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stadtblatt  / 20. Februar 2019 7 MASTERPLAN IM NEUENHEIMER FELD Erste Einschätzungen der Projektträger „Fundament für weitere Diskussion“ Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner Welche Ideen gefallen Ihnen besonders gut? Prof. Dr. Eckart Würzner  Ich fin- de es sehr gut, dass wir vier komplett unterschiedliche Entwürfe haben. Das ist ein hervor- ragendes Funda- ment für die weitere Diskussion. Alle Büros haben im Blick, dass der Campus trotz Nachverdichtung ein Ort bleiben muss, an dem man sich wohlfühlt.Und anders als von vielen Anliegern befürchtet, sieht keiner der Entwürfe die Notwendigkeit, nennenswert ins Handschuhshei- mer Feld einzugreifen. Alle Arbeiten zeigen aber auch, dass wir eine verbesserte Verkehrser- schließung brauchen. Ich finde es wichtig, dass die Büros diese zusätz- lichen Trassen reflektiert bewerten werden. Sehr gut finde ich auch, dass alle Bü- ros die bisherigen Anregungen der Nutzer, der Bürgerinnen und Bürger und der Projektträger gut aufgegrif- fen haben. Wo sehen Sie kritische Punkte? Würzner  Wir müssen grundsätz- lich alle Ideen kritisch hinterfra- gen. Wir dürfen nicht den Fehler machen, ungeprüft einer Idee zu vertrauen, weil wir die Visualisie- rung attraktiv finden. Wir müssen uns ganz nüchtern fragen: Kann das funktionieren? Sind die lang- fristigen Perspektiven der verschie- denen Nutzergruppen berücksich- tigt? Welche Auswirkungen hat die Idee? Und wie steht es um die Fi- nanzierung? Deshalb müssen jetzt auch erst einmal Fachplaner die derzeitigen Ideen und Konzepte qualifiziert prüfen, bevor weitere Entscheidun- gen getroffen werden. „Gemeinsam Per- spektiven erarbeiten“ Universitätsrektor Prof. Dr. Dr. h.c. Bernhard Eitel Welche Ideen gefallen Ihnen besonders gut? Prof. Dr. Dr. Ei- tel  Wissenschaft braucht Freiraum. Der Forschungs- campus im Neuen- heimer Feld ist ein in Europa einmali- ger und herausra- gender Kompetenzknoten für die Na- tur- und Lebenswissenschaften. Für die Attraktivität und Wettbewerbs- fähigkeit des Wissenschaftsstand- ortes Heidelberg ist von elementarer Bedeutung, dass wir im Masterplan- verfahren gemeinsam Perspektiven für seine künftige räumliche Weiter- entwicklung erarbeiten. Planungsvarianten, die den Campus von seinen Rändern her anbinden und entwickeln, ohne dass er nach innen vom öffentlichen Verkehr be- einträchtigt wird, sehen wir positiv (M ø ller). Konkret sieht dies so aus: Straßen und ÖPNV-Linien verlaufen am nördlichen Campusrand und zer- schneiden somit nicht die Campus- mitte.Diese Planungen unterstützen das zentrale Anliegen der Universi- tät,denWissenschaftscampus zu be- wahren. Interessant ist die Variante mit Tieferlegung bzw. Deckelung des Klausenpfads, da auf diesem Wege eine „harte Kante“ und insbesondere Beeinträchtigungen der nördlichen Gartenbau- und Grünbereiche ver- mieden werden (Astoc). Ganz im Sinn der Universität ist die strukturierte Entwicklung von Frei- flächen und die damit verbundene Steigerung der Aufenthaltsqualität undOrientierung fürMitarbeiter und Studierende auf dem Campus. Davon profitieren auch die Bürger der Stadt. Wo sehen Sie kritische Punkte? Eitel  Der Ansatz extremer Nachver- dichtung ist nicht mit den Erforder- nissen wissenschaftlicher Nutzung vereinbar und beeinträchtigt zudem die Qualität und Attraktivität des Campus (Höger). Nicht alle Entwürfe berücksichtigen die Entwicklungs- fläche des Hühnersteins (Höger),was gegen die Rahmenvereinbarung ver- stößt, die die gemeinsame Grundlage für dasMasterplanverfahrendarstellt. „Mutig und innovativ“ Wissenschaftsministerin Theresia Bauer Welche Ideen gefallen Ihnen besonders gut? Theresia Bauer Es freut mich, dass alle Entwurfs- teams mutig und innovativ voran- denken und dabei sehr unterschied- liche Ansätze verfolgen, die den Entscheidungsträgern eine große Auswahl an vielfältigen Maßnah- men bieten. Lobenswert ist, dass es in allen Vorschlägen gelungen ist, den zu erwartenden Flächenbedarf der Einrichtungen im Neuenheimer Feld zu berücksichtigen und gleich- zeitig Grün- und Freiräume in und um den Campus zu erhalten. Eben- falls erfreulich ist, dass die Teams ihre Arbeiten auf einen stadtökolo- gisch anspruchsvollen Campus neu ausrichten und nachhaltige Ideen und Innovationen einplanen. Be- sonders in Erinnerung bleibt das kreative Seilbahnkonzept, welches aber wie alles andere natürlich ge- nau auf Umsetzbarkeit geprüft wer- den muss. Wo sehen Sie kritische Punkte? Bauer  Die grundlegenden Kon- zepte sind allesamt schon sehr gut entfaltet, sodass unterschiedliche Philosophien sichtbar werden. Zahl- reiche Detailfragen sind jedoch noch ungeklärt. Im nächsten Schritt muss mehr Klarheit über Verbleib und Ver- ortung der einzelnen Einrichtungen im Neuenheimer Feld hergestellt werden. Insbesondere müssen Dich- te und Höhe der Bebauung veran- schaulicht werden. Die vorgeschla- genen Mobilitätslösungen wurden bislang noch nicht mit Zahlen unter- füttert,weshalb die vorgeschlagenen Maßnahmen nur vorsichtig skizziert werden konnten. Dafür ist mehr Klarheit nötig. Effektive Lösungen sind hier dringend notwendig, um die verkehrlichen Probleme der Ge- genwart zu beheben.Gleichzeitig gilt zu bedenken, dass sich unsere Mo- bilität im Wandel befindet und alle Planungen in der Lage sein müssen, flexibel den technologischen und gesellschaftlichen Fortschritt der nächsten 30 Jahre abzubilden. „Campus hat sich rasant entwickelt“ Staatssekretärin Dr. Gisela Splett Welche Ideen gefallen Ihnen besonders gut? Dr. Gisela Splett Der Campus hat sich rasant ent- wickelt. Meine Er- wartung an den Masterplanprozess ist eine zukunfts- fähige Antwort auf die Wachstums- dynamik der Wissenschaft und die stadtökologischen und verkehrli- chen Fragen. ASTOC: Über die konsequente Verdichtung von Nutzergruppen entsteht ein klares urbanes Ord- nungsprinzip mit einer zentralen Campusmitte und einem schlüssi- gen Wege- und Freiraumkonzept. Der Campus gewinnt dadurch. Heide: Die Nachverdichtung und Arrondierung setzen auf kompakte städteräumliche Kleinstrukturen. Die Randteilbebauung von Neckar- ufer und Klausenpfad folgt diesem Ansatz und trägt somit zur beab- sichtigten Entlastung des Kerncam- pus bei. Møller: Vergleichbare Ansätze zur Randbebauung in Richtung Ne- ckar und Hühnerstein auch hier. Die Inanspruchnahme dieser Flä- chen ermöglicht, den durchlässigen Campuscharakter weitgehend bei- zubehalten. Höger: Die Entwurfshaltung, die künftige Entwicklung komplett auf den Innenbereich und Teile des Neckarufers zu beschränken, wird stringent durchgehalten. Wo sehen Sie kritische Punkte? Splett Die vorgelegten Ideen müs- sen im Weiteren auf ihre Machbar- keit und Auswirkungen untersucht werden. Dies gilt beispielsweise für den Vorschlag zur Untertunnelung des Klausenpfads im Hinblick auf vorhandene unterirdische Infra- strukturtrassen, den Entfall univer- sitärer Sportflächen oder die Ausge- staltung der Seilbahn. Auch eine starke Nachverdichtung mit Hochhäusern muss auf ihre Ver- einbarkeit mit den wissenschaftli- chen Nutzungen und dem Campus- gedanken geprüft werden. Prof. Dr. Eckart Würzner Prof. Dr. Dr. Bernhard Eitel Theresia Bauer Dr. Gisela Splett

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