Kinder und Kultur

Ausgabe Nr. 6 · 4. Februar 2004



Lernhilfe in Lublin, 1924 (Foto: Kacyzne)
Leben im Schtetl
"Poyln - Eine untergegangene jüdische Welt" - Fotoausstellung im Dokumentationszentrum der Sinti und Roma


Jüdisches Leben im Polen der 20er Jahre steht im Mittelpunkt der aktuellen Fotoausstellung im Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma. Die Fotografien von Alter Kacyzne geben einen authentischen Eindruck von einer untergegangenen jüdischen Welt.

Das Leben auf Straßen und Plätzen, spielende Kinder, Marktszenen, fahrende Händler, Scherenschleifer, Teppichklopfer, Seiler und Schlosser bei der Arbeit, Porträts von jungen Mädchen und alten Rabbis, die Aufnahmen von Alter Kacyzne sind authentische Zeitzeugnisse. "Man sieht die Menschen in ihrer Armut, aber in ihrer Würde", sagte Oberbürgermeisterin Beate Weber bei der Eröffnung und wünschte der Ausstellung viele aufmerksame Besucher.

"Im radikalen Gegensatz zu den Täterquellen lassen diese Fotodokumente die von Verfolgung und physischer Auslöschung betroffenen Menschen als ein Gegenüber mit unverwechselbarer Geschichte sichtbar werden", sagte Romani Rose, Vorsitzender des Dokumentations- und Kulturzentrums.

Alter Sholem Kacyzne (Vilna 1885 - Tarnopol 1941), jüdischer Dichter und Schriftsteller, Fotograf und Journalist erhielt im Jahre 1921 von der jiddischen, in New York ansässigen Tageszeitung "Forverts" den Auftrag, das jüdische Alltagsleben im "alten Land" zu dokumentieren. Seine Fotografien sollten für die nach Amerika emigrierten Juden eine Erinnerung an das sein, was sie in der Heimat zurückgelassen hatten.

Was zunächst wie ein einfacher Auftrag aussah, wurde zu einer zehnjährigen Reise durch das jüdische Polen, durch "Poyln", das in den Zwanzigerjahren des vorigen Jahrhunderts die Heimat von mehr als 3 Millionen Juden war. Alter Kacyznes Fotografien rekonstruieren für den Betrachter eine jüdische Lebenswelt vor dem Untergang, die aber von ihrem nahen Ende noch nicht überschattet ist.

Mehr als sechzig Jahre lang ruhten Alter Kacyznes Fotografien unbeachtet im Forverts-Archiv, bevor sie für diese Wanderausstellung zu Tage gefördert und bereits in Rom, Paris und Berlin gezeigt wurden. Die Oberbürgermeisterin dankte der Hochschule für jüdische Studien und dem Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma für ihr Engagement sowie dem Berliner Aufbau-Verlag, der die Ausstellung zur Verfügung gestellt hat: "Gerne hat die Stadt Heidelberg sie finanziell dabei unterstützt."

Bis zum 22. Februar ist "Poyln - Eine untergegangene jüdische Welt" im Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma, Bremeneckgasse 2, jeweils Dienstag bis Freitag von 10 bis 16.30 Uhr, Donnerstag von 10 bis 20 Uhr und an Wochenenden von 11 bis 16 Uhr zu sehen. Vom Berliner Aufbau-Verlag wird ein Katalog zur Ausstellung für 39 Euro angeboten. (doh)

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Bodo Wartke
"Denke.schön.Kabarett"
Neue Kabarett-Reihe im Kulturfenster


"Kabarett mit Lust und Tiefgang" verspricht das Kulturfenster in seiner neuen Reihe "Denke.schön.Kabarett". Vom 6. Februar bis 12. März wird ein abwechslungsreiches Programm auf der Kleinkunstbühne in Bergheim geboten.

Bei der Auftaktveranstaltung am Freitag, 6. und Samstag, 7. Februar, jeweils um 20.30 Uhr ist Bodo Wartke, Gewinner der "Sankt Ingberter Pfanne", live zu erleben. Mit seinem Programm "Achillesverse" gewährt er dem Publikum Einblicke in die absurden, komischen und bisweilen grotesken Seiten des Alltags. Vor den Zuschauern öffnet sich ein Abgrund aus schlechten Angewohnheiten und kuriosen Zeremonien. "Musikalisches Kabarett der allerersten Güte", urteilten die Lüdenscheider Nachrichten.

"Das Feinste vom Leben" tischt Kai Magnus Sting allen Kabarett-Fans am 20. und 21. Februar auf. Ob es um Hunde- oder Handybesitzer geht, Sting bringt die Zusammenhänge der Dinge mit höchst eigenwilliger Logik ans Licht, kommentiert bissig-brilliant, fokussiert, parodiert, imitiert, analysiert, dreht und wendet das Alltagsgeschehen so lange, bis alles auf den Kopf gestellt ist und man die Welt mit anderen Augen sieht.

Am letzten Februarwochenende ist dann Simone Solga mit ihrem temperamentvoll-leidenschaftlichen Kabarett-Programm "Perle mit Zündschnur" zu sehen. Und im März wird politisches Kabarett geboten, wenn Seibel & Wohlenberg mit ihrem Programm "Keine Zeit für Höflichkeit" und Christoph Brüske mit "Viva la Viva" auf der Kulturfensterbühne stehen. Karten für alle Veranstaltungen gibt es unter Telefon 13748-78, über die Homepage www.kulturfenster.de und im Kulturfenster, Kirchstraße 16. (doh)

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Stand: 3. Februar 2004