Verkehr

Ausgabe Nr. 3 · 17. Januar 2001



Verkehrsfreigabe der neu gestalteten Kreisverkehrsplätze Haberstraße/Hertzstraße (Bild) und Haberstraße/Tullastraße. Der von größeren Fahrzeugen überfahrbare Ring ist in "Street Print" ausgeführt, der erhöhte innere Kreis erhält eine Bepflanzung. (Foto: Rothe)

Rundherum - das ist nicht schwer

Kreisverkehrsplätze verbessern Verkehrsfluss und Verkehrssicherheit - Zwei Kreisel in Rohrbach-Süd eingeweiht


Es ist unübersehbar: der Kreisel erlebt in Deutschland seit gut einem Jahrzehnt eine Renaissance. In Baden-Württemberg wurden allein vom Land seit 1987 rund 300 Kreisverkehrsplätze gebaut. Dazu kommt eine Vielzahl weiterer Kreisel, die in kommunaler Regie entstanden. Deutschland wird aber bei weitem übertroffen von England und Frankreich, wo es jeweils rund 15.000 Kreisverkehrsanlagen geben soll.

In England haben die "Roundabouts", wie die Kreisel dort heißen, eine lange Tradition. Sie werden in jeder Größe gebaut, vom Mini-Kreisel bis zu mehrspurigen Kreisverkehrsplätzen, die ein Verkehrsaufkommen von 60.000 bis 70.000 Autos pro Tag bewältigen sollen.

"Schrittmacher für die Entwicklung auf dem europäischen Festland war Frankreich", weiß Prof. Dr.-Ing. Werner Brilon, der als der deutsche "Kreiselpapst" gilt. In der Stadt Quimper in der Bretagne sind von 1982 bis 1984 Versuche mit Kreisverkehrsplätzen durchgeführt worden. "Die Ergebnisse waren so ermutigend, dass sich in den Folgejahren eine Welle von Kreisverkehrsplätzen über Frankreich ausgebreitet hat", so Brilon.

Es wird über einen drastischen Gewinn an Verkehrssicherheit berichtet, vor allem außerorts und am Ortsrand: ein Rückgang der Unfälle um den Faktor fünf, eine Abnahme der dabei Getöteten sogar um den Faktor 50. Innerorts, so die Erfahrungen aus dem benachbarten Elsass, ergibt sich immerhin noch eine Halbierung der Unfallzahlen. Berücksichtigt man die gesamtgesellschaftlichen Kosten durch die Unfalltoten und -verletzten, amortisiere sich die Einrichtung eines mittelgroßen Kreisverkehrsplatzes innerhalb von zwei Jahren, rechnet man in Frankreich vor.

Nach Professor Brilon sind je nach Größe verschiedene Kreiselformen zu unterscheiden:

  1. Minikreisel mit überfahrbarer Mittelinsel (Beispiel aus Heidelberg: Heinrich-Fuchs-Straße/Fabrikstraße);
  2. kompakte Kreisel (auch Kleinkreisel genannt) mit einspuriger Kreisfahrbahn und einspurigen Zu- und Ausfahrten (Haberstraße/Hertzstraße und Haberstraße/Tullastraße);
  3. große Kreisel mit mehrspuriger Kreisfahrbahn;
  4. Kreisverkehrsplätze mit Lichtsignalanlagen (Römerkreis).

In Deutschland war Anfang der achtziger Jahre der Kreisel aus dem Straßennetz verschwunden. Ampelkreuzungen bestimmten das Bild. Der Kreisverkehr als Mittel zur weitgehend reibungslosen Selbstregulierung des Verkehrs an Knotenpunkten war in Vergessenheit geraten. Nur ältere Führerscheininhaber werden sich noch daran erinnern, dass es ein Verkehrszeichen "Kreisverkehr" gab, drei weiße Pfeile auf blauem Grund. Es kennzeichnete die Fahrtrichtung und gab dem Verkehr im Kreis Vorfahrt. Das Schild wurde 1970 ersatzlos aus der Straßenverkehrsordnung (StVO) gestrichen.

Jetzt ist es als Zeichen 215 ("Kreisverkehr") wieder da. Allerdings zum Leidwesen aller, die den Schilderwald gern abgeholzt sähen, ohne bevorrechtigende Wirkung, so dass es mit dem Zeichen 205 ("Vorfahrt gewähren!") kombiniert werden muss.

Auch in Heidelberg setzt man auf den Kreisel als intelligente, leistungsfähige und preiswerte Lösung im Verkehr. Oberbürgermeisterin Beate Weber hat die städtischen Verkehrsplaner untersuchen lassen, an welchen Knotenpunkten sich die Abwicklung des Verkehrs mit einem Kreisel verbessern ließe.

In der vergangenen Woche konnten zwei neu gestaltete Kreisverkehrsplätze im Gewerbegebiet Rohrbach-Süd dem Verkehr übergeben werden. "Die zwei Kreisverkehre sind", führte Erster Bürgermeister Prof. Dr. Raban von der Malsburg aus, "ein Beitrag zur besseren Erscheinung des Gewerbegebiets und ein Beitrag zum besseren Verkehrsfluss." Mit Kreisverkehrsplätzen seien nur Vorteile verbunden: geringere Installationskosten, da Ampeln entfielen, keine Wartezeiten, sinkende Unfallzahlen, ein flüssigerer Verkehr.

Matthäus Herkommer von der DaimlerChrysler AG als Repräsentant der in Rohrbach Süd ansässigen Gewerbebetriebe nannte die Erscheinungsqualität des Industriegebietes durch die Neugestaltung der Kreisel "wesentlich verbessert".

Von der Malsburg kündigte die Einrichtung weiterer Kreisverkehrsplätze an. Über die Kritik an den neuen Minikreiseln Heinrich-Fuchs-Straße/Fabrikstraße und Boxbergring/Forstquelle sagte er: "Wir werden sie bis April beobachten. Wir haben überhaupt keine Probleme damit, sie wieder abzuschaffen, wenn sie sich nicht bewähren. Deswegen sind sie ja nur provisorisch auf die Straße aufgemalt." (rie)

   

Wiedergeburt eines Schildes

Die Änderung der Straßenverkehrsordnung (StVO), die zum 1. Februar 2001 in Kraft treten soll, sieht den nachstehenden neuen Paragraphen 9a vor:

§ 9a Kreisverkehr
"(1) Ist an der Einmündung in einen Kreisverkehr Zeichen 215 (Kreisverkehr) unter Zeichen 205 (Vorfahrt gewähren!) angeordnet, hat der Verkehr auf der Kreisfahrbahn Vorfahrt. Bei der Einfahrt in einen solchen Kreisverkehr ist die Benutzung des Fahrtrichtungsanzeigers unzulässig. Innerhalb des Kreisverkehrs ist das Halten auf der Fahrbahn verboten.
(2) eine bauliche Fahrbahnbegrenzung oder eine Fahrbahnbegrenzungslinie (Zeichen 295) im Kreisverkehr darf nicht überfahren werden. Ausgenommen davon sind Fahrzeuge, denen wegen ihrer Abmessungen das Befahren des Kreisverkehrs sonst nicht möglich wäre. Mit ihnen darf die Fahrbahnbegrenzung überfahren werden, wenn eine Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer ausgeschlossen ist."
 
 

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Sperrung der Marstallstraße

Busse nehmen andere Route vom Bismarckplatz in die Altstadt


Wie im letzten Jahr bereits angekündigt, beginnen im Januar die dringend notwendigen Kanalbauarbeiten in der Marstallstraße. Die Straße ist seit vergangenem Montag bis voraussichtlich Ende November für den Kraftfahrzeugverkehr gesperrt.

Radfahrer und Fußgänger können die Marstallstraße nach wie vor nutzen. Für den Anliegerverkehr ist die Marstallstraße bis zur Baustelle frei. Die Zufahrt zum Universitätsplatz ist über die Grabengasse möglich.

Die HSB ändert wegen der Sperrung die Fahrtrouten der Buslinien 41 und 42 vom Bismarckplatz in die Altstadt: Die Busse fahren vom Bismarckplatz über Rohrbacher Straße, Gaisbergtunnel, Friedrich-Ebert-Anlage und Schlossbergtunnel zum Karlstor. Von dort fahren sie über die B 37 wieder zurück zum Bismarckplatz. Die Busse halten an allen Haltestellen auf dieser Strecke sowie zusätzlich an einer Ersatzhaltestelle auf der B 37 in Höhe der Marstallstraße. Da zum Erreichen der Ersatzhaltestelle "Marstallstraße" die stark befahrene Bundesstraße überquert werden muss, wird hier in Kürze eine Fußgängerampel installiert.

Die Haltestelle Universitätsplatz kann nicht bedient werden. Es werden dort Schilder mit Hinweisen auf die beiden nächstgelegenen Haltestellen aufgestellt. Die Friedrich-Ebert-Anlage wird in Richtung Adenauerplatz/Bismarckplatz nur noch von den Buslinien 11 und 33 befahren. Die Linie 12 fährt über den Neckarstaden zum Karlstor und ebenso zurück zum Bismarckplatz.

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Stand: 16. Januar 2001