Arbeit und Wirtschaft

Ausgabe Nr. 5 · 2. Februar 2000

Betriebspraktikum dient beiden Seiten

Lehrgänge von Arbeitsamt und Berufsfortbildungswerk zur beruflichen Reintegration


Mit gemeinsam organisierten Lehrgängen versuchen das Arbeitsamt Heidelberg und das Berufsfortbildungswerk Heidelberg des DGB für Rehabilitanden die Voraussetzungen zu deren beruflicher Wiedereingliederung zu schaffen.

Die Lehrgänge werden für zwei Fachrichtungen angeboten: gewerblich-technisch und kaufmännisch. Die Ergebnisse können sich sehen lassen, schreibt das Arbeitsamt in einer Presseinformation: Im Durchschnitt fand bislang mehr als die Hälfte der Kursteilnehmer und -teilnehmerinnen eine feste Arbeitsstelle.

Die Dauer der Kurse beträgt jeweils sechs Monate. Das Angebot richtet sich speziell an Menschen, die durch körperliche Einschränkungen, längere Arbeitslosigkeit oder persönliche Schwierigkeiten auf dem angespannten Arbeitsmarkt wenig Chancen haben. Das Kurskonzept erhöht die Chancen zur Reintegration: Bewerbungstraining, Motivation und Beratung unterstützen die Bemühungen, sich zu orientieren und für die eigene Zukunft neue Weichen zu stellen.

Durch mehrfachen Wechsel zwischen Lernphasen und Betriebspraktika können die im Fachunterricht erworbenen Kenntnisse aufgefrischt und erweitert sowie andere Fähigkeiten und Stärken in der praktischen Arbeit getestet werden. Für viele Kursteilnehmer ist das Praktikum der seit langem erste persönliche Kontakt zu einem Betrieb und eine seltene Gelegenheit, vor Ort durch ihre Arbeit zu überzeugen.

Wie wichtig das sein kann, schildert das Arbeitsamt an Hand von zwei Beispielen: Ein 24-jähriger Nierenkranker hatte nach seiner Ausbildung zum Metallfeinbearbeiter kaum Möglichkeiten Berufserfahrungen zu sammeln, weil die Vorbehalte der Firmen und deren Furcht vor Krankheitsausfällen zu groß waren. Im Betriebspraktikum bei einem Metall verarbeitenden Unternehmen konnte er jedoch durch gute Arbeit, Motivation und Zuverlässigkeit überzeugen, und am Ende des Praktikums stand ein unbefristeter Arbeitsvertrag.

Oder ein 41-jähriger gelernter Schreiner, der diesen Beruf nach einem Unfall nicht mehr ausüben konnte: Bei seinem Praktikum in einem Lebensmittelgroßhandel stellte er fest, dass Regalservice, Kundenberatung und Lagerarbeiten genau seinen Interessen entsprachen. Und weil der Betrieb von seiner fachlichen Eignung ebenso überzeugt war wie von seiner Einsatzbereitschaft, wurde er aus dem Praktikum in eine fest Anstellung übernommen.

Nicht nur für die Bewerber, auch für die Betriebe kann so ein Praktikum deshalb von großem Nutzen sein, meint das Arbeitsamt: Der Betrieb hat die Möglichkeit, potenzielle Mitarbeiter über fünf bis sechs Wochen kennen zu lernen und deren Eignung festzustellen, ohne dass ihm daraus Kosten entstehen. Bei der Übernahme in ein Arbeitsverhältnis ist oftmals eine finanzielle Förderung durch das Arbeitsamt, die Landesversicherungsanstalt oder andere Kostenträger möglich.

An einer Kursteilnahme Interessierte erhalten entsprechende Informationen beim Arbeitsamt Heidelberg, Telefon 06221/524-320 (Herr Loll). Betriebe, die einen Praktikumsplatz anbieten möchten, können sich mit dem Berufsfortbildungswerk Heidelberg in Verbindung setzen; für den gewerblich-technischen Bereich mit Heike Fischer und Bernd Krawetzke (Telefon 06221/33 09 51) und für den kaufmännischen Bereich mit Catello Ferraioli und Claudia Müller (Telefon 06221/33 09 52). (br.)

Zur Inhaltsangabe STADTBLATT



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Stand: 1. Februar 2000