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„Mir wurde hier geholfen, deshalb will ich auch helfen“

Die Lernpatenschaften im Emmertsgrund helfen jüngeren Schülern aus der Notenkrise

Es ist Donnerstag, 15 Uhr. Sechs Schülerinnen und Schüler sitzen paarweise an Tischen des Treffs 22 im Emmertsgrund. Die einzige erwachsene Person im Raum ist Christine Hausotter. Sie ist die Leiterin des Projekts „Lernpatenschaften“ des städtischen Jugendzentrums Emmertsgrund. Das Konzept ist einfach, aber effektiv: Jugendliche helfen Jugendlichen.

Shevan Khaled (rechts) gibt sein Wissen gerne an jüngere Schüler weiter.
Shevan Khaled (rechts) gibt sein Wissen gerne an jüngere Schüler weiter – mittlerweile sogar in seinen einst schwächsten Fächern Mathe und Biologie. (Foto: Stadt Heidelberg)

Kurz nach drei kommt Shevan Khaled hinzu. Mit zwölf Jahren begann er, die Lernpatenschaften wegen seiner schlechten Noten in Mathe und Bio zweimal in der Woche zu besuchen. „Ich habe bald darauf deutlich bessere Noten geschrieben und stehe jetzt kurz vor meinem Realschulabschluss“, erzählt der Junge. Inzwischen ist der Sechzehnjährige vom Nachhilfeschüler zum Nachhilfelehrer geworden. Auch einen Ausbildungsplatz hat er schon.

Viele Jugendliche im Emmertsgrund und Umgebung teilen Shevans Geschichte. Die Lernpatenschaften sind oftmals ein Rettungsanker bei dauerhaft schlechten Noten. Mittlerweile engagieren sich 17 ehrenamtliche Lernpatinnen und Lernpaten für ein kleines Entgelt an vier Nachmittagen in der Woche für die Nachhilfe. Über 75 Schülerinnen und Schüler nehmen das kostenlose Angebot wahr, unter ihnen haben bereits viele den Sprung von der Haupt- auf die Realschule geschafft. Wegen begrenzter Kapazitäten ist die Warteliste lang. Dies liegt unter anderem daran, dass die Mittel hauptsächlich durch Spenden aufgebracht werden. So zum Beispiel durch die Firma Winkler aus Rohrbach, die in Kooperation mit dem Serviceclub Round Table 22 kürzlich mit einer Spende von 3.000 Euro zur Finanzierung des Projekts beitrug.

Das Geheimnis des Erfolges ist einfach: „Die Schüler fühlen sich bei den jungen Lernpaten nicht so eingeschüchtert wie bei erwachsenen Nachhilfelehrern“, erklärt Shevan. Zwischen Nachhilfeschüler und Lernpate entwickelt sich ein Vertrauensverhältnis. „Die Motivation für Schüler mit schlechten Noten zu den Lernpatenschaften zu kommen, ist normalerweise nicht nur das Erreichen besserer Noten. Sie stecken oft schon in einem demotivierenden Kreislauf fest“, erklärt Christine Hausotter. Es muss daher noch ein anderer Anreiz geschaffen werden. „Das ist bei uns der starke Zusammenhalt“, betont sie.

Nachgefragt

Shevan Khaled (Pate)

„Durch die Nachhilfe hat das Lernen angefangen Spaß zu machen. Damit ist mir alles leichter gefallen“, erzählt Shevan. Diese Erfahrung möchte er weitergeben. „Mir wurde hier geholfen, deshalb will ich jetzt auch helfen.“

Amani Hajjali (Patin)

„Ich bin seit zwei Jahren hier dabei, weil es mir Spaß macht, die Kinder dabei zu unterstützen und zu motivieren, etwas für ihre Zukunft zu tun.“

Hussam Husami (Schüler)

„Ich finde es super, dass wir hier oben lernen können, ohne etwas zu bezahlen. Das ist gerade für diejenigen wichtig, die nicht so viel Geld haben. Unsere Paten können alle sehr gut erklären.“

Rechin Schemes (Pate)

„Ich gebe gerne Nachhilfe, weil es Spaß macht zu sehen, wie die Kinder etwas dazulernen. Wenn sie sagen ‚Ich habe eine gute Note geschrieben, Danke!‘, gefällt mir das. Es ist einfach toll.“

Mehr Infos stehen unter www.heidelberg.de/familie >„Aktuelles“.  (kh)