stadtblatt zum Blättern

stadtblatt  / 20. Februar 2019 6 ENTWÜRFE DER PLANUNGSBÜROS Entwürfe des Büros Kerstin Höger „Lebendiges und grü- nes Wissensquartier – Campus Kompakt: Im Mittelpunkt stehen die Menschen“ A ls Vorreiter und lebende Labore für Innovation, Nachhaltigkeit und Gesundheit sollen die ansässigen Wissensinstitutionen mit der C40- Stadt Heidelberg das Neuenheimer Feld (NF) zu einem prosperierenden und umweltfreundlichen Wissens- quartier weiterentwickeln. Im Mit- telpunkt stehen dabei die Menschen, welche den Campus benutzen. Um die Nähe und den Austausch zwi- schen ihnen zu fördern, wird das NF in und rund um die existierenden Wissenscluster (Universität, Klini- kum,DKFZ,MPG u. a.) verdichtet.Die Konzentration auf Wissenschaft und Forschung vernetzt sich mit komple- mentären Angeboten für Unterneh- men, Wohnen, Freizeit und Kultur. Auf diese Weise wird der introver- tierte Campus auf dem Feld zu einem lebendigen Wissensviertel von Hei- delberg, einer Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Nachhaltige Strategien Mit sechs nachhaltigen Entwick- lungsstrategien soll die Vision um- gesetzt werden: 1. Kompaktheit und kurze Wege fördern den wissen- schaftlichen, räumlichen und sozia- len Zusammenhalt. 2. Spezialisierte und sich ergänzende Wissenscluster fördern den Wissenstransfer. 3. Die Vereinigung vonwissenschaftlichem und öffentlichem Leben schafft eine offene, urbane Atmosphäre für die vernetzte Wissensgesellschaft. 4. Ar- tenreiche Grünräume und Ökosys- teme verbessern Erholungsqualität, Biodiversität und Wohlbefinden der Menschen.5.Die interne und externe Vernetzung erhöht Synergieeffekte.6. Kreislaufwirtschaft und die effiziente Nutzung von Land, Raum und Infra- struktur minimieren den Ressour- ceneinsatz und Emissionen. Flexibler Masterplan Zur Schaffung eines nachhaltigen Wissensquartiers verdichten beide Entwürfe das NF vornehmlich auf Parkplätzen und Transitflächen. Die Grünräume werden aufgewertet und nur vereinzelt mit grünen Solitären ergänzt. Hühnerstein wird wegen seiner Abgelegenheit und um die Zer- siedlung zu stoppen nicht bebaut.Als Ökopark, Ausgleichs- und Reserve- fläche für den Wissenschaftsstand- ort wird er zu einem Begegnungsort zwischen Campus und Nachbar- schaft. Der flexible Masterplan geht behutsam mit dem Bestand um und kann sich ändernde Bedingungen und Bedürfnisse kreativ integrieren. Die Baufelder können alle gewünsch- ten Gebäudetypen wie das Herz- und Lernzentrum, Forum und interdiszi- plinäre Labore beherbergen. Urbaner Städtebau Beide Entwürfe schlagen eine urba- ne, horizontale Struktur aus im Ver- gleich zum Bestand menschlicherer und energieeffizienterer Architektur vor. Diese ermöglicht eine optimale Ergänzung zu den bestehenden Me- gakomplexen und schafft ein durch- lässiges und zusammenhängendes Wissensquartier. Einzelne Institutio- nen sollen bewusst in mehreren Ge- bäuden untergebracht werden,damit der interdisziplinäre Austausch und die Begegnung imöffentlichen Raum kultiviert werden. Hochpunkte an den Eingängen schaffen eine lesbare Silhouette und Orientierung. Vielfältige Grünräume Jeder Cluster erhält einen zentralen Platz und Garten zur Identitätsstär- kung. Diese sind je nach Schwer- punkt unterschiedlich thematisiert und bieten eine Vielfalt an ruhigen und aktiven Orten für den informel- len Wissensaustausch und zur Erho- lung. Ein hierarchisiertes Wegenetz mit grünen Korridoren (INF-Ring, Boulevards, Alleen, Promenaden und Pfade) verbindet die aufgewerteten Cluster und Grünräume untereinan- der undmit ihrer Umgebung.Öffent- liche Wege durch das Tiergartenbad, die Sportfelder und den Zoo schaffen eine bessere Zugänglichkeit zum Neckarufer. Ressourcensparende Mobilität Die Leistungsfähigkeit des Verkehrs- netzes wird mit der Priorisierung von ressourcensparender, gesund- heitsfördernder und emissionsarmer Mobilität erhöht.Der Ring als Mobili- tätsrückgrat wirdmit Radschnellweg und einer Trasse für die Rettungs- fahrzeuge und den ÖPNV (Straßen- bahn 21 und optional 22 nach Pfaffen- grund) ausgebaut.Der INF-Boulevard als sozialeAchsewird nach Bergheim und das Handschuhsheimer Feld ver- längert. Ein feinmaschiges Wegenetz sowie Parkeinrichtungen für Räder, E-Bikes und E-Carsharing verbessern die Infrastruktur.Durch kombinierte Mobilitätsangebote sowie intelligen- te Parkraumbewirtschaftung und Bezahlungssysteme nach Nutzer- profilen werden Ressourcen effizient eingesetzt und die Autonutzung re- duziert. Klimaneutrale Energieversorgung Durch die Vernetzung von thermi- scher und elektrischer Energie wer- den Synergien optimal genutzt. Das Energienetz bindet auf thermischer Seite Gebäude sowie Abwärmequel- len ein und kannWärme direkt ande- ren Nutzern zuführen oder saisonal in Erdspeichersystemen verlagern. Durch intelligentes Lastmanagement und den Aufbau von elektrischen Speicherkapazitäten werden die Nut- zung erneuerbarer Stromquellen ver- bessert. Biogas kann zukünftig zur Redundanz und Spitzenabdeckung aus der Heizzentrale dienen und dem Wissensquartier eine 100 % klima- neutrale Energieversorgung ermög- lichen. Die Entwürfe schaffen ein kompaktes und offenes Wissensquartier an der Schnittstelle zwischen Stadt und Landschaft, welches für die Begegnung von Wissenschaft, Forschung und Gesellschaft steht. ( Entwurf Kerstin Höger Architekten) Planungsbüro Kerstin Höger Architekten Die Beiträge auf dieser Seite stammen vom Planungsbüro Kerstin Höger Architekten GmbH und den Partnern für Mobilität IBV Hüsler AG und für Technische Infrastruktur Amstein + Walthert AG (alle Zürich).

RkJQdWJsaXNoZXIy NDI3NTI1