Kultur

Poesie und Realität

Das Kurpfälzische Museum zeigt Aufnahmen vom Ottheinrichsbau aus der Frühzeit der Fotografie

Der Ottheinrichsbau des Heidelberger Schlosses steht im Mittelpunkt der neuen Sonderausstellung des Kurpfälzischen Museums. Aufnahmen aus der Pionierzeit der Fotografie, zusammengestellt von Dr. Milan Chlumsky, dokumentieren Außen- und Innenansichten des Gebäudes vor rund 150 Jahren.

Der Fotograf Franz Richard auf einem fast 30 Meter hohen Podest im Schloss-Innenhof.
Der Fotograf Franz Richard ließ sich ein fast 30 Meter hohes Podest bauen, um die Skulpturen gut aufnehmen zu können.

Sie brauchten bis zu drei Tagen für eine Aufnahme, mussten schwere Gerätschaften aufs Schloss schaffen, errichteten schwindelerregende Gerüste und arbeiteten mit Belichtungszeiten von bis zu zehn Minuten. Das waren die Bedingungen der ersten Fotografen, die, um den Zauber der Schlossruine einzufangen, weder Kosten noch Mühen scheuten.

Anlass der aktuellen Ausstellung ist das 450-jährige Regierungsjubiläum von Kurfürst Ottheinrich. Mit dem Namen dieses Herrschers sind neben der Einführung der Reformation vor allem die Vermehrung der kostbaren Büchersammlung der Bibliotheca Palatina und die Grundsteinlegung des nach dem Kurfürsten benannten Renaissancebaus auf dem Heidelberger Schloss verbunden.

„Wir nehmen die Pionierzeit der Fotografie als Anlass, des Ottheinrichsbaus zu gedenken,“ sagte Museumsleiter Dr. Frieder Hepp. 1764 durch Blitzeinschlag endgültig zerstört, erreichte das Renomme des Gebäudes seinen Höhepunkt durch die Ruinenbegeisterung der Romantik. Es gab kaum einen Reiseführer entlang des Rheins, der einen Abstecher in das romantische Heidelberg nicht besonders empfohlen hätte. Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts fanden zahlreiche Lithografien mit Ansichten des Schlosses und des Neckartals eine große Verbreitung. Mit der Erfindung der Fotografie im Jahre 1836 kam ein neues Medium hinzu. Die Daguerreotypie eignete sich als Unikat jedoch noch nicht zur Vervielfältigung. Erst mit der Entwicklung des Albumindrucks ab 1850 wurde es möglich, einem breiten Publikum Heidelberg und sein Schloss in qualitätvollen Abzügen zu zeigen.

Die Sonderausstellung „Poesie und Realität“ zeigt die größten Vertreter aus der Pionierzeit der Fotografie mit ihren herausragenden Werken – von Charles Marville über Gustave Le Gray bis zu Georg Maria Eckert. Alle Info-Texte liegen in Englisch aus. Ein Katalog wird für 18 Euro angeboten. Das Kurpfälzische Museum, Hauptstraße 97, hat an allen Osterfeiertagen (Karfreitag bis Ostermontag) von 10 bis 18 Uhr geöffnet. (doh)