Umwelt

Ausgabe Nr. 4 · 23. Januar 2002



Bürgermeister Dr. Eckart Würzner (r.) und Landschaftsamt-Mitarbeiter Uwe von Taschitzki mit dem Resistographen an einer Eiche auf dem Boxberg. Das Gerät misst die Festigkeit des Holzes und gibt somit genau Auskunft über die Standsicherheit eines Baumes. (Foto: Rothe)

Mehr Licht auf dem Boxberg

450 Bäume werden bis Ende Februar gefällt - Aufforstung mit einheimischen Gehölzen


Die Bewohnerinnen und Bewohner des Heidelberger Stadtteils Boxberg können sich in den kommenden Jahren auf mehr Helligkeit und eine bessere Belüftung ihrer Wohnungen freuen. Der Gemeinderat hatte in seiner Sitzung am 8. November 2001 grünes Licht für eine umfangreiche Durchforstung und gleichzeitig einer Nachverjüngung des Baumbestandes im Bereich der Wohnbebauung gegeben.

Bis Ende Februar 2002 werden deshalb in der so genannten Vegetationsruhephase rund 450 Bäume gefällt - vorwiegend im Bereich Berghalde (beim Kinderspielplatz). Grundlage für die umfangreichen Durchforstungsarbeiten ist zum einen eine vom Landschaftsamt in Auftrag gegebene Risikostudie. Bei vielen Bäumen, die Mitarbeiter des Landschaftsamt mit Hilfe eines Messgerätes untersucht haben, wurden erhebliche Wurzel- und Kronenschäden festgestellt. Weitergehende Untersuchungen ergaben auch, dass viele Bäume nicht mehr standsicher sind. Um eine Gefährdung zu vermeiden, ist sofortiges Handeln erforderlich.

Bei der Auswahl der zu fällenden Bäume ging man sehr behutsam vor, erfuhr der Umweltausschuss vergangen Woche bei einer Ortsbegehung. Jeder Baum wurde einzeln im Wurzel, Stamm- und Kronenbereich geprüft. Die zu fällenden Bäume wurden mit einer roten Plakette versehen. Gelbe Plaketten erhielten diejenigen Bäume, deren Entwicklung nach der ersten Fällaktion beobachtet wird. Wenn sie die Auslichtung gut verkraften, können sie stehen bleiben. Bäume mit grüner Plakette dürfen weiter wachsen. Mitarbeiter des Landschaftsamts werden die Fällungen überwachen.

Der Wald ist integraler Bestandteil und Charakteristikum des in den Jahren 1962 bis 1975 entstandenen Wohngebiets "Waldparksiedlung". Wohnhäuser mit bis zu zehn Geschossen wurden in den Wald hineingebaut. In den letzten Jahren allerdings beeinträchtigte der extreme Schattenwurf der mittlerweile ausgewachsenen Bäume - hauptsächlich Buchen, Roteichen und Deutsche Eichen - die Wohnungen.

Wohnräume und Mauerwerk litten unter unzureichender Belichtung und Belüftung. Feuchtigkeitsschäden und weitreichende Vermoosung waren die Folge. Zudem klagten Bewohner darüber, dass in ihre Wohnungen durch den dichten Baumbestand zu wenig Licht falle. Auch deshalb besteht Anlass zu handeln.

Das Landschaftsamt der Stadt Heidelberg mit seinem Leiter Michael Schwarz hat daher unter beratender Beteiligung des Staatlichen Forstamtes ein Gesamtkonzept zur Durchforstung des Baumbestandes erarbeitet, das zusätzlich durch zwei unabhängige Sachverständige in einem Gutachten beurteilt wurde. In den nächsten Jahren wird das Landschaftsamt das Konzept gemeinsam mit den Wohnungsbaugesellschaften auf dem Boxberg umsetzen. Stehen doch rund 2.000 der etwa 6.000 Bestandsbäume auf Grundstücken von Wohnungsbaugesellschaften.

2002 wird auch mit der Umwandlung des Gehölzbestandes begonnen. Im Lauf der nächsten zehn bis 15 Jahre soll sich der Baumbestand wesentlich verjüngen. Von den heutigen Stämmen verbleiben dann noch 20 bis 30 Prozent. Langfristiges Ziel ist es, einheimische Sträucher und Bäume, wie beispielsweise Ahorne, Eschen, Kirschen und Hartriegel zu fördern und mit diesen Gehölzen den westlichen Waldrand neu aufzuforsten. Dabei setzen die Landschaftsgärtner auf Naturverjüngung: Die Auslichtung lässt im Boden liegende Samen keimen, gewünschte Arten werden gezielt gegenüber Konkurrenten gefördert.

Der verringerte Bestand und die Verjüngung stabilisiert die Bestände und bringt mehr Licht und Freiräume ins Siedlungsgebiet. "Der typische Charakter wird auf jeden Fall erhalten bleiben", betont Oberbürgermeisterin Beate Weber. "Er ist das Qualitätszeichen der "Waldparksiedlung" Boxberg."

Im Bereich Schlautersteig, Kindertagesstätte Boxberg, Minigolfanlage sowie dem oberen Waldrand plant die Stadt keine weit reichenden Veränderungen: Dort werden ausschließlich die Randbäume auf ihre Standsicherheit geprüft und gegebenenfalls notwendige Fällarbeiten durchgeführt.

Insgesamt rund 1,33 Millionen Euro wird die Stadt die Rundum-Sanierung der Waldsiedlung zur ursprünglichen "Waldparksiedlung" kosten. In diesen Kosten ist noch nicht die ebenfalls vorgesehene Wiederherstellung von Wegen und Spielplätzen enthalten.

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Stand: 22. Januar 2002