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Heidelberg trauert um Hilde Domin

Am vergangenen Mittwoch starb unerwartet die große Lyrikerin im Alter von 96 Jahren

„Hilde Domin hat als engagierte Lyrikerin und Dichterin das gesellschaftliche und kulturelle Leben Heidelbergs in beispielhafter und herausragender Weise bereichert. In ihren Werken hat Hilde Domin ihren unerschütterlichen Glauben an die Solidarität aller Menschen, an Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung zum Ausdruck gebracht und sich gegen Vertreibung und Unterdrückung eingesetzt.“

Hilde Domin bei der Verleihung der Ehrenbürgerwürde 2004 (Foto: Rothe)
Hilde Domin bei der Verleihung der Ehrenbürgerwürde 2004 (Foto: Rothe)

Mit diesen Worten würdigen Bürgerschaft, Gemeinderat und Oberbürgermeisterin Beate Weber in ihrer Traueranzeige die große Lyrikerin. „Sie war eine unglaublich engagierte und aktive Bürgerin, die regen Anteil am städtischen Leben nahm und sich immer wieder im besten Sinne ‚einmischte’. Wir werden sie alle sehr vermissen!“, so Beate Weber in ihrer ersten persönlichen Reaktion.

Seit 2004 war Hilde Domin Ehrenbürgerin. Ihr zu Ehren verleiht die Stadt Heidelberg alle drei Jahre den Preis „Literatur im Exil“, der 1992 erstmalig an Hilde Domin ging. Zuletzt erhielt sie im November 2005 die höchste Auszeichnung der Dominikanischen Republik, den Orden „del Mérito de Duarte, sanchez y Mella, en el grado de Commendador“. Hilde Domin hatte von 1940 bis 1954 gemeinsam mit ihrem Ehemann Erwin Walter Palm in der Dominikanischen Republik im Exil gelebt. Dort entstanden 1951 ihre ersten Gedichte, und auch ihr Künstlername Domin erinnert an diese Zeit.

1909 in Köln geboren, studierte Hilde Domin in Köln, Berlin und Heidelberg zunächst Jura, dann politische Wissenschaften, Soziologie und Philosophie, unter anderem bei Karl Jaspers und Karl Mannheim. Kurz vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten emigrierte sie 1932 nach Rom, später nach Eng-
land und schließlich in die Dominikanische Republik. 1954 kehrte sie gemeinsam mit ihrem Mann nach Deutschland zurück.

Innerhalb weniger Jahre avancierte Hilde Domin zu einer der bedeutendsten Lyrikerinnen Deutschlands. Sie gab Lesungen und hielt Vorträge an deutschen und ausländischen Universitäten. Ihre Werke wurden in 21 Sprachen übersetzt. Seit 1961 lebte und arbeitete Hilde Domin als freie Schriftstellerin in Heidelberg. Hier fühlte sie sich „nach Jahren des Lebens aus Koffern endlich zu Hause“.

Die Trauerfeier findet am Samstag, 4. März, um 11 Uhr in der Peterskirche statt. Dekan Dr. Steffen Bauer wird den Gottesdienst halten. Im Anschluss erfolgt die Beisetzung auf dem Bergfriedhof im engsten Kreis.

Im Eingangsbereich der Stadtbücherei liegt ein Kondolenzbuch auf. (ck)