Thema der Woche

Ausgabe Nr. 6 · 7. Februar 2001

Vom Eise befreit

Der 5. Heidelberger Frühling setzt auf Vielfalt, regionale Verbundenheit und internationales Flair


Vom 16. März bis 10. April findet das Musikfestival Heidelberger Frühling bereits zum fünften Mal statt. 1996 aus der 800-Jahrfeier der Stadt Heidelberg hervorgegangen, wird das Festival mittlerweile vom neu gegründeten Kulturservice der Stadt Heidelberg getragen und organisiert.

Oberbürgermeisterin Beate Weber: "Im Laufe seines fünfjährigen Bestehens hat sich der Heidelberger Frühling zu einem ganz wesentlichen Bestandteil des kulturellen Lebens in unserer Stadt und weit darüber hinaus entwickelt. Die Heidelberger akzeptieren den Heidelberger Frühling mit Begeisterung. Mit seiner einzigartigen Konzeption versteht es das Festival, die Brücke zwischen internationalem Flair und regionaler Verbundenheit zu schlagen."

Das Thema in diesem Jahr
Anlässlich seines runden Geburtstages stellt das Festival in diesem Jahr den Frühling selbst in den Mittelpunkt seiner fast 30 Veranstaltungen. Der berühmte Osterspaziergang aus Goethes Faust liefert dazu das passende Motto: "Vom Eise befreit". Hier wird der Frühling unmittelbar als Jahreszeit und Naturereignis verstanden aber auch als Sinnbild für Aufbruch und Neubeginn.

Drei große Konzerte
Drei große Orchesterkonzerte in der Stadthalle bilden in diesem Jahr ein starkes Gerüst für das Festival. Eröffnet wird der Heidelberger Frühling von den Stuttgarter Philharmonikern mit "Le Sacre du Printemps" - dem "Frühlingsopfer" - von Igor Strawinsky. Die Uraufführung 1913 in Paris führte zu einem der heftigsten Skandale der Theatergeschichte. Im Mittelpunkt der Ballett-Handlung steht der heidnische Ritus des Menschopfers eines jungen Mädchens zur Versöhnung des Frühlingsgottes. Das außergewöhnlich Schockierende und Faszinierende an Strawinskys Musik hat bis heute nichts von seiner Wirkung eingebüßt. Auch nicht bei rein konzertanter Aufführung, wie sie auch beim Heidelberger Frühling praktiziert wird.

Am 4. April dirigiert Generalmusikdirektor Thomas Kalb das Philharmonische Orchester der Stadt Heidelberg ganz im Sinne des Festivalmottos. Auf dem Programm stehen: Die Frühlingssinfonie von Robert Schumann, "Appalachian Spring" von Aaron Copland und Debussys "Printemps". Dasselbe Orchester sowie verschiedene Chöre und Solisten spielen unter der Leitung von Bernd Stegmann im Abschlusskonzert am 10. April die "Spring Symphony" von Benjamin Britten als Heidelberger Erstaufführung, die vom Südwestdeutschen Rundfunk (SWR) mitgeschnitten wird.

Kooperationen
Eine enge Verbindung hat der Heidelberger Frühling zu seinen Sponsoren, da der künstlerische Etat des Festivals zu 100 Prozent aus Sponsorenmitteln gedeckt wird. Hauptsponsor ist auch in diesem Jahr die Heidelberger Zement AG. Daneben unterstützen die Heidelberger Druckmaschinen, die Sparkasse Heidelberg, die Klaus Tschira Stiftung, die Bäckerei Mantei und das Musikhaus Hochstein den Heidelberger Frühling finanziell, stellen ihre Räumlichkeiten zur Verfügung oder tragen mit Sachmitteln und Know-how zum Gelingen des Festivals bei.

Das Benefiz-Projekt
Auch im Jahr 2001 bleibt der Heidelberger Frühling der Herz HD Stiftung (Konto Nr. 531 346 5600, BLZ 672 200 20, Baden-Württembergische Bank) verbunden. Seit 1999 unterstützt das Festival zusammen mit vielen der mitwirkenden Künstlerinnen und Künstler die Arbeit der Heidelberger Herz HD Stiftung, die sich mit großem Engagement für Aids-Waisenkinder in Simbabwe einsetzt. Die Zusammenarbeit trägt bereits erste Früchte. Der Reinerlös der bisherigen gemeinsamen Benefiz-Veranstaltungen liegt bei rund 60 000 Mark. Ein Großteil kam bei der Auktion der Shona-Steinskulpturen zusammen, die der Heidelberger Frühling im letzten Jahr gemeinsam mit der Herz HD Stiftung während des Festivals ausgerichtet hat. Mit weiteren Spenden von insgesamt 40 000 Mark stehen heute der Herz HD Stiftung rund 100 000 Mark für ihre Hilfsaktion OSP 2000 (Orphan Support Program) zur Verfügung.

Informationen und Karten
Nähere Informationen zu den Festival-Veranstaltungen und Kartenbestellung bei heidelbergTicket, Telefon-Hotline 58-2000 oder im Internet unter www.heidelberg.de/hd-fruehling. Das Programm liegt in allen Bürgerämtern aus.

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Die Höhepunkte des Frühlings

Eine ganz bestimmt unvollständige Auswahl aus dem musikalischen Programm

Gidon Kremer und die Kremerata Baltica
Freitag, 30. März, 20 Uhr, Stadthalle
  Der Ausnahmegeiger Gidon Kremer überrascht stets mit außergewöhnlichen Interpretationen und ausgefallenen Programmen und so darf man auf das Ergebnis seiner nächsten Arbeitsphase mit der Kremerata gespannt sein.
 
Geburtstagsfest und ein Fest mit Mehl
Sonntag, 18. März, ab 11 Uhr, Klingenteichhalle,
und Sonntag, 25. März, ab 11 Uhr, Backstube Mantei
  Für den Publikumsnachwuchs ist wieder beim Familienfrühling hinreichend gesorgt. Diese eigene Programmschiene für Familien mit Kindern wurde 1999 mit großem Erfolg ins Leben gerufen und ist mittlerweile fester Bestandteil des alljährlichen Festivalprogramms. Beim Geburtstagsfest in der Klingenteichhalle können unter anderem Laienspieler einmal mit dem Philharmonischen Orchester musizieren. Und beim Frühlingsfest in der Backstube Mantei gibt es zwischen Backöfen und Rührgeräten Klaviermusik, Zirkuszauber und anderes mehr.
 

Quatuor Mosaïques
Sonntag, 1. April, 18 Uhr, Peterskirche
  Die vier Musiker Erich Höbarth, Andrea Bischof, Anita Mitterer und Christophe Coin interpretieren die Streichquartette von Haydn und Mozart auf Originalinstrumenten und mit historischer Spieltechnik.
 
In des Schilfes grünen Kranz
Montag, 2. April, 20 Uhr, Kammermusiksaal, Stadthalle
  Mit Albrecht Mayer (Oboe/Englisch-Horn), Wolfram Christ (Viola) und Markus Becker (Klavier) findet sich ein außergewöhnliches Trio zusammen, das Stücke von August Klughardt, Charles Loeffler, Carl nielsen, Camille Saint-Saëns und Carlo Yvon spielt.
 
Arnold Schönberg: Die Lieder I - IV
17. und 26. März, 6. und 9. April, jeweils 20 Uhr,
Aula der Alten Universität
  2001 jährt sich der 50. Todestag des Komponisten Arnold Schönberg, der die Musik des frühen 20. Jahrhunderts wie kein anderer beeinflusst hat. In Zusammenarbeit mit dem SWR organisierte Liederabende mit jüngeren Künstlern zeigen seinen Weg von der traditionellen Musik zur Atonalität.
 
 
Podium junger Künstler
  Dem musikalischen Nachwuchstalenten bietet der Heidelberger Frühling die Möglichkeit, sich auf dem "Podium junger Künstler" einem größeren Publikum zu präsentieren. In diesem Jahr wird es vier dieser Konzerte geben, eines findet in der Festhalle der Heidelberger Zement in Leimen am Dienstag, 3. April, 20 Uhr, statt.
 

Komponistenportrait Peteris Vasks
Samstag, 24. März, 18 Uhr, Kammermusiksaal
  An diesem Abend spricht Armin Köhler vom SWR mit Peteris Vasks. Im Laufe des Festivals stehen zahlreiche Werke des lettischen Komponisten auf dem Programm. Vasks gilt als Symbolfigur nationaler Unbeugsamkeit. Seine Musik vermittelte in der Zeit sowjetischer Zwangsherrschaft, aber auch im ungewohnten Umgang mit der Unabhängigkeit im Post-Kommunismus, Freiheit, Trost und Hoffnung. Bei der Uraufführung einer Neufassung seiner "Partita" für Violoncello und Klavier am 24. März ist Peteris Vasks zu Gast beim Heidelberger Frühling.
 
 
Erwachen der Vögel
Samstag, 24. März, 20 Uhr, Stadthalle
  Das junge Kammermusiktrio Benjamin Schmid (Violine), Alban Gerhardt (Violincello) und Markus Groh (Klavier) spielt Werke von Ludwig van Beethoven, Peteris Vasks und Johannes Brahms.
 
 
Highdelberg
Samstag, 7. April, 21 Uhr, Karlstorbahnhof
  Grenzöffnungen und Grenzerfahrungen, eingebettet zwischen musikalischen Einlagen und Filmsequenzen: Über die Kulturgeschichte der Genussmittel und Drogen in einer berauschenden Stadt spricht eine Podiumsbesetzung mit einschlägiger Erfahrung. Unter anderem sind eingeladen: Werner Pieper, früher Dealer, heute Buchautor, Ronald Steckel, Autor des ersten deutschen Buches über Drogen der Hippies und Jürgen Gottschling, Weinliebhaber und Herausgeber der Heidelberger Rundschau.

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Stand: 6. Februar 2001