Stadt & Leute

Kein Spielplatz wie der andere

Das sozialwirtschaftliche Beschäftigungsunternehmen „Die Werkstatt“ feiert 25-jähriges Bestehen – Seit 23 Jahren Gestalter einzigartiger Spielflächen für Kinder

Gutes tun ist eine schöne Sache. Gutes tun und dabei etwas Gutes produzieren ist noch schöner. Am schönsten ist, wenn das Produkt so gut ist, dass die Menschen es dann auch kaufen. Seit 23 Jahren stellt die „Werkstatt eG“ in Zusammenarbeit mit benachteiligten Jugendlichen und Langzeitarbeitslosen nun schon Spielplätze her – und trägt sich inzwischen zu 80 Prozent selbst.

Die „Werkstatt“ baute die Pferchelhütte zu einem einladenden Ort für Spaziergänger und Wanderer um.
Die „Werkstatt“ baute in diesem Jahr die Pferchelhütte in Ziegelhausen zu einem einladenden Ort für Spaziergänger und Wanderer um. (Foto: Werkstatt)

„Wir vertreten nicht den neo-liberalen Mainstream“, stellt Ulrike Gartung, Vorstand der „Werkstatt“ lakonisch klar. Das drückt sich nicht zuletzt in der Umfunktionierung in eine Genossenschaft aus. Schon vorher wurden flache Hierarchien gepflegt; das Team war so verwachsen mit seinem Arbeitgeber, dass das Thema in der Luft lag. Inzwischen sind die Mitarbeiter auch finanziell an „ihrem“ Unternehmen beteiligt: So zeichnete jeder einen Anteil von immerhin 1.500 Euro.

Doch die soziale Marktwirtschaft, wie sie „Werkstatt“ im Kleinen betreibt, stößt manchem Großen sauer auf: „Wir werden gelegentlich als ordnungspolitischer Sündenfall betrachtet, da wir sozial, aber marktorientiert arbeiten“, fasst Ulrike Gartung das Dilemma zusammen. So hat eine Klage durch regionale Landschaftsgärtner die Heidelberger Dienste bis vors Verwaltungsgericht gebracht. Vorwurf: durch die Subventionen, die sie erhalten, würden sie die Regeln der freien Marktwirtschaft untergraben. Gartung dazu: „In unserem Fall wird nicht das Produkt subventioniert, sondern die Dienstleistung“ – die Richter sahen das ebenso, die Klage wurde abgewiesen.

Zum Glück, nicht nur für die Kleinen: Die hergestellten Spielplätze sind nicht nur schön anzusehen und kindgerecht, sondern werden, wo möglich, mit einheimischen Materialien hergestellt. So wird das Holz von Mitarbeitern der „Werkstatt“ im Stadtwald geschlagen und abtransportiert. Bei der Bepflanzung hält man sich an die attraktiven und robusten einheimischen Gewächse.

Und mit der anfallenden Arbeit bringt die „Werkstatt“ nicht nur Arbeitslose in Lohn und Brot, sondern vermittelt diesen im Idealfall noch einen anerkannten Berufsabschluss. So bildet sie in den Bereichen Garten- und Landschaftsbau, Schreinerei und Holzbildhauerei aus. Das hätte im Gründungsjahr 1983 vermutlich noch keiner der Beteiligten gedacht. Los ging es mit kleineren Projekten wie Holzschlagen. Mit dem verdienten Geld kaufte man einen LKW und stieg ins Umzugsgeschäft ein.

1985 begannen die Mitarbeiter mit dem Bauen von Spielplätzen, 1989 folgte dann der Umzug nach Wieblingen. Von der EU gab es ab 1990 Unterstützungsgelder – die gut angelegt waren, wie die Auszeichnung mit dem „Deutschen Spielraumpreis“ im Jahre 1996 zeigt.

Inzwischen sind neben zehn Sachanleitern und Planern fünf ehemalige Langzeitarbeitslose in der „Werkstatt“ beschäftigt. Allein die Stadt Heidelberg gab in diesem Jahr vier Spielplätze in Schulen und Kindergärten in Auftrag – kein Wunder, dass es sich Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner nicht nehmen ließ, bei der Jubiläumsfeier am 20. September der „Werkstatt“ persönlich zu gratulieren und ihre einzigartigen Kreationen zu würdigen. „Zwar sind die Fördermittel aus dem Europäischen Sozialfonds erheblich weniger geworden“, fasst Ulrike Gartung zusammen, „aber die Nachfrage nach Spielplätzen ist weiterhin hervorragend.“ (wei)