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Zehn Jahre Schulsozialarbeit

Bei der präventiven Jugendhilfe ist Heidelberg landesweit Vorreiter

Heidelberg blickt auf zehn Jahre Schulsozialarbeit zurück: Seit 2002 hat die Stadt das Angebot der präventiven Jugendhilfe flächendeckend in allen Heidelberger Haupt- und Förderschulen umgesetzt und kontinuierlich auf die Grund- sowie Realschulen ausgeweitet.

Fünf Jahre nach Einführung der Schulsozialarbeit war ein deutlicher Rückgang des Anteils der nicht versetzten Schüler von über 60 Prozent sowie des Anteils der Schüler mit unentschuldigten Fehltagen von knapp 20 Prozent zu beobachten.
Fünf Jahre nach Einführung der Schulsozialarbeit war ein deutlicher Rückgang des Anteils der nicht versetzten Schüler von über 60 Prozent sowie des Anteils der Schüler mit unentschuldigten Fehltagen von knapp 20 Prozent zu beobachten. (Grafik: Kinder- und Jugendpsychiatrie)

Aktuell arbeiten 20 pädagogische Fachkräfte an den drei Realschulen, zwei Förderschulen, vier Haupt- und Werkrealschulen, 17 Grundschulen und der Internationalen Gesamtschule Heidelberg. Sie bieten unter anderem Schülerberatung, Gewaltprävention, Unterstützung bei der Berufsorientierung und Sozialkompetenztrainings an. Schulsozialarbeit zielt darauf, die Ausgrenzung von sozial benachteiligten und individuell beeinträchtigten Schülerinnen und Schülern zu verhindern.

Mehr als 700.000 Euro fließen jährlich in das präventive Unterstützungsangebot der Jugendhilfe an insgesamt 23 Heidelberger Schulen. Die Schulsozialarbeit wird wissenschaftlich begleitet von der Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikums Heidelberg. Damit hat die Stadt eine landesweite Vorreiterstellung erobert. Bürgermeister Dr. Joachim Gerner erklärte bei der Jubiläumsveranstaltung „10 Jahre Schulsozialarbeit“ in der Stadtbücherei, dass gerade in einer bildungsstarken Stadt wie Heidelberg „sozial benachteiligte Schülerinnen und Schüler schnell ausgeschlossen sind, wenn sie keine besondere Unterstützung erhalten. Schüler, deren Lebensweg wegen sozialer Probleme zu scheitern droht, wollen wir deshalb früh unterstützen.“

Positive Effekte 

Die wissenschaftliche Begleitung durch die Kinder- und Jugendpsychiatrie des Universitätsklinikums Heidelberg belegt deren positive Effekte:

So gab es weniger unentschuldigte Fehlzeiten und Nicht-Versetzungen. Die Lehrer sprachen von einem Gefühl der Entlastung und die Mehrheit der Schüler erlebte die Schulsozialarbeiter als Ansprechpartner bei Problemen. 6.270 Schülerinnen und Schüler, deren Eltern und Lehrer haben Zugang zum Angebot der Schulsozialarbeit.

Bis 2014 soll die Schulsozialarbeit unter dem Projekttitel „Weichensteller“ in einer groß angelegten Studie weiter begleitet werden. Erhoben werden unter anderem Daten zu Verhaltensweisen und Wertorientierung der Kinder sowie Regeln und Gewohnheiten innerhalb der Familien. Auf dieser Grundlage soll die Schulsozialarbeit in Heidelberg weiter bedarfsgerecht ausgebaut werden.

Ausweitung anvisiert

Auch wenn das Angebot an Schulsozialarbeit herausragend ist, sieht das Kinder- und Jugendamt durchaus noch Verbesserungsbedarf. Insbesondere die Realschulen könnten wegen steigender Übergangszahlen von der Grundschule und steigender Übergangszahlen von Abbrechern an Gymnasien langfristig von mehr Unterstützung profitieren. Aber auch in den Grundschulen gibt es Optimierungspotenzial. „Jetzt hoffen wir, unser gutes Angebot mit den von der Landesregierung für das Jahr 2012 zugesagten Mitteln weiter ausbauen zu können“, so Bürgermeister Dr. Gerner.

Schulsozialarbeit in Heidelberg

  • Seit 2002 wird Schulsozialarbeit flächendeckend in Heidelberger Haupt- und Förderschulen angeboten.
     
  • Seit dem Schuljahr 2007/08 gibt es Schulsozialarbeit auch an allen Grundschulen. 
     
  • 2009 wurde das Modellprojekt auf die drei Realschulen und den B-Zug der Internationalen Gesamtschule ausgeweitet.
     
  • Schulsozialarbeiter un-terstützen, in Absprache mit Schulleitung, Lehrern und Eltern, die Kinder und Jugendlichen bei der Integration in Schule und sozialem Umfeld und helfen, ihre schulischen Leistungen zu verbessern.
     
  • Träger der Schulsozialarbeit sind die AGFJ Familienhilfe-Stiftung, die AWO Heidelberg, das Friedrichstift Leimen, das Institut für Heilpädagogik und Erziehungshilfe, das Luise-Scheppler-Heim, päd aktiv sowie die Sozialpädagogischen Wohngruppen Leimen.

„Wichtiger Bestandteil des Schullebens“

„Soziale und familiäre Problemlagen machen vor keiner Schulart halt. Deshalb bieten wir Schulsozialarbeit nicht nur an Haupt- und Förderschulen an, sondern reagieren auch frühzeitig mit Schulsozialarbeit an Grund- und Realschulen.“ (Bürgermeister Dr. Joachim Gerner)

„Unsere wissenschaftliche Begleitung lieferte die Grundlage, um das Wirkungspotenzial der Schulsozialarbeit aufzuzeigen. Dies war nur möglich durch die Kooperationsbereitschaft der präventiven Jugendhilfe und die gute Zusammenarbeit mit den Heidelberger Schulen.“ (Prof. Dr. Franz Resch, Kinder- und Jugendpsychiatrie des Uniklinikums)

„Schulsozialarbeit ist heute ein wichtiger Bestandteil im Heidelberger Schulleben und bildet eine wertvolle Unterstützung bei der Bewältigung des Schulalltags. Sie hat eine Schlüsselrolle im Netzwerk der präventiven Jugendhilfe, ist Schnittstelle zum Jugendamt. Durch sie kann der Unterstützungsbedarf bei Kindern und Jugendlichen frühzeitig erkannt werden. So kann verhindert werden, dass Kinder und Jugendliche zu Problemfällen werden.“  (Monika Haarmann, Konrektorin an der IGH)   eu