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Ausgabe Nr. 5 · 2. Februar 2000 |
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Zeitzeuge nationalsozialistischer Gräueltaten: Borys Bekhtman (im linken Bild rechts) im Gespräch mit Oberbürgermeisterin Beate Weber. Ganz links: Peter Trummer von der Landeszentrale für politische Bildung. (Foto: Güntzel-Lingner) Rechts eine der prämierten Schülerarbeiten: ein Hörspiel mit Fotos aus einem begleitenden Bildband. (Foto: Güntzel-Lingner) |
Zeitzeuge hält Erinnerung wach |
Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus/Schülerarbeiten
ausgezeichnet Der 27. Januar ist der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. 1996 hat der damalige Bundespräsident Roman Herzog diesen Tag, an dem im Jahre 1945 das Konzentrationslager Auschwitz befreit wurde, zum Gedenktag erklärt. Aus diesem Anlaß lud Oberbürgermeisterin Beate Weber zu einer Gedenkfeier in den Spiegelsaal ein. Und zahlreiche Menschen waren dieser Einladung gefolgt. "Es ist gut zu sehen, dass der Saal gefüllt ist", betonte die Oberbürgermeisterin. Das mache deutlich, wie wichtig dieser Gedenktag ist, auch wenn seit den schlimmen Ereignissen vor und während des zweiten Weltkriegs, an welche dieser Tag erinnern soll, weit mehr als 50 Jahre vergangen sind. Zwei Wege der Erinnerung zeichnete die Oberbürgermeisterin auf: Erinnern durch möglichst nahen Kontakt zu den Geschehnissen, was bei zunehmender zeitlicher Distanz immer schwieriger wird. Oder Erinnern ohne die Last der direkten Schuld, was vor allem der jungen Generation "die Möglichkeit eines neuen Hinsehens" eröffnet. Die Gedenkveranstaltung im Spiegelsaal bot Raum für Beides: Einen sehr nahen Kontakt zu den Leiden der Nazi-Opfer schuf Borys Bekhtman, Mitglied der jüdischen Gemeinde Heidelberg, der als Zeitzeuge sehr eindringlich über die Besetzung seiner ukrainischen Heimatstadt durch deutsche Soldaten berichtete: Wie die jüdischen Mitbürger in ein Getto eingepfercht wurden, wie die SS das Getto stürmte, um dessen Bewohner in die nahen Wälder zu treiben und dort zu erschießen. Bekhtman, damals etwa 14 Jahre alt, überlebte mit viel Glück in einem engen Kellerversteck. Neues Hinsehen demonstrierten sechs Klassen beziehungsweise Schülergruppen Heidelberger Schulen, die sich an einem von der Stadt Heidelberg und der Landeszentrale für politische Bildung (LpB) ausgeschriebenen Wettbewerb beteiligt und sich dabei sehr eingehend mit dem Nationalsozialismus und seinen Auswüchsen beschäftigt hatten. Ihre unter Nutzung der modernen Medien entstandenen Arbeiten (ein Beitrag für die Schülerzeitung, Internetseiten, eine Hörspiel mit Begleitbroschüre sowie eine Plakatausstellung mit Zeitzeugen-Video) präsentierten sie im Foyer des Spiegelsaals. Eine Jury hatte die Arbeiten bewertet und dafür zwei erste Preise vergeben: Die Klasse 9 der Landhausschule und eine freie Schüler/-innengruppe gewannen eine Studienfahrt nach Berlin. Die anderen Wettbewerbsteilnehmer - die Klassen 10a und 10b des Kurfürst-Friedrich-Gymnasiums, eine Schüler/-innengruppe der Elisabeth-von-Thadden-Schule, sowie die Klasse der Mediengestalter im dritten Ausbildungsjahr an der Johannes-Gutenberg-Schule - wurden mit einer Tagesfahrt in die KZ-Gedenkstätte Neckarelz und mit Buchpreisen belohnt. (br.) |
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