Kultur

Ausgabe Nr. 6 · 6. Februar 2002



Maria Kliegel zählt zu den erfolgreichsten Cellistinnen weltweit. Gemeinsam mit der Pianistin Nina Tichman wird sie am 22. März in Heidelberg gastieren. (Foto: Rothe)

Start in eine neue Ära

Heidelberger Frühling präsentiert eigenes Festival-Journal


Ein sicherer Vorbote des Frühlings ist das Musikfestival Heidelberger Frühling. In diesem Jahr wird es vom 15. März bis zum 14. April unter dem Motto "Zwischen Zeit und Ewigkeit" stattfinden. Bei einem Pressegespräch wurde jetzt die erste Ausgabe des Festival-Journals und die neue CD des Duos Maria Kliegel und Nina Tichman vorgestellt.

Im sechsten Jahr seit Bestehen des Musikfestivals markiert das frisch aus der Taufe gehobene Festival-Journal den "Start in eine neue Ära", so Festivalleiter Thorsten Schmidt. Bereits sechs Wochen vor Beginn des Heidelberger Frühlings erlaubt das Magazin einen Blick hinter die Kulissen des Konzert-Programms. Mit Hintergrundinformationen, Interviews, Künstlerporträts und vielen Neuigkeiten rund um das Musikfestival wird es alle Musikliebhaber/innen auch während des vierwöchigen Festivals begleiten. Außerdem soll das Journal den Zugang zu zeitgenössischer Musik abseits des Klassik-Mainstream erleichtern.

Mit einer Auflage von 300.000 Exemplaren wird das Festival-Journal regionalen und überregionalen Zeitungen beigelegt. Auf rund 16 Seiten gibt es eine Einführung in die programmatischen Schwerpunkte des Heidelberger Frühlings 2002. Wie das Motto schon andeutet wird "Zeit" an sich inhaltlich eine zentrale Rolle spielen. Mit Oliver Messiaens "Quartett für das Ende der Zeit", György Ligetis "Poème symphonique" für 100 Metronome oder Erik Saties 14-stündigem Klavierstück "Vexations" können die Besucher die Zeit neu erfahren. Darüber hinaus wird das Festival wie jedes Jahr die Werke eines zeitgenössischen Komponisten vorstellen. In diesem Jahr ist es die Musik des 1963 in Hamburg geborenen Komponisten Johannes Harneit.

Beethoven, dessen Todestag sich im Jahr 2002 zum 175. Mal jährt, wird durch Maria Kliegel (Cello) und Nina Tichman (Klavier) gewürdigt. Das Duo nimmt zur Zeit für die Plattenfirma Naxos sämtliche Cellosonaten von Beethoven auf. Der erste Teil dieser Edition wird im Juli erscheinen. Im Rahmen des Heidelberger Frühlings ist das Duo schon am 22. März mit Beethovens Cellosonaten Opus 102 in der Alten Aula live zu erleben. (doh)

Der Kartenvorverkauf ...
... hat bereits begonnen. Konzertkarten gibt es über die Ticket-Hotline unter Telefon 58-2000 oder an der Theater- und Konzertkasse in der Theaterstraße 4, montags bis freitags von 9 bis 20 Uhr und samstags von 9 bis 16 Uhr. Per E-Mail können Karten unter heidelberg-ticket@heidelberg.de reserviert werden.

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"August Natterer - Die Beweiskraft der Bilder"

Die zwei Leben des August Natterer

Ein Künstler aus der Sammlung Prinzhorn


Vor einem halben Jahr öffnete das Museum Sammlung Prinzhorn seine Pforten. Seit dem wurden über fünftausend Besucher/innen im neuen Museum gezählt. Wegen des großen Publikums-Interesses an den Kunstwerken von ehemaligen Patienten aus psychiatrischen Kliniken wurde die erste Ausstellung bis zur langen Nacht der Museen am 16. März verlängert.

Außerdem haben Inge Jádi, die ehemalige Kustodin der Sammlung Prinzhorn, und Bettina Brand-Claussen, Direktorin des Museums, den ersten monographischen Band über einen der bedeutendsten Künstler der Sammlung herausgebracht. Er eröffnet eine Reihe, die jeweils Leben und Werk einer Künstlerin oder eines Künstlers aus der Sammlung vorstellen wird. Der erste Band ist August Natterer gewidmet.

1868 bei Ravensburg geboren, absolvierte er zunächst eine Ausbildung als Elektromechaniker in Stuttgart und sammelte anschließend Berufserfahrung in der Schweiz, in Frankreich und sogar bei der Weltausstellung 1893 in Chicago. Anfang 1907 begann er sich exzessiv mit Erfindungen und Patenten zu beschäftigen. Er steigerte sich in Wahnvorstellungen, erlebte Angstzustände, so dass es noch im selben Jahr zur Einweisung in eine Heilanstalt kam. Hier begann das zweite Leben des August Natterer. An einer akuten Psychose leidend malte er Bilder, die seine Halluzinationen veranschaulichen. 1933 starb er überraschend an Herzversagen.

Der im Wunderhorn Verlag erschienene Band trägt den Titel "August Natterer - Die Beweiskraft der Bilder". Auf rund 400 Seiten wird seine Krankengeschichte und die Einzigartigkeit des von ihm hinterlassenen künstlerischen Werkes erläutert. Bisher unveröffentlichte Briefe Natterers aus der Klinik und ein umfangreicher Bildteil gewähren Einblick in seine seelische und psychische Befindlichkeit. Und schließlich wird die spannende und wechselvolle Rezeptionsgeschichte vorgestellt, die das Werk Natterers seit den 20er Jahren erlebte. (doh)
   
  "August Natterer - Die Beweiskraft der Bilder" von Inge Jádi und Bettina Brand-Claussen ist im Wunderhorn Verlag erschienen und für 49,95 Euro im Buchhandel erhältlich.

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Stand: 5. Februar 2002