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Ausgabe Nr. 5· 2. Februar 2000 |
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VRN-Geschäftsführer |
S-Bahn: Mit Vorlauf aus der Sackgasse? |
VRN-Geschäftsführer Dr. Wagner: "Bis Jahresende 2001 kann die Bahn
im gesamten S-Bahn-Raum auch im S-Bahn-Takt fahren" Mit einem Sechs-Jahres-Programm "als Brücke des guten Willens und der guten Absichten" will der Verkehrsverbund Rhein-Neckar die S-Bahn in Fahrt bringen: Mit sofortigen Leistungsverbesserungen, die vieles vorwegnehmen, was erst die S-Bahn bringen sollte, könne die Enttäuschung ausgeglichen werden, die das Ausbleiben einer Einigung der beiden Länder im Rhein-Neckar-Dreieck verursacht hat. Ewwe langt's" - so kurz, deutlich und (kur-)pfälzisch kommentierte der Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Rhein-Neckar, Dr. Wolfgang Wagner, das bisherige Verfahren zur Entscheidung über den Betrieb der S-Bahn Rhein-Neckar. Die Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz hätten durch ihre in der Öffentlichkeit bekannt gewordenen Briefe dokumentiert, dass es ihnen auf dem bisher eingeschlagenen Weg nicht gelingt, sich über den Abschluss eines Betreibervertrages für die S-Bahn Rhein-Neckar zu einigen. Er habe nie Wert auf die Feststellung gelegt, so Wagner, dass neben den Unterschriften der beiden "Großen" unter einen Betreibervertrag auch seine Unterschrift dafür erforderlich sei, weil er nach hessischem Recht für die im Kreis Bergstraße gelegene Strecke Neckarsteinach/Hirschhorn für den Aufgabenträger verantwortlich zeichne. Aber da nun klar sei, dass den beiden Großen der Schritt zueinander über den Rhein schwer fällt, wolle er als mit Abstand kleinster Partner jetzt den Versuch unternehmen, "neben die stählerne neue Eisenbahnbrücke eine belastbare und tragfähige Brücke des guten Willens und der guten Absichten zu bauen". Vorlauf im S-Bahn-Takt Als eine solche Brücke für beide Länder will Dr. Wagner das vorgelegte Sechs-Jahres-Programm verstanden wissen. Kernpunkt dieses Programms seien ein für beide Seiten akzeptables Vergabeverfahren, die Beseitigung der von beiden Seiten bisher unterschätzten oder einfach ausgeblendeten Hindernisse für ein solches Verfahren und eine sofort zu verwirklichende Vorlauf-Lösung mit Doppelstockwagen. Es gehe darum, dass die Bürger des Rhein-Neckar-Dreiecks "neben der Taube auf dem Dach nun rasch erst einmal den Spatz in der Hand" bekämen. Das bedeute konkret, dass bis zum Jahresende 2001 die Bahn im gesamten S-Bahn-Raum auch im S-Bahn-Takt fahre - und zwar mit den zum Teil jetzt schon eingesetzten, bei den Fahrgästen außerordentlich beliebten Doppelstockwagen. Von Baden-Württemberg fehle bisher eine unmissverständliche Erklärung dazu, dass das Land als Aufgabenträger des Schienenpersonennahverkehrs bereit sei, den in Rheinland-Pfalz schon lange verwirklichten S-Bahn-Takt von Heidelberg bis Mosbach und Bruchsal (dort mit stündlicher Weiterführung nach Karlsruhe) und die stündliche Durchbindung über Mosbach hinaus bis Osterburken voll zu bezuschussen. Elektrisch bis Germersheim Von Rheinland-Pfalz fehle bisher ein klares Wort dazu, dass die Elektrifizierung Schifferstadt - Speyer ohne Aufschub bis Germersheim weitergeführt werde. "Andernfalls", so Dr. Wagner, "könnte man auch gleich die Elektrifizierung Schifferstadt - Speyer sein lassen". Denn wie ein Zugangebot bei nur teilweiser Elektrifizierung dieser Strecke vernünftig dargeboten werden solle, sei ihm unverständlich. Positive Elemente aus dem Briefwechsel der beiden Ministerpräsidenten hat Dr. Wagner für die Verfahrensvorschläge seines Sechs-Jahres-Programmes ausgewertet. Ministerpräsident Beck habe sich in seinem Brief ausdrücklich auf das kürzlich in Baden-Württemberg angewandte Verfahren zur Auswahl eines Netzbetreibers für den Ringzug Schwarzwald - Baar - Heuberg bezogen. Keine Ausschreibung Damit sei klar, dass beide Länder dieses Verfahren für rechtlich korrekt und akzeptabel halten. Es handele sich hierbei nicht um eine Ausschreibung im engeren Sinn - schon gar nicht um eine europaweite Ausschreibung -, sondern um ein Verfahren, in dem bei mehreren geeigneten Eisenbahnverkehrsunternehmen angefragt werde, welche Zuschüsse sie benötigen, um eine definierte Schienenverkehrsleistung zu erbringen. Ein solches Verfahren könne sehr schnell und effektiv abgewickelt werden. Klarheit über die Einnahmen und Zuschüsse, die den S-Bahn-Leistungen zuzuordnen sind, sei nur zu erhalten, wenn die Länder die DB Regio AG im Rahmen der jährlich abzuschließenden Verkehrsverträge zur Offenlegung verpflichten und das Ergebnis von einem vereidigten Wirtschaftsprüfer bestätigt werde. Erst wenn dies vorliege - und da rechnet der VRN-Chef nicht mit einem schnellen Erfolg - könne die Ermittlung des "Netzbetreibers mit dem geringsten Zuschussbedarf" erfolgen. Er habe in seinem Entwurf eines Sechs-Jahres-Programms hier jede Illusion in der Terminplanung vermieden. Den "eigentlichen" S-Bahn-Betrieb erwarte er deshalb erst zum Fahrplanwechsel 2005. Umso wichtiger sei, dass mit dem Sofortprogramm bereits ab nächstem Jahr die S-Bahn-Verkehrsleistungen in der aus dem Stand machbaren höchstmöglichen Qualität dargeboten werden. |
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Als gut geeignet für einen vorläufigen S-Bahn-Betrieb hält der VRN die "bei den Fahrgästen außerordentlich beliebten" Doppelstockwagen der DB Regio. (Foto: Rothe) |
"Unverzügliche Verbesserung der Verkehrsleistungen" |
Auszüge aus dem "Sechs-Jahres-Programm" des VRN Nachfolgend dokumentiert das STADTBLATT in stark gekürzter Form den Entwurf des "Sechs-Jahres-Programms zur unverzüglichen Verbesserung der Verkehrsleistungen im Gebiet der S-Bahn Rhein-Neckar und zur Verwirklichung des Betriebs der S-Bahn (...)": 2000 Bis zum Fahrplanwechsel 2000 werden die Optionen zur Erweiterung der S-Bahn Rhein-Neckar bis Kaiserslautern, Germersheim, Karlsruhe und Mosbach durch die beteiligten Bundesländer und den Zweckverband Verkehrsverbund Rhein-Neckar (ZRN) ausgeübt. 2001 Bis zum Jahresende 2001 wird das Nahverkehrsangebot auf den für die S-Bahn vorgesehenen elektrifizierten Strecken insgesamt mit neuen Doppelstockwagen und mit modernen und leistungsfähigen Nahverkehrs-Lokomotiven erbracht. Angeboten wird im gesamten S-Bahn-Kernnetz ein Halbstundentakt für die Betriebszeiten von 6 bis 21 Uhr mit nachfrageorientierten Taktverdichtungen zwischen 6 und 8.30 Uhr und einem Stundentakt zwischen 21 und 24 Uhr. Hinsichtlich der Taktdichte richtet sich diese Forderung vor allem an das Land Baden-Württemberg, das bisher kein dem Rheinland-Pfalz-Takt vergleichbares Angebot für unseren Raum darbietet. Taktverbesserungen dürfen nicht zu Lasten vorhandener, über den Takt bereits hinausgehender bedarfsorientierter Angebote (zum Beispiel zwischen Mannheim und Heidelberg) gehen. 2002 Bis zum Jahresende 2002 fordern alle Aufgabenträger des Verkehrsverbundes Rhein-Neckar Eisenbahnverkehrsunternehmen öffentlich auf, ihr Interesse zu bekunden. Dabei soll ermittelt werden, welche Unternehmen aufgefordert werden, die Höhe des Zuschusses zu benennen, den sie für den Betrieb der S-Bahn benötigen. 2003 Bis zum 1. März 2003 entscheiden die Aufgabenträger darüber, an welches Eisenbahnverkehrsunternehmen die Zuschüsse zum Betrieb der S-Bahn Rhein-Neckar geleistet werden. Die Entscheidung erfolgt mit dem Ziel der Umsetzung zum Fahrplanwechsel 2005. Bis zum Fahrplanwechsel 2003 ist das Angebot insgesamt in S-Bahn-Leistungsqualität mit lokbespannten Doppelstockzügen zu erbringen. 2004 Während des gesamten Jahres 2004 sind die zum Fahrplanwechsel 2003 im S-Bahn-Takt mit Doppelstockzügen erbrachten Leistungen im Kernnetz sowie auf den Optionsstrecken und den Ergänzungsbereichen (Osterburken, ggf. Heilbronn sowie nach Lückenschluss der Elektrifizierung auch Germersheim/Graben-Neudorf) einschließlich aller neuen Haltepunkte in Betrieb. 2005 Zum Fahrplanwechsel 2005 wird die im Jahre 2003 getroffene Entscheidung über die Bezuschussung eines Eisenbahnverkehrsunternehmens zum Betrieb der S-Bahn Rhein-Neckar umgesetzt. Die S-Bahn Rhein-Neckar ist in Betrieb. |
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