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Ausgabe Nr. 7 · 14. Februar 2001 |
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Lepanto und seine Galerie. (Fotos: Popp) |
Die Sehnsucht nach Kontemplation wecken |
"Nicht mehr Wissen ist nötig, sondern mehr Weisheit" - Der Heidelberger
Maler Wassili Lepanto über das Leben und die Kunst Der Grieche Wassili Lepanto, Maler, promovierter Germanist und Kunsttheoretiker, lebt seit über 30 Jahren in Heidelberg. Ihm verdankt die Stadt viele Portraits von sich und die Bezeichnung "Heidelberg - eine Stadt des Südens". Lepanto war mit Einzelausstellungen in zahlreichen Kunstzentren der Welt vertreten und sieht sich als Begründer einer neuen Kunstrichtung, die er "Ökologische Kunst" nennt. Im August letzten Jahres eröffnete er in der Friedrich-Ebert-Anlage 11 seine eigene Galerie. STADTBLATT: Herr Lepanto, was bedeutet die Galerie für Sie? Lepanto: Sie ist ein Fenster zu Öffentlichkeit; um mit den Menschen direkt sprechen zu können, ohne die Zwischenstufe eines privaten Galeristen oder einer Institution. STADTBLATT: Nach dem Studienabschluss hier in Heidelberg haben Sie sich für die Malerei statt für die Wissenschaft entschieden - warum? Lepanto: Ich bekam gleich nach der Promotion ein Angebot aus Athen, dort an der Universität als Dozent zu lehren. Ich lehnte es aber ab, da ich während des Studiums meinen Weg zur Malerei gefunden hatte. Ich erkannte, dass in der Kunst eine größere Botschaft an die Menschen steckt als in der Wissenschaft. So entschied ich mich nach großen Seelenkämpfen für die Kunst und blieb hier, obwohl in Athen meine Eltern, Geschwister und Freunde waren, die auf mich warteten. STADTBLATT: Was meinen Sie mit dem Wort "Botschaft an die Menschen"? Lepanto: Mitte der siebziger, Anfang der achtziger Jahre standen wir hier in Deutschland vor großen Umwälzungen. Nach der Zerschlagung der Studentenbewegung 1968 bis 70 und der darauf folgenden Welle des Terrorismus entstanden in Deutschland die alternativen, feministischen, friedensbetonten, ökologischen Protestbewegungen. Man demonstrierte gegen Hochrüstung und Atomkrieg, gegen die Zementierung unsere Städte. Auch in Heidelberg fiel damals viel altehrwürdiges Baugut Parkhäusern und neuen Geschäften zum Opfer. Ein generelles Umdenken in der Gesellschaft begann die bisherige Lebensweise in Frage zu stellen. Ich gehöre zu dieser Generation; ich erlebte all dies hautnah, während ich studierte. Ich unterstütze dieses Umdenken aus tiefster Seele. STADTBLATT: Malerei als Protest gegen Umweltzerstörung und Krieg? Lepanto: Ja, ich begann dagegen zu malen; malte die Erde und die Felder in sommerlichen und herbstlichen Farben, malte unter anderem Dörfer des Kraichgaus, den Dilsberg, malte Heidelberg in seiner ursprünglichen Würde und Schönheit; ich malte Gegenbilder zur kaputten und kranken Realität. Ich appellierte damit an die Menschen, die Erde zu lieben, die Wälder und die Natur zu schonen. Und ich hatte damit - wenn ich so sagen darf - Erfolg. Meine Sprache wurde verstanden. Hierin sah ich meine Aufgabe für mein Leben: die Natur zu schonen und den Menschen zu helfen. So entschied ich, hier zu bleiben und mich ganz der Kunst zu verschreiben. STADTBLATT: Viele Maler gehen den umgekehrten Weg und suchen das "Licht der Hellenen"... Lepanto: Hier in Deutschland ist die Gesellschaft viel sensibler, was kulturelle Fragen betrifft. Hier sind die Menschen weltoffener und - wenn Sie so wollen - aufgrund des Wohlstandes gebildeter. Wenn man in der Kunst Bedeutendes erreichen will, muss man sich hier in Deutschland oder Mitteleuropa behaupten. Hier sind in den letzten Jahrhunderten alle großen Kunstrichtungen entstanden: die Romantik, der Realismus, der Naturalismus, der Impressionismus und Expressionismus - einfach alles. Hier entstand und entsteht alles wie einst in Athen und Rom. STADTBLATT: Ihrer Ansicht nach ist unsere heutige Gesellschaft von einem "hemmungslosen, egoistischen Hedonismus" durchdrungen, wie Sie einmal gesagt haben. Ihr "Rezept" dagegen? Lepanto: Wir müssen zur Qualität des Lebens finden. Wir müssen die Sehnsucht nach Langsamkeit und Kontemplation insbesondere bei der Jugend wecken. Ethische Werte, Liebe, Sensibilität, Verstand, Solidarität, Bescheidenheit, Weisheit und Tugend müssen wieder mehr zur Geltung kommen, weil dies den Menschen Sinn, Tiefe und Stärke gibt. Im Leben und in der Kunst brauchen wir einen neuen Geist, der zugleich uns und die Erde erneuert. Nicht mehr Wissen ist nötig, sondern mehr Weisheit. Auf die Sozialutopie von Ernst Bloch beziehend sollten wir nicht nur die herkömmliche Freiheit, sondern eine neue Form der Ordnung suchen oder, wie Carl-Friedrich von Weizsäcker proklamiert, eine "demokratische Askese" leben. STADTBLATT: Was meint der Gedanke der "Ökologischen Kunst"? Lepanto: Meine Kunst ist eine Opposition gegen die Denaturierung, Abstrahierung und Deformation der Welt, gegen die Zerstückelung und Minimalisierung der Wirklichkeit. Sie drückt eine gewandelte Auffassung gegenüber der Welt und der Kunst von heute aus. Sie ist Hinlenkung des Blicks auf die selten gewordenen hellen Stellen des Lebens. Sie veranschaulicht eine ökologische Ästhetik. Ökologische Kunst ist nicht Umwelt- und Naturschutz, sondern eine umfassende ethische Stellungnahme zum Leben. Sie ist Wiederbegrünung der Erde in einem utopischen Sinn. Der Künstler tut dies, um das Leben zu erhalten, bis das Leben wiederkehrt. |
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