Kultur

Heidelberg im Barock

Große Sonderausstellung befasst sich mit dem Wiederaufbau der Stadt nach den Zerstörungen 1689 und 1693

„Heidelberg im Barock“ ist der Titel einer großen Sonderausstellung, die das Kurpfälzische Museum und das Kulturamt der Stadt Heidelberg in Zusammenarbeit mit dem Museum für Sakrale Kunst und Liturgie vom 15. März bis 21. Juni in Heidelberg zeigen. Erstmals widmet sich eine Sonderausstellung der Zeit des Wiederaufbaus Heidelbergs nach seiner nahezu kompletten Zerstörung im pfälzischen Erbfolgekrieg in den Jahren 1689 und 1693. Hauptausstellungsort ist das Kurpfälzische Museum in der Hauptstraße 97.

Detailansicht der Kornmarktmadonna (Foto: Kurpfälzisches Museum)
Detailansicht der Kornmarktmadonna (Foto: Kurpfälzisches Museum)

Die Zerstörung der Residenzstadt Heidelberg durch französische Truppen 1689 und noch einmal in der Nacht vom 22. zum 23.Mai 1693 setzt eine stadthistorische Zäsur. Als letzter symbolhafter Akt erfolgte am 6. September nach viermonatiger Besetzung vorangekündigt und planvoll die Sprengung des Schlosses. Bis heute lässt sich das Ausmaß der Katastrophe dem Altbaubestand der Altstadt ablesen. Stolz ließ Ludwig XIV. bereits im Juni 1693 die Medaille „Heidelberga Deleta“ prägen, die die Zerstörung von Stadt und Kurpfalz feiert. Doch setzte bereits um 1700 der Aufschwung der Stadt wieder ein. Auch wenn das Schloss als unbewältigte Ruine stehen blieb, ist der Wiederaufbau der Stadt beispiellos. Bis heute sind 48 Prozent des Altbaubestandes auf das 18. Jahrhundert zurückzuführen.

Heidelberg im Umbruch

Erstmals befasst sich nun eine große Sonderausstellung, die vom Kurpfälzischen Museum und Kulturamt der Stadt Heidelberg gemeinsam konzipiert wurde, mit dieser Umbruchzeit. Mehr als 180 Exponate spiegeln sowohl das Ausmaß der Zerstörung wie auch die religiös und städtebaulich neu gesetzten Akzente wider, die der Übergang der Herrschaft auf die pfalzneuburgische Linie der Kurfürsten setzte. Neben Objekten aus den Beständen des Kurpfälzischen Museums sind unter anderem Leihgaben aus München, Augsburg, Düsseldorf, Karlsruhe und Mannheim zu sehen. Künstler, die für die Kurfürsten Johann Wilhelm und Carl Philipp arbeiteten, sind mit kostbaren Werken vertreten.

Kirchen, Klöster, Bürgerhäuser

Daneben ist das sich neu formierende städtische Leben in Heidelberg Thema der Schau: Zünfte und Handwerk etablierten sich erneut, ebenso eine wohlhabende katholische Beamtenschaft. Nach der Zerstörung wurde die Stadt architektonisch neu gestaltet. Kirchen, Klöster, Bürgerhäuser und Stadtpalais entstanden. Die umfangreiche Bautätigkeit dokumentieren noch nie gezeigte historische Pläne und Zeichnungen. Die von den Kurfürsten geförderten Katholiken beeinflussten das Heidelberger Stadtbild maßgeblich. Zeugnisse der konfessionellen Vielfalt und Neuordnung, die Heidelberg zu einer Besonderheit machten, ergänzen das Bild. Die Zeit war geprägt von den glanzvollen Plänen und Ansprüchen der Kurfürsten einerseits und der kriegsbedingten Armut der Stadtbevölkerung andererseits.

Älteste Glocke der Stadt

Einen besonderen Akzent auf das Wiedererstarken der katholischen Kirche im Barock setzt die begleitende Ausstellung im Museum für Sakrale Kunst und Liturgie (MSKL) mit gut 150 Exponaten. Die Bauten der Jesuiten bestimmen noch heute die Altstadt: neben der Kirche das ehemalige Kollegiengebäude, das Gymnasium in der Schulgasse, das Seminarium Carolinum (heute Universitätsverwaltung) in der Seminarstraße und die Alte Universität. Am Beginn der Ausstellung im MSKL ist die wohl älteste Glocke Heidelbergs zu sehen und zu hören, die bis zur Zerstörung der Stadt auf dem Dachreiter der Heiliggeistkirche hing. „Heidelberg im Barock“ wird durch zahlreiche Stadtführungen und Konzerte begleitet.

Die Ausstellung wird am Sonntag, 15. März, um 11 Uhr im Theater der Stadt Heidelberg von Bürgermeister Dr. Joachim Gerner eröffnet. Dr. Bettina Baumgärtel von der „Stiftung museum kunst palast Düsseldorf“ wird über die Sammelleidenschaft des Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz sprechen. Es musiziert das Ensemble „quartetto senza misura“. Interessierte Gäste sind herzlich eingeladen.

Infos

Kurpfälzisches Museum der Stadt Heidelberg, Hauptstraße 97, Telefon 06221 58-34000, www.museum-heidelberg.de

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr, Eintritt in die Sonderausstellung (als Kombiticket zusammen mit dem Museum für Sakrale Kunst und Liturgie): 7 Euro, ermäßigt 5 Euro, Kinder 3 Euro, Familienkarte 14 Euro. (eu)