Stadt & Leute

Bohrkerne dürfen nicht frieren

Baugrunduntersuchung zum Neckarufertunnel: Medienvertreter blickten hinter die Kulissen

Einen Blick hinter die Kulissen der Baugrunduntersuchung zum Neckarufertunnel konnten Medienvertreter am Mittwoch, 11. Februar 2009, im Bohrkernlager im Pfaffengrund nehmen. Dort liegen die Bohrkerne zur Baugrunduntersuchung des Neckarufertunnels. Seit Anfang Dezember bohren vier Trupps im Stadtgebiet entlang des künftigen Neckarufertunnels und fördern aus bis zu 60 Metern Tiefe allerhand „Untergründiges“ zu Tage.

Heiko Huber vom Ingenieurbüro Quick und Geologe Florian Fasching zeigen einen Granit-Bohrkern von Bohrstelle NT 38
Heiko Huber vom Ingenieurbüro Quick und Geologe Florian Fasching zeigen einen Granit-Bohrkern von Bohrstelle NT 38 (Karlstorbahnhof). (Foto: Rothe)

Das „Untergründige“ wird sauber nach entsprechenden Tiefenmetern sortiert in Kisten verpackt und in das Bohrkernlager gebracht. Dort stehen die Kisten von insgesamt 13 Bohrstellen, sauber aufgereiht, bis zu 60 Tiefenmeter nebeneinander, und mit Tüchern abgedeckt. Die Bohrkerne werden hier nicht nur gelagert: Unter dem Getöse eines Gebläses, das warme Luft in der Halle verbreitet, nimmt Geologe Florian Fasching vom Büro 3G aus Graz das Material erst einmal in Augenschein, beschreibt die Proben nach rein optischen Merkmalen, nach Körnigkeit, vorhandenen Brüchen und weiteren Eigenschaften.

Wenige Meter weiter steht Brunnenbauermeister Georg Kaltwasser über den Kisten von Bohrpunkt NT 21 und fotografiert die Meter 4 und 5 des Bohrkerns. Der Lärm des Gebläses macht die Verständigung schwer. Absolut senkrecht muss Kaltwasser das Digitalbild aufnehmen, sonst nimmt es das Ingenieurbüro 3G in Graz nicht an. Dort wird anhand der Bilder entschieden, welche Bohrkerne an der TU-Darmstadt weiter beprobt werden. Weiße Styropor-Stücke in den Nachbarkisten signalisieren, dass verschiedene Stücke bereits in Darmstadt sind. Dort werden sie von starken hydraulischen Pressen zerquetscht, um auf diese Weise ihre Belastbarkeit zu testen.

Die erste Bohrkampagne geht Anfang März zu Ende, erläutet Heiko Huber vom Ingenieurbüro Quick. Dann werden die Ergebnisse in einem Gutachten zusammengefasst. Daraus geht hervor, wo und wie viele weitere Bohrungen in einer zweiten Kampagne in etwa einem halben Jahr vorgenommen werden.

Dann wird auch das Gebläse nicht mehr nötig sein. Nötig ist die Warmluft nämlich nicht etwa, um die Mitarbeiter der Bohrfirma, die Geologen oder die Fachleute vom Tiefbauamt warm zu halten: Die Warmluft verhindert, dass die Bohrkerne gefrieren. Frost würde das Gestein in seiner Festigkeit verändern und so die Materialprüfungen verfälschen. Und so ist es auch verständlich, dass Bohrkerne nicht frieren dürfen.  (amb)