stadtblatt-Sonderbeilage zum Blättern

stadtblatt  / 23. Oktober 2019 3 INTERKULTURELLES ZENTRUM „WIR SIND HEIDELBERG“ „Das Interkulturelle Zentrum ist zu einer festen Größe geworden“ Bürgermeister Wolf- gang Erichson spricht über die Bedeutung des IZ für Heidelberg Integrationsbürgermeister Wolfgang Erichson Sie haben sich von Beginn an starkge- macht für das Interkulturelle Zentrum, weshalb? Wolfgang Erichson Mir war von Beginn an klar, dass es kein Haus werden darf, wie in den Achtziger- jahren üblich. Es brauchte einen neuen Entwurf, um mit der Vielfalt der Städte umzugehen. Es ging ja nun nicht nur um deutsche Kultur, sondern um Kultur in Deutschland. Durch das Projekt und die Arbeit im IZ haben wir einen wichtigen An- satz gefunden, die kulturelle Teilha- be von Menschen mit Migrationsge- schichte zu fördern. Außerdem, und das ist das Ungewöhnliche, auch die kulturelle Teilhabe der Heidelber- gerinnen und Heidelberger an der Arbeit der interkulturellen Vereine in der Stadt zu verbessern. Woran machen Sie das fest? Erichson Bei der Bedarfsanalyse für das IZ wurde festgestellt, dass inter- kulturelle Vereine sehr wenig von den städtischen Angeboten wussten und von den Zuwendungen profitier- ten. Jetzt bringen sie Projekte im IZ ein, aber auch in andere Häuser der Stadt. Im IZ werden sie professionali- siert, umals Teil der Zivilgesellschaft aktiv zu werden. Im IZ und mit dem IZ bieten Vereine interkulturelle An- gebote an, die von der Stadtgesell- schaft wahrgenommen werden. Und wenn das IZ zur Beteiligung aufruft, dann kann man sicher sein, dass die Zivilgesellschaft sich engagiert. Das zeigte sich beim „Museum der ge- brochenen Beziehungen“ ebenso wie bei den „Wochen gegen Rassismus“. Wir konnten die Institutionen, Ver- eine und Kultureinrichtungen viel stärker vernetzen und für das Thema begeistern. Wie profitiert die Stadtgesellschaft von dieser Zusammenarbeit? Vernetzung, Vereinsarbeit und Ehrenamt, das ist auch viel Arbeit für ohnehin oft stark geforder- te Bürgerinnen und Bürger. Erichson Eine demokratische Gesell- schaft lebt vom Engagement der Zi- vilbevölkerung. Je stärker diese sich mit ihrer Stadtgesellschaft identi- fiziert, desto vitaler ist die Demo- kratie. Wir haben im IZ neue Struk- turen geschaffen, die das Ehrenamt stärken und die sich gemeinsam mit Initiativen Gedanken machen, wie man das Ehrenamt sinnvoll gestalten kann. Durch das IZ kommen wir zu- dem an Communities,mit denen wir als Stadt bisher nicht so viel koope- riert haben, schlichtweg,weil wir sie schwer erreichen konnten und die Strukturen fehlten, diese Verbindun- gen nachhaltig aufzubauen. Durch die interkulturellen Veranstaltungen und Projekte findet das IZ einenWeg, Menschen zusammenzubringen, die sich vorher nicht kannten. Es ist ein Ort, an dem mittels Literatur, Musik und Kunst Menschen zum Dialog eingeladenwerden. Das IZ ist ein beliebter Veranstaltungs- ort geworden, auch weil Bund und Kom- mune zusammengearbeitet haben, das Projekt in der Stadtgesellschaft sichtbar zu machen. Haben Sie sich das IZ bei der Gründung so vorgestellt? Erichson Bei einer städtischen Er- hebung darüber, welche Einrichtun- gen man kennt, landete das IZ auf dem 4. Platz. Darauf bin ich persön- lich besonders stolz, dass es nach so kurzer Zeit eine feste Größe gewor- den ist.VonAnfang anwollten ich als Dezernent, aber auch der damalige Ausländer- und Migrationsrat, kein Haus, in dem es Bildungsangebote gibt oder soziale Unterstützung,weil wir als Stadt da hervorragend auf- gestellt sind und viele Institutionen bereits sehr gute Arbeit machen. Mithilfe des Soziologischen Instituts ermittelten wir den spezifischen Be- darf für ein IZ, das zur Botschaft für die Idee einer lebenswerten vielfäl- tigen Stadt werden könnte. Das ist das IZ auf bemerkenswerte Weise geworden.Wir werden natürlich da- für sorgen, dass die Arbeit aus dem Projekt „Wir sind Heidelberg“ nun ganz selbstverständlich zum Teil des IZ-Programms wird. Der Titel ist schließlich Programm. Im Rahmen der Fotokampagne #WirsindHeidelberg zeigten knapp 200 Heidelbergerinnen und Heidelberger Gesicht für eine vielfältige Stadtgesellschaft. ( Foto Buck)

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