Thema der Woche

Heidelberg mit neuem Einkaufsflair

OB, Rat und Verwaltung wollen Kaufkraft binden, Einzelhandel stärken und Angebotsstruktur weiterentwickeln

Immer mehr Menschen aus der Region kommen in die Heidelberger Innenstadt zum Einkaufen und Bummeln, denn Heidelberg ist ein regionales Einkaufsparadies. Es ist bekannt für sein einzigartiges Einkaufsflair, gute Verkehrsführung und seinen optimalem Branchen-Mix in der 1a-Lage und darum herum. Was sich wie eine Utopie von Kammervertretern, Politikern, Einzelhändlern und Kunden liest, haben sich Rat, Oberbürgermeister und Verwaltung als Ziel fest auf die Fahnen geschrieben.

An der Theaterstraße könnte ein neuer Einkaufsmagnet mit 8.000 Quadratmetern Verkaufsfläche entstehen.
Neue Stärke soll der 1a-Lage in der Hauptstraße an der Theaterstraße erwachsen. Hier könnte ein neuer Einkaufsmagnet mit 8.000 Quadratmetern Verkaufsfläche entstehen. (Foto: Rothe)

In seiner Sitzung am vergangenen Donnerstag hat der Gemeinderat mit großer Mehrheit das vom Stadtplanungsamt und dem Amt für Wirtschaftsförderung und Beschäftigung erarbeitete Umsetzungskonzept für die Zukunft des Einzelhandels verabschiedet. Die Vorlage greift unmittelbar die Empfehlungen des Innenstadtforums auf, die der Gemeinderat kurz vor der Sommerpause als Handlungsrahmen für die Verwaltung beschlossen hatte. Inhaltlich stehen die Entwicklung zweier Standorte, ein ganzes Bündel von nachhaltig wirkenden Maßnahmen und eine intensive Kommunikation und Vernetzung mit allen Beteiligten im Programm. Ziel ist es, den Einzelhandelsstandort dauerhaft zu stärken.

Standorte mit Entwicklungsperspektiven stärken die Innenstadt

Neue Anziehungskraft soll der Innenstadt durch zwei maßvolle Angebotsergänzungen erwachsen. Ein Besuchermagnet mit etwa 8.000 Quadratmetern Verkaufsfläche soll an der Ecke Theaterstraße fehlende Angebote ergänzen und die 1a-Lage in der Hauptstraße bis zur Mitte der Einkaufsmeile ausdehnen. Eine deutliche Stärkung der defizitären Nahversorgung in der Altstadt soll auf der städtischen Parkplatzfläche in der Friedrich-Ebert-Anlage entstehen. Hier plant die Stadt die Ansiedlung eines Vollversorgers mit 3.000 Quadratmetern Verkaufsfläche und integriertem Parkhaus. Der zentrale Einkaufsmarkt könnte neben den Altstadtbewohnern auch Kunden aus dem nahen Neckartal anziehen, die Einkauf und Bummel in der Innenstadt geschickt und ohne Parkplatzsorgen miteinander verknüpfen wollen. Mit 30 Ja-,
vier Neinstimmen und zwei Enthaltungen beauftragte der Rat die Verwaltung, die Entwicklung dieser beiden Standorte voranzutreiben.

Kommunikation und Partnerschaft verbessern

Einstimmig votierten die Ratsvertreter/innen dafür, über organisatorische Maßnahmen und neue Partnerschaften das Einkaufserlebnis weiter zu verbessern. Als finanzielle Basis dazu steht dem Konzept der Innenstadtentwicklungsfonds zur Verfügung, der vom städtischen Haushalt jährlich mit 500.000 Euro gespeist wird. Davon fließen 350.000 Euro in Investitionen, 150.00 Euro in Marketingmaßnahmen und personelle Unterstützung für die Innenstadtentwicklung.

Kurze Wege will die städtische Wirtschaftsförderung gemeinsam mit dem Einzelhandelsverband Nordbaden e.V., PRO Heidelberg und der IHK Baden-Württemberg mittels einer gemeinsame Beratungsstelle für Gewerbetreibende und Hauseigentümer im Rathaus anbieten. Dort bieten die Institutionen regelmäßige Sprechstunden an, bei denen Gewerbetreibende und Eigentümer sich in einzelbetrieblichen Fragen ebenso beraten lassen können, wie sie bei Problemen mit der Verwaltung auf Vermittlung bauen kann. Als dauerhaften Ansprechpartner wird zunächst für zwei Jahre wird ein „Kümmerer“ als Kontaktperson zwischen Gewerbetreibenden und Stadtverwaltung eingerichtet, der sich „auf der Straße unterwegs“ der täglichen Probleme annehmen soll. Jürgen Hormann wird sich zunächts in den nächsten zwei Jahren diese aufgabe wahrnehmen. Er ist über Telefon 58-30013 direkt erreichbar.

Praktische Hürden will die Stadtverwaltung pragmatisch aus dem Weg räumen. So sollen Geschäftsideen mit positiver Wirkung auf die Einzelhandelslandschaft nicht mehr am fehlenden Stellplatz-Nachweis scheitern. Deshalb sichert sich die Stadt bereits jetzt freiwerdende Parkplätze. Sie werden nach objektiven Kriterien an Gewerbetreibende vermittelt.

Eigentümer als Partner gewinnen

Die Eigentümer üben über die Vermietung ihrer Immobilien einen maßgeblichen Einfluss auf die Geschäftsstruktur in der Innenstadt aus. Die Stadt will sie gezielt mit Information und Beratung für die Vorteile hochwertigen Einzelhandels sensibilisieren und sie für die aktive Mitwirkung an der Einzelhandelsentwicklung gewinnen. Dazu will die Verwaltung einen freiwilligen Zusammenschluss der Grundstückseigentümer unterstützen, wenn dieser sich auf ein abgestimmtes Arbeitsprogramm und die Aufwertung des Geschäftsbereiches festlegt.

Mit einer Informationsveranstaltung wollen Oberbürgermeister und Verwaltung die Hauseigentümer noch in diesem Jahr über die geplanten Entwicklungen unterrichten; ein Infobrief soll regelmäßig über den innerstädtische Projekte und Vorhaben der Verwaltung informieren. Um die Verbindlichkeit im Dialog zu verankern, bietet die Stadt den Hauseigentümern und Immobilienverwaltern einen „Letter of Intent“ an, in dem die Akteure ihre generelle Kooperationsbereitschaft zu Gunsten des Einzelhandelsstandortes erklären.

Als ganz handfesten Anreiz prüft die Verwaltung ein Förderprogramm, das möglicherweise dann greift, wenn Investitionen eines Eigentümers über das notwendige Maß hinausgehen und zur Aufwertung des öffentlichen Erscheinungsbildes beitragen oder kreative Geschäftsideen in den Seitenstraßen dort zu einer Attraktivitätssteigerung führen.

Gewerbetreibende als Partner gewinnen

In enger Zusammenarbeit mit dem Einzelhandelsverband Nordbaden e.V., PRO Heidelberg, der IHK Baden-Württemberg und Heidelberg Marketing GmbH will die Stadt die Gewerbetreibenden als Partner im Prozess gewinnen. Vom Innenstadtfonds über die Beratungsstelle, den „Kümmerer“ bis hin zu einem Informations-,
Fortbildungs- und Schulungsangebot will die Stadt die Gewerbetriebenden aktiv in die Gestaltung des Einzelhandelsstandorts einbinden, sie bei der Bildung von Werbegemeinschaften unterstützen und die Kommunikation und Vernetzung untereinander vorantreiben. Eine neue Internetpräsenz mit ausführlichen Informationen zum Einkaufsangebot in Heidelberg soll noch in diesem Jahr an den Start gehen, der Einkaufsführer für Einwohner und Besucher im kommenden Jahr. Gemeinsam mit dem Handel will die Stadt öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen, die zur Profilbildung des Standorts beitragen, durchführen oder den Handel dabei unterstützen.

Kunden als Freunde gewinnen

Ziel aller Bemühungen ist es, die Kundinnen und Kunden wieder mehr an Heidelberg zu binden – durch ein dynamisches Parkleitsystem, ein gutes Einkaufsumfeld, vom Stadtbild über das Ambiente, bis hin zum Service vor Ort. Das Heidelberger Einzelhandelsgutachten aus dem Jahr 2006 belegt: Die Attraktivitätsreserven der einmaligen Atmosphäre in der Altstadt sind noch längst nicht ausgeschöpft. Heidelberg verfügt noch über wertvolle ungenutzte Potenziale, die sich mancher Mitbewerber nicht einmal erarbeiten könnte. Zusammen mit dem jetzt vorgelegten Maßnahmenpaket sind das optimale Voraussetzungen, um unter Mitwirkung aller Beteiligten bei der Kundengunst deutlich Boden gut zu machen.  (amb)