Das Neckartal mit Ziegelhausen (link) und Schlierbach (rechts). Am Ziegelhäuser Ufer sind die Bleichwiesen der Wäscherinnen gut zu erkennen, um 1900.
Ziegelhausen

Der östlich von Heidelberg gelegene, 1975 eingemeindete Stadtteil, hat über 9.000 Einwohner (1997). Die herrliche Lage Ziegelhausens entlang des Neckars bis hinauf zu den Höhen des Odenwalds, insbesondere auch die Fülle der Ausflugsmöglichkeiten, ein dichtes Angebot an Hotels und Gastwirtschaften, Kloster Neuburg, das Textilmuseum sowie die Nähe zu Heidelbergs Altstadt und zum Schloß machen es zu einem beliebten Ausflugs- und Erholungsziel.

Eine Besiedlung des Gebiets erfolgt vermutlich schon in vorgeschichtlicher Zeit; aus der späteren Römerzeit liegen einige Funde vor. 850 wird erstmals eine Schenkung von Grundstücken in einer Urkunde des Klosters Lorsch erwähnt. Um 1210 errichtet das Zisterzienserkloster Schönau hier eine Ziegelei. 1399 spricht man vom "oberen ziegelhus". Hieraus leiten sich Namen und Wappen des Orts her.

Die Lage des Orts ist der Landwirtschaft wenig zuträglich. Um 1620 wird "Ziegelhaus" als "gemein, arm, nichts einkommend" bezeichnet. Die dann im Steinbachtal wie am Neckar entstehenden Mühlen, die Ziegelei und eine Glashütte verbessern die wirtschaftlichen Verhältnisse etwas, ebenso der bereits um 1746 nachweisbare Anbau von Kartoffeln. Ziegelhausen wird auch als "Wäscherinnendorf" bezeichnet, da die großen Wiesenflächen des Steinbachtals und am Neckar bis ins 20. Jahrhundert als Bleichwiesen genutzt werden.

Die Reichsabtei Lorsch gründet 1130 das Benediktinerkloster auf einem das Neckartal beherrschenden Hügel. 1195 wandelt Pfalzgraf Konrad das Stift in ein Nonnenkloster um. 1671 Erneuerung als evangelisches adliges Fräuleinstift. Aus dieser Zeit ist der Name Stift Neuburg abzuleiten. 1825 richtet hier der Frankfurter Rat, Neffe und Freund der Familie Goethes, Bankier Friedrich H. Schlosser, eine der ersten Goethe-Gedenkstätten (Bibliotheksflügel) und ein Nazarenermuseum (Obergeschoß des Kirchenschiffs) ein. Es wird rasch zum Treffpunkt Heidelberger Romantiker. 1928 Erhebung zur Benediktinerabtei. Heute bietet das Kloster einen Freilandverkauf von landwirtschaftlichen Erzeugnissen.

In der Brahmsstraße in Ziegelhausen befindet sich die alte Barockkirche der evangelischen Gemeinde mit Pfarrhaus, die von dem bekannten Baumeister Johann Jakob Rischer errichtet und Ende 1733 fertiggestellt wird. 1973 werden die alten Kirchengebäude zum Textilmuseum Max Berk umgestaltet. Außer der ständigen Ausstellung finden hier Sonderausstellungen textiler Kunst statt.

Unter den Mühlen besonders erwähnenswert ist die "Stiftsmühle", die als Klostermühle in Betrieb geht. Sie ist wohl die älteste Mühle von Ziegelhausen. Nachdem die Mühle schon in früheren Kriegszeiten wiederholt zerstört wird, brennt sie 1882 durch Eigenverschulden ab. Nach dem Ersten Weltkrieg wird die in der ehemaligen Mühle mittlerweile untergebrachte Wirtschaft vergrößert und um zum Hotel umgebaut, das bis 1987 besteht. Nunmehr zeigt sich der Hotelkomplex zur Wohnanlage umgestaltet.

Nahe der Brücke Schlierbach-Ziegelhausen befand sich früher der Standort des "oberen ziegelhus". Nach 1600 steht hier das Schultheißenhaus, in dem unter anderem Johannes Brahms den Sommer 1875 besonders glücklich verbringt. Brahms nennt die Unterkunft seine "Komponierhöhle".

Im Ortskern sind einige schöne Brunnen zu nennen, besonders der sogenannte "Wäscherinnenbrunnen" am Beginn der Peterstaler Straße bei der Schule und der "Bleelumbe-Brunnen" in einem Innenhof in der Kleingemünder Straße. Als "Bleelumbe" bezeichnet werden früher die Säckchen, in denen sich die zum Bleichen genutzte Wäschebläue befindet.
Weiterführende Literatur

Hoppe, Reinhard: 750 Jahre Ziegelhausen

1220-1970. Heidelberg 1970.

Die Stadt- und Landkreise Heidelberg und Mannheim

Amtliche Kreisbeschreibung. Bd. II: Die Stadt Heidelberg und die Gemeinden des Landkreises Heidelberg. Hrsg. v. d. Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg. Karlsruhe 1968.
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Stand: 7. April 1999