seniorenzentren vom Institut für Gerontologie der Universität Heidelberg durchgeführt worden. Das Ergebnis: Die Seniorenzentren haben ihren festen Platz im Stadtteilgeschehen und erfüllen ihren Auftrag mehr als zufrieden stellend.

Er habe Hochachtung vor dem Heidelberger Modell der Seniorenzentren, versicherte der Leiter des gerontologischen Instituts, Prof. Dr. Andreas Kruse, in seiner Festansprache: "Die Seniorenzentren leben. Das ist eine bemerkenswerte Form der Altenarbeit." Bei der wissenschaftlichen Untersuchung zur Bewertung der Heidelberger Seniorenzentren habe deren Stadtteilnähe beeindruckt und die Tatsache, dass sie nicht in "abstrakter Altenarbeit" stecken bleiben, sondern sich nach den Bedürfnissen der Besucher richten.

Die Seniorenzentren erfüllten die Aufgabe der sozialen Integration, was das Zugehörigkeitsgefühl der Beteiligten stärke und dazu beitrage, dass "die alten Menschen ihren Alltag reichhaltiger und zufrieden stellend strukturieren können". Daneben sind die Seniorenzentren Bildungseinrichtungen, in denen die Gäste ihre Interessengebiete intensiv verfolgen können. "Diese Kombination ist wichtig", sagte Prof. Kruse. Und: "Heidelberg ist hier vorbildlich."

Ältere Menschen lebten heute "gesünder, finanziell besser gestellt und gebildeter als vielleicht noch vor zehn Jahren", meinte der Gerontologie-Professor. Und immer mehr Menschen erreichten ein sehr hohes Lebensalter - "80 Jahre und mehr" - da wachse die Verletzbarkeit des Körpers. Die Seniorenzentren helfen, die daraus entstehenden Probleme zu bewältigen, sagte Kruse, in dem sie Alt und Jung zusammenbringen ("wobei die Jungen durchaus von den Alten lernen können") und die Möglichkeit bieten, gemeinsam über das Älterwerden zu reden. (br.)

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Jan Schoenmakers vom Heidelberger Jugendrat (re.) überreicht den durch Steinwürfe verletzten Polizisten Tulpen: "Die ganz überwiegende Mehrheit der Heidelberger Jugend distanziert sich scharf von solcher Heimtücke gegen Polizeibeamte", sagte er. (Foto: Mechler)

"Die Strategie der Polizei hat sich bewährt"

Erklärung der Oberbürgermeisterin zur Demonstration des Autonomen Zentrums (AZ)


Nach der Demonstration des Autonomen Zentrums (AZ) am Samstag, 12. Februar, und den späteren Übergriffen auf Polizisten in der Nacht vom 12. auf 13. Februar hat sich Oberbürgermeisterin Beate Weber mit folgender Stellungnahme an die Öffentlichkeit gewandt:

Wie in der Vergangenheit hat sich auch dieses Mal die Strategie der Polizei bewährt, es bei der Demonstration des Autonomen Zentrums (AZ) nicht zu einer Eskalation kommen zu lassen. So wurden zum einen das Demonstrationsrecht der Befürworter des Autonomen Zentrum gewährleistet, zum anderen wurden die Bürgerinnen und Bürger durch den friedlichen Verlauf der Demonstration nicht über Gebühr belastet. Ich danke der Polizei, dass sie die Demonstration des Autonomen Zentrum so ruhig und besonnen begleitet hat.

Die gewalttätigen Ausschreitungen, bei denen es nur um Randale ging, möchte ich strikt von der Demonstration am Nachmittag trennen und verurteile sie auf das Schärfste. Die Stadt wird sich durch solche Aktionen nicht erpressen lassen. Den Jugendlichen, die ernsthaft nach einem neuen Treff suchen, haben die Randalierer keinen guten Dienst erwiesen. Nach einer solchen Aktion ist die Unterstützung für das Autonome Zentrum in Heidelberg sicher nicht größer geworden - im Gegenteil.

Die aktive Suche durch Mitarbeiter der Stadtverwaltung nach Räumen für das AZ habe ich eingestellt, nachdem ich auf einen Brief im letzten Sommer keine Antwort bekommen habe. Es ging dabei um die Errichtung von Containern als Übergangslösung, die der Gemeinderat im letzten Jahr beschlossen hatte.

Ein städtisches Gebäude für das Autonome Zentrum steht nicht mehr zur Verfügung, noch haben sich private Eigentümer bereit erklärt, dem AZ Räume zur Verfügung zu stellen. Falls uns Räume in Heidelberg angeboten werden, werden wir prüfen, ob sie für das Autonome Zentrum geeignet sind.

Den Polizisten, die bei den Ausschreitungen in der Nacht von Samstag auf Sonntag verletzt wurden, wünsche ich baldige Genesung.

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Bundespräsident Johannes Rau (l.) und Altbundespräsident Dr. Richard von Weizsäcker in der Universitätsbibliothek am Codex Manesse, der Großen Heidelberger Liederhandschrift. (Foto: Schulze)

Rau bewundert Codex Manesse

Bundespräsident besuchte die Universitätsbibliothek


Nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit besuchte der als Literatur- und Kunstfreund bekannte Bundespräsident Johannes Rau die Universitätsbibliothek, bevor er am Festakt zu Ehren des Philosophen Hans-Georg Gadamer teilnahm.

Vor allem die Große Heidelberger Liederhandschrift, der Codex Manesse, beeindruckte die Gäste um den Bundespräsidenten und um Altbundespräsident Dr. Richard von Weizsäcker.

Begleitet von Oberbürgermeisterin Beate Weber und Wissenschaftsminister Klaus von Trotha wurde Bundespräsident Rau am Eingang der Universitätsbibliothek durch den Rektor der Universität Heidelberg Prof. Dr. Jürgen Siebke und Bibliotheksdirektor Dr. Hermann Josef Dörpinghaus begrüßt. Schon zuvor war auch Ministerpräsident Erwin Teufel in die Bibliothek gekommen, um den Bundespräsidenten in Baden-Württemberg willkommen zu heißen.

An dem Besuch nahmen auch Altbundespräsident Dr. Richard von Weizsäcker, sein an der Mannheimer Universität lehrender Sohn Prof. Dr. Robert von Weizsäcker und der Kanzler des Ordens Pour le Mérite für Wissenschaft und Künste, Prof. Dr. Hans Georg Zachau, teil. Sie alle hielten sich anlässlich des Festaktes zum 100. Geburtstag von Professor Hans-Georg Gadamer in Heidelberg auf.

Von Direktor Dörpinghaus ließen sich die Gäste kurz über den Leistungsstand und die Geschichte der Bibliothek informieren. Anschließend zeigte der Leiter der Handschriftenabteilung, Dr. Armin Schlechter, den Gästen die Evangelienharmonie des Abts Otfrid aus dem elsässischen Weissenburg. Bei dieser mehr als 1100 Jahre alten Handschrift handelt es sich um eines der ersten in Deutsch geschriebenen Bücher überhaupt.

Den Höhepunkt der Handschriftenpräsentation bildete das kostbarste Stück, das in der Universitätsbibliothek aufbewahrt wird: die Große Heidelberger Liederhandschrift, der Codex Manesse. Deren farbenprächtige Miniaturen beeindruckten die Gäste sichtlich und gaben Anlass zu zahlreichen Fragen nach Geschichte und Erhaltungszustand dieser weltweit berühmten Handschrift.

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Netzwerke mit ähnlichen Strukturen

Technologiepark Heidelberg und Laval Technopole, Montreal, arbeiten zusammen


Der Technologiepark Heidelberg und der kanadische Laval Technopole besiegelten am 15. Februar durch Unterzeichnung eines "Memorandums of Understanding" ihre Zusammenarbeit. Wie der Technologiepark Heidelberg ist auch Laval Technopole ein Netzwerk von Unternehmen, vor allem in den Life Sciences, der Biotechnologie und der Informationstechnologie.

Die internationalen Vertragspartner wollen Wissenschafts- und Wirtschaftskooperationen entwickeln und vor allem den mit ihnen verbundenen Unternehmen neue Kooperationsplattformen bieten. Der Laval Technopole ist der wichtigste Technologiestandort im Großraum Montreal und einer der bedeutendsten Technologieparks in der kanadischen Provinz Quebec. Die Strukturen ähnelten denen des Heidelberger Technologieparks, sagte Generaldirektor Pierre Belanger bei der Vertragsunterzeichnung.

Bereits zwei Partnering-Veranstaltungen mit Unternehmen aus der Bioregion Rhein-Neckar-Dreieck und dem Raum Montreal haben in Heidelberg stattgefunden. Die beiden Technologieparks wollen diese Zusammenarbeit durch intensiven Informations- und Erfahrungsaustausch, das Zusammenführen von Unternehmen und durch eine enge Kooperation auch bei internationalen Begegnungen und Präsentationen fortsetzen. Dr. Klaus Plate, Geschäftsführer der Technologiepark Heidelberg GmbH: "Für uns ist diese Vereinbarung zwischen Heidelberg und Montreal angesichts unserer zahlreichen Gemeinsamkeiten ein natürlicher Schritt zur Erweiterung unseres internationalen Netzwerks der besten Standorte in der Biotechnologie."

Eine ähnliche Zusammenarbeit des Technologieparks Heidelberg besteht bereits mit Cambridge und Montpellier, ebenso mit dem Biotechnologiezentrum des Staates New York. Der Technologiepark Heidelberg ist Mitglied in der BIO, Biotechnology Industrie Organization, Washington D. C., dem weltweit größten Biotechnologie-Industrieverband. Es bestehen Kontakte zu zahlreichen Bioparks in Europa und Asien durch die IASP, International Association of Science Parks. Die IASP ist der Weltverband der Wissenschaftsparks und Gründerzentren mit rund 200 Mitgliedsparks und 40.000 Unternehmen. Auch Laval Technopole arbeitet aktiv in diesem globalen Netzwerk mit.

Oberbürgermeisterin Beate Weber sagte anlässlich der Unterzeichnung des Vertrags: "Heidelberg gehört wie Montreal, Cambridge und Montpellier zu den besten Biotechnologie-Regionen der Welt. Deshalb freue ich mich besonders über die heutige Festigung dieser internationalen Zusammenarbeit - im Interesse einer gemeinsamen Weiterentwicklung."

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Nachbarschaftshilfe von Klärwerk zu Klärwerk

Abwasserzweckverband Heidelberg setzt sein Know-how beim AZV Hollmuth ein


Der Abwasserzweckverband (AZV) Heidelberg genießt als Betreiber der Kläranlage Heidelberg in der Fachwelt einen hervorragenden Ruf. Grund sind verschiedene von AZV-Mitarbeitern entwickelte und erfolgreich angewandte Verfahren, die nicht nur die Wirksamkeit der Abwasserreinigung erhöhen, sondern auch noch Kosten sparen.

Deshalb hat der Abwasserzweckverband Hollmuth sich mit der Bitte an den AZV Heidelberg gewandt, ihn bei der Abwasserbeseitigungspflicht zu unterstützen. Dem AZV Hollmuth gehören die Gemeinden Bammental, Gaiberg, Mauer und Wiesenbach sowie der Ortsteil Waldhilsbach der Stadt Neckargemünd an. Sitz des Verbandes ist Bammental. Auf dessen Gemarkung liegt - zwischen dem südlichen Ausläufer des Hollmuths und der Elsenz - auch die Verbandskläranlage.

Nach Zustimmung beider Verbandsversammlungen haben die Abwasserzweckverbände Heidelberg und Hollmuth eine öffentlich-rechtliche Vereinbarung geschlossen, die am 7. Februar im Klärwerk Bammental von den Verbandsvorsitzenden Prof. Dr. Joachim Schultis (Erster Bürgermeister der Stadt Heidelberg) und Erich Mick (Bürgermeister von Mauer) unterzeichnet wurde.

Danach wird der AZV Heidelberg den Abwasserzweckverband Hollmuth bei der Abwasserreinigung und Klärschlammbehandlung, bei Abwasseruntersuchungen, Führung des Indirekteinleiterkatasters und bei der Unterhaltung der Verbandssammelkanäle beraten und unterstützen. Und zwar zum Selbstkostenpreis. Das heißt: Die Dienstleistungen für den AZV Hollmuth werden genau so berechnet wie jene für die Mitgliedsgemeinden des AZV Heidelberg (das sind neben Heidelberg Neckargemünd, Dossenheim und Eppelheim).

Die Leistungen des AZV Heidelberg für den AZV Hollmuth werden zunächst etwa 50.000 bis 100.000 Mark pro Jahr betragen. Inzwischen haben Mitarbeiter des AZV Heidelberg im Klärwerk Hollmuth ein Sondermessprogramm gestartet, mit dem die Schmutzfracht über einen längeren Zeitraum, die Leistungsfähigkeit der mechanischen Vorklärung und die Nitrifikationsleistung der Anlage ermittelt werden sollen.

Sicher scheint, dass eine Anwendung der in der Heidelberger Kläranlage gemachten Erfahrungen mit Anoxischen Zonen in der Kläranlage Hollmuth möglich ist. Das könnte - wie in Heidelberg - bei der wegen der Nährstoffelimination notwendigen Klärwerkserweiterung zu erheblichen Einsparungen gegenüber der bisherigen Ausbaukonzeption führen.

Der Kooperationsvertrag zwischen den Abwasserzweckverbänden Heidelberg und Hollmuth hat aber noch weitere Aspekte: Der AZV Hollmuth betreibt einen Schlammlagerplatz, den der AZV Heidelberg künftig im Bedarfsfall - das heißt bei eigenen Entsorgungsengpässen - mit benutzen darf. Gegen Erstattung des Selbstkostenpreises, versteht sich.

Außerdem wollen die beiden Zweckverbände beim Einkauf und bei der Vergabe von Dienstleistungen kooperieren. Das gilt besonders für den gemeinsamen Einkauf von Betriebsmitteln wie Fäll- und Flockmittel, Öle, Strom und so weiter, aber auch für die Verwertung des Klärschlamms und der Kanalsande, die bei der Kanalreinigung anfallen. Die Laufzeit der Vereinbarung ist zunächst bis Jahresende 2003 befristet. Sie verlängert sich um jeweils ein Jahr, wenn sie nicht ein halbes Jahr zuvor gekündigt wird. (br.)

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Stand: 22. Februar 2000