Thema der Woche

Berichte von den Workshops in Kumamoto

Fachaustausch mit den japanischen Kolleginnen und Kollegen

Mitarbeiter/innen aus dem Amt für Umweltschutz, Gewerbeaufsicht und Energie, dem Amt für soziale Angelegenheiten und Altenarbeit und dem Kinder- und Jugendamt waren zu einem Fachaustausch mit ihren japanischen Kolleginnen und Kollegen zusammen gekommen. Hier der jeweilige Bericht in gekürzter Fassung:

Ältere Menschen bei der Gymnastik
Gesundheitsgymnastik: ein Baustein systematischer Förderung älterer Menschen

Umwelt

„Zusammenarbeit der Stadt mit den Bürger/innen zum Erhalt der Artenvielfalt“, lautete der Titel eines Arbeitskreises. Nach der Vorstellung der Heidelberger Umweltaktivitäten zeigten die Kollegen aus Kumamoto ihre Anstrengungen im Natur- und Umweltschutz. Eine Exkursion führte zum Tatsudayama, einem stadtnahen Berg und Schutzgebiet, das der Naherholung dient. Auch der Hakenomiya-Park mit seinen Quellen, Gewässerläufen und Grünflächen dient der stadtnahen Erholung.

Besichtigt wurden auch ein Milchviehbetrieb, eine Häckselanlage und eine Kompostierungsanlage. Häckselanlage und Bauernhof liefern die Rohstoffe zur Kompostierung. Die Landwirte und Gärtner der Region erhalten den Kompost als Dünger. Viele haben sich zu einer Erzeugergenossenschaft zusammengeschlossen, die diese Anlagen betreiben, umweltschonend auf ihren Flächen wirtschaften und die Produkte in einem eigenen Supermarkt direkt vermarkten. Die Produkte sind dort günstiger als anderswo und die Akzeptanz entsprechend groß. Wegen der vielen Treibhäuser und dem Folien-Anbau erinnert das Gebiet stark ans Handschuhsheimer Feld.

Wie in Heidelberg engagieren sich auch in Kumamoto Schüler/innen im Umweltschutz. An der Sunatori-Grundschule stellten sie ihre Untersuchungen zum Gewässerschutz vor. Eine andere Schule engagiert sich in der Biotoppflege und -gestaltung. Der Schule gelang es, auch andere Menschen im Stadtteil für ihre Naturschutzaktivitäten zu motivieren.

Kumamotos Verwaltung hat starkes Interesse an einer engeren Zusammenarbeit mit NGOs (non-governmental organisation), wie sie in Heidelberg funktioniert. Gremien wie ein Naturschutzbeirat oder eine Naturschutzrunde könnten eine stärkere Vernetzung der NGO-Gruppen untereinander und mit der Stadtverwaltung erreichen. (Rüdiger Becker)

Jugend

„Stärkung gesellschaftlicher Partizipation von Jugendlichen im öffentlichen Bereich sowie Fördern einer gesunden Entwicklung von Kindern und Jugendlichen“ waren die Themen eines weiteren Workshops.

In beiden Städten, das wurde beim fachlichen Austausch deutlich, sind durch abnehmende Erziehungskompetenzen in den Familien als Folge des gesellschaftlichen Wandels die öffentlichen Systeme der Erziehung und Bildung (Schule und Jugendarbeit) verstärkt gefordert, präventive Maßnahmen zum Wohle der Kinder und Jugendlichen zu entwickeln.

Viele der vorgestellten Maßnahmen im Bereich der außerschulischen Kinder- und Jugendarbeit haben auf den ersten Blick große Ähnlichkeiten mit den Aktivitäten in Heidelberg. Jedoch sind die Zielsetzungen unterschiedlich. Die Stadt Kumamoto lässt sich aus dem Gedanken der Kriminalprävention heraus leiten, stellt die gesellschaftliche Integration von Kindern und Jugendlichen in den Vordergrund. Die Stadt Heidelberg verfolgt, ganz im Sinne des Kinder- und Jugendhilfegesetzes, mit den Angeboten der offenen und verbandlichen Jugendarbeit das Ziel, die jungen Menschen ganzheitlich zu fördern und sie so zu eigenständigen und gemeinschaftsfähigen Menschen zu erziehen.

Kumamoto betreibt ein Jugendzentrum mit dem Schwerpunkt Kriminalprävention. Es gibt aber auch ehrenamtlich betriebene Einrichtungen wie die City Angels Kumamoto oder Playpark Nagamine. Diese Institutionen erhalten keine Förderung und sind in erster Linie Privatinitiativen engagierter Bürger/innen. So unterstützen die „City Angels Kumamoto“ ehemalige Jugendliche Straftäter dabei, zuerst Beschäftigungs- und im Anschluss Ausbildungsplätze zu finden. Im Playpark Nagamine vermitteln unter anderem ehrenamtlich tätige, ältere Menschen Kindern und Jugendlichen traditionelle Handwerkstechniken und Methoden der Essenszubereitung.

Die Beteiligung Jugendlicher am politischen Geschehen, wie sie Heidelberg mit dem Jugendgemeinderat pflegt, wurde in Kumamoto mit großem Interesse aufgenommen. Auch die Arbeit des Stadtjugendringes als Dachorganisation unterschiedlicher Jugendverbände beeindruckte. Perspektivisch wollen beide Städte die Arbeit zwischen den Generationen fördern. Motto: Bildung nicht nur horizontaler Netzwerke zwischen den Institutionen, sondern auch vertikaler Netzwerke zwischen den Generationen. (Myriam Feldhaus)

Senioren

„Schaffung eines Lebenssinns sowie gesellschaftliche Partizipation von Senioren mit dem Schwerpunkt Pflegeprävention“, war das Thema des dritten Workshops. Der Austausch begann mit einer Einführung in die Pflegeversicherungsreform der Stadt Kumamoto, die zum 1. April 2006 in Kraft getreten ist. Zwei ganz wesentliche Aspekte sind interessant: Zum einen ist die Stadt Kumamoto für diese Versicherung zuständig, also auch für die weitere Planung und Gestaltung. Zum anderen ist „Prävention“ als Vorbeugemaßnahme Bestandteil der Pflegeversicherung. So werden beispielsweise im „Haus der gemeinschaftlichen Träume“ umfangreiche Angebote für Ältere vorgehalten: Gesundheitsgymnastik, Muskeltraining, Gedächtnistraining, Alltagstraining, Ausdauertraining und vieles mehr. Zeitweise kommen auch die Kinder und deren Mütter aus dem Kindergarten gegenüber ins Haus, um gemeinsam zu spielen und sich zu unterhalten.

Die Stadt Kumamoto hat auf den demographischen Wandel reagiert. Es war zu erkennen, dass Anregungen aus früheren Workshops umgesetzt wurden und Verbesserungen vorgenommen wurden. Die Pflegeprävention ist ein gutes Konzept, um Menschen systematisch zu fördern, um deren Alltagskompetenzen und Selbständigkeit zu erhalten.

Positiv empfanden die Workshop-teilnehmer/innen, dass die gegenseitigen Erkenntnisse stark in die eigene Arbeit mit einfließen. Beide Seiten haben schon häufiger Anregungen aus der Partnerstadt daheim umgesetzt und teilweise auch weiter entwickelt. (Hilde Gäthje)